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Selektion überwinden – überholte Schulstrukturen abschaffen

Landesdelegiertenversammlung vom 30./31.05.2006

Letzte Aktualisierung: 13.06.2006

Die LDV der GEW BERLIN dankt ausdrücklich den Kolleginnen und Kollegen der Rütli-Hauptschule für die deutlichen Worte, mit denen sie die unerträglichen Arbeits- und Lernbedingungen an ihrer Schulform zum Ausdruck gebracht haben. Der jahrelange Versuch der Neuköllner Schulaufsicht, die strukturell bedingten Probleme an sozial belasteten Schulen des Bezirkes zu ignorieren bzw. den Kolleginnen und Kollegen eine Mitschuld an diesen Zuständen anzulasten, ist damit gescheitert. Ebenso wird durch die solidarischen Reaktionen zahlreicher anderer Schulen Berlins, aber auch in den hektischen und verharmlosenden Reaktionen der Senatsschulverwaltung deutlich, dass mit der Diskussion um die Existenzberechtigung der Hauptschule das gegliederte Schulsystem in Berlin grundlegend in Frage zu stellen ist.

Die GEW BERLIN begrüßt ausdrücklich die Absicht der Senatsschulverwaltung, endlich konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Lern- und Arbeitsbedingungen für die Schulen der Stadt in die Wege zu leiten. Mit dem von Herrn Böger jetzt erst vertretenen "Berliner Konzept: Integration durch Bildung" und dem "Berliner Arbeitsprogramm Hauptschule" liegen Absichtserklärungen vor, die bei einer Realisierung eine erhebliche Verbesserung der Lern- und Arbeitsbedingungen an allen Schulformen bedeuten könnten.

Die GEW BERLIN fordert als kurzfristige Maßnahmen eine deutliche Verbesserung der personellen Ausstattung der Berliner Hauptschulen einschließlich der Neueinrichtung von mindestens drei regelfinanzierten Sozialarbeiterstellen je Hauptschule. Eine beabsichtigte Verbesserung der personellen Ausstattung an Hauptschulen darf aber nicht zu Lasten anderer Schulformen gehen.

Die LDV bestätigt trotz einer Zustimmung zu kurzfristigen Verbesserungsmaßnahmen für die Förderung der Hauptschulen, die grundsätzliche Forderung nach Abschaffung dieses Schultyps. Eine grundlegende Verbesserung der Lern- und Arbeitsbedingungen an der Berliner Schule ist nur in einem integrativen Schulsystem möglich. Nachdrücklich setzt sich die GEW BERLIN daher für die Abschaffung des gegliederten Schulsystems ein und fordert den Senat auf, mit der Umstrukturierung hin zu "Einer Schule für Alle bis zur Klasse 10" sofort zu beginnen. Eine Schule für alle muss personell und sächlich so ausgestattet werden, dass durch individuelle Förderung alle SchülerInnen zum bestmöglichen Schulabschluss geführt werden können.

Die GEW BERLIN fordert seit langer Zeit die Überwindung der frühen Selektion. Kinder und Jugendliche müssen wie in zahlreichen anderen europäischen Ländern bis zum Ende der Pflichtschulzeit gemeinsam miteinander und voneinander lernen und dabei individuell gefördert werden. Die GEW BERLIN kritisiert nachdrücklich, dass stattdessen die Demontage der sechsjährigen Grundschule durch die ständige Neueinrichtung grundständiger Gymnasialklassen betrieben wird. Mit dem Gewerkschaftstagsbeschluss aus dem Jahre 2005 "Eine Schule für Alle", hat die GEW eine Grundlage für die innergewerkschaftliche und öffentliche Diskussion geschaffen. Die Landesdelegiertenversammlung der GEW BERLIN unterstützt die damit verbundene Strukturdiskussion und fordert den Landesvorstand auf, die innergewerkschaftliche Diskussion zu dieser Thematik so zu organisieren, dass auf der Herbst-LDV 2006 eine auf Berlin zugeschnittene Vorlage zum Thema "Eine Schule für Alle" vorgelegt werden kann.

Die GEW BERLIN initiiert einen regelmäßigen Gesprächskreis in Form eines Runden Tisches mit dem Ziel, die Forderung "Eine Schule für alle" umzusetzen. Gemeinsam mit VertreterInnen von Parteien, Eltern, SchülerInnen, Gewerkschaften, Wirtschaft soll eine Strategie zur Umsetzung entwickelt werden.

Die LDV im Frühjahr 2007 diskutiert die bis dahin entwickelten Schritte.