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Qualität von Schule und Unterricht steigern - Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte verbessern - Attraktivität des Lehrerberufs erhöhen

Landesdelegiertenversammlung 19./20.06.2001

Letzte Aktualisierung: 26.03.2001

In den letzten 10 Jahren hat das Land Berlin die Berliner Schule als Steinbruch für finanzpolitisch begründete Kürzungen missbraucht. Durch eine zweimalige Erhöhung der Pflichtstunden, durch Frequenzerhöhung und Stundentafelkürzungen wurde Stellenabbau in beträchtlicher Höhe betrieben. Dadurch wurden notwendige Neueinstellungen vermieden und die Schaffung neuer Stellen bei Schüleranstiegen nicht veranlasst. Nicht ausreichende Ausstattung mit Lehrkräften hat in der Berliner Schule dazu geführt, dass der Unterrichtsausfall in unvertretbarem Maße zugenommen hat. Auf die Kritik der Öffentlichkeit hat die Politik mit ungeeigneten Instrumenten zur Schaffung einer so genannten Unterrichtsgarantie geantwortet. Das Landesschulamt hat mit dem Rundschreiben 48/2000 den Versuch unternommen, mit unentgeltlicher Mehrarbeit die Situation an den Schulen zu kaschieren. Auf Grund der von der GEW BERLIN initiierten Proteste zahlreicher Personalversammlungen und Gesamtkonferenzen musste das Landesschulamt das Rundschreiben 48/2000 zurückziehen.

Damit verschwindet jedoch die Kritik an den weiter bestehenden miserablen Arbeitsbedingungen nicht von der Tagesordnung. Die politischen Rahmenbedingungen für die Durchsetzung von GEW-Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Berliner Schule haben sich jedoch teilweise geändert:

Die Mobilität auf dem Lehrkräftearbeitsmarkt ist größer geworden und wird weiter ansteigen. Der bereits in einigen Bereichen vorhandene Lehrkräftemangel wird sich auf alle Bereiche der Schule ausweiten. Das öffentliche Bewusstsein und die Anerkennung des Lehrerberufs scheint sich zu wandeln.

Eine Verbesserung auf dem Lehrkräftearbeitsmarkt kann mittelfristig nur dadurch erzielt werden, dass die Attraktivität des Berufs deutlich erhöht wird. Es ist jedoch nicht von vorn herein davon auszugehen, dass dadurch alleine die Durchsetzungschancen für Forderungen der GEW in Bezug auf Arbeitsbedingungen besser würden. Politisch Verantwortliche behandeln das Problem weiterhin in Sonntagsreden und suchen ihr Heil in kurzsichtigen Scheinlösungen. Die GEW BERLIN wird in der öffentlichen Diskussion den Zusammenhang zwischen Lern- und Arbeitsbedingungen von Schülerinnen und Schülern und Arbeitsbedingungen und Nachwuchssicherung von Lehrerinnen und Lehrern in den Mittelpunkt stellen.

Die GEW BERLIN beteiligt sich an der bereits bundesweit beschlossenen Kampagne zur Senkung der Pflichtstunden. In Verbindung damit setzt die GEW BERLIN eine Politik, in der die Auseinandersetzung um die Qualität von Schule und Unterricht im Zentrum steht. An den strategischen Zielen (Rücknahme der Arbeitszeitverlängerungen von 1992 und 2000, Senkung der Klassenfrequenzen, einheitliche Bezahlung für alle Lehrämter) hält die GEW BERLIN fest.

Daraus abgeleitet setzt die GEW BERLIN folgende Forderungen auf die Tagesordnung der nächsten Monate, die sie im kommenden Wahlkampf in den Mittelpunkt stellen wird:

  • Verbesserungen für Berufsanfänger
  • Erhöhung der Anwärterbezüge; mindestens DM 3.000,- pro Monat für jeden Anwärterin/Anwärter
  • Konsequente Doppelsteckung, keine Anrechnung auf den Bedarf
  • Mehrarbeitsverbot in der 2. Phase
  • Lückenlose Ausbildung, Abbau von Wartezeiten im Studium und zwischen 1. und 2. Ausbildungsphase.
  • Lehrerinnen und Lehrer im Dienst
  • Frequenzsenkungen
  • Bedarfsgerechte Ausweitung der Anrechnungstatbestände, insbesondere auch für Fort- und Weiterbildung
  • Rücknahme der Arbeitszeitverlängerung
  • Altersteilzeit ab 55 Jahre im linearen und Blockmodell auch für Teilzeitbeschäftigte
  • Erhalt der Altersermäßigung
  • Maßnahmen zum Erhalt der Gesundheit durch konsequente Anwendung der Arbeits- und Gesundheitsschutzrichtlinien
  • "Quereinsteiger"
  • Massiver Ausbau der Weiterbildungsangebote für Mangelbereiche
  • Berufsbegleitendes Referendariat

Aktivitäten

  • Die GEW BERLIN beteiligt sich an der Auftaktveranstaltung am 26.06.2001 in Hamburg und entsendet eine Delegation, die die Position der GEW BERLIN auf der Versammlung vertreten wird. Der Landesvorstand wird aufgefordert, die Fortsetzung der bundesweiten Kampagne zur Senkung der Arbeitszeit für Berlin zu entwickeln.
  • Um Druck für die Forderung nach Verbesserungen der Bedingungen für LehramtsanwärterInnen zu machen, organisiert die GEW BERLIN gemeinsam mit anderen Bundesländern eine Postkarten-/Email-Aktion. Die Forderung muss deutlich machen, dass die GEW eine Öffnung für eine Zulagenregelung für die Bundesländer nicht unterstützt, sondern eine bundeseinheitliche Besoldungsverbesserung für alle LehramtsanwärterInnen verlangt.
  • Teilnahme von Pr-/BL-Mitgliedern an Hauptseminaren, Kurzreferate zum Thema Berufseinstieg und Bezahlung.
  • Aufforderung an Hauptseminare, Beschlüsse zum Bereich Bezahlung der LehramtsanwärterInnen zu fassen.
  • Auf den Personalversammlungen im Herbst soll das Thema "Sicherung der Unterrichtsqualität durch Sicherung des Lehrernachwuchses" im Mittelpunkt stehen.

Dazu wird die GEW BERLIN zentrale Informationsmaterialien (Flugblatt, Postkarte, Email-Versand, Musterreferat, Beschlussempfehlung und ein Argumentationspapier) zur Verfügung stellen. Gleichzeitig wird die GEW BERLIN die Forderung in die Medien transportieren, z.B. durch entsprechende Veröffentlichungen und Hintergrundgespräche mit Journalisten.

Der Landesvorstand wird beauftragt, weitere öffentlichkeitswirksame Aktionen zu entwickeln.