Schwerpunkt "Zusammen den ganzen Tag"
Aktuelle Standards für die Ganztagsschulentwicklung
Das Team der Serviceagentur Ganztag Berlin gibt einen Einblick in ihre Arbeit.
Die Anlässe, warum sich Leitungsteams oder Steuerungsgremien an uns wenden, um sie bei Schulentwicklungsprozessen zu begleiten, sind vielfältig. Oft geht es um die ganz konkrete Veränderung des Zeitkonzeptes, der Kooperationskultur oder einen praktikablen Umgang mit den räumlichen Möglichkeiten. Nicht selten werden veränderte Interessen, Förder- und Unterstützungsbedarfe der Schüler*innen, andere Bedarfe von Erziehungsberechtigten oder auch zunehmende oder schwindende Teilnahmezahlen festgestellt, so dass konzeptuelle Anpassungen oder eine Schärfung des Ganztagsschulprofils notwendig sind. Eine Schule trat zum Beispiel mit folgendem Anliegen an uns heran: »Unser Kollegium hat vor einigen Jahren ein Ganztagskonzept für unsere Schule entwickelt, das wir nun den veränderten Bedingungen anpassen wollen.«
Kombination von Prozess- und Fachberatung
Die Serviceagentur Ganztag Berlin (SAG) ist ein durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie gefördertes Programm der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und neben proSchul und der Fortbildung Berlin Teil des Unterstützungssystems für Berliner Schulen. Als Impulsgeberin, Netzwerkerin, Beraterin unterstützen wir Einzelschulen sowie die Bildungsverwaltung bei der qualitativen Weiterentwicklung der Ganztagsschule. Damit sind wir Ansprechpartnerin für nahezu alle Berliner Schulen. Alle öffentlichen Grundschulen, Integrierten Sekundarschulen, Gemeinschaftsschulen und Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt sind in Berlin Ganztagsschulen. Darüber hinaus bietet ein Drittel der Gymnasien ganztägiges Lernen an.
Die SAG bietet auf Anfrage individuelle Schulentwicklungsberatung (SEB) rund um das Themenfeld des Lernens über den ganzen Tag an. Das Verfahren, das sich hierbei bewährt hat und uns auszeichnet, ist eine Kombination von Prozess- und Fachberatung. Wir arbeiten dabei systemisch: die Fragen, Kompetenzen und Ressourcen der jeweiligen Schule stehen im Zentrum und sind damit Anknüpfungspunkt der für sie kostenfreien Beratung.
Zielgruppe der Schulentwicklungsberatung sind Leitungsteams und Steuerungsgremien. Hier ist Multiprofessionalität gefragt, denn wir arbeiten nur mit Gruppen, in denen alle Akteur*innen vertreten sind, die für die gewünschte Veränderung gebraucht werden. Im Zentrum der Beratung stehen die Perspektiven der Schüler*innen und das Lernen über den ganzen Tag. Unser konkretes Unterstützungsangebot für eine Schule umfasst in der Regel drei bis vier Termine pro Schuljahr, die im Sinne einer Prozessarchitektur geplant werden.
Meilensteine setzen
Der erste Schritt dafür ist eine solide Analyse der Ausgangslage. Hierfür stellen die Qualitätsstandards für die inklusive Berliner Ganztagsschule ein neues Instrument dar. Auch das Veranstaltungsformat IMMER AUF ACHSE kann für den Einstieg sinnvoll sein, um Schulentwicklungsprozesse zu reflektieren.
Es folgt eine gemeinsame Zielklärung, Meilensteinplanung und die Verabredung der spezifischen Leistung der SAG. Entsprechend dieser abgestimmten Prozessarchitektur wird dann eine Sitzung der Steuergruppe qua Moderation begleitet, ein Studientag durchgeführt oder es werden Fachinputs in die Entwicklungsarbeit der Schule eingebracht. Da Prozesse nie genau vorhersehbar sind, unterstützen wir, falls erforderlich, auch die Umsteuerung.
Diese konzentrierte, fachliche Begleitung des Entwicklungsprozesses der Schule mündet abschließend in einer gemeinsamen kommunikativen Bilanzierung und einem Ausblick, der die schulischen Beteiligten darin stärken soll, den Prozess mit geklärten Zuständigkeiten eigenständig fortzusetzen. Dies ist eine wichtige Stellschraube für die Nachhaltigkeit der Beratung. Zudem wird der Beratungsprozess im Nachgang einer anonymem Wirkbefragung unterzogen.
Die eingangs zitierte Anfrage einer Schule führte nach diesem Verfahren zu einer intensiven Sondierung der aktuellen Themen der Schule von Personalmangel über veränderte Bedarfe hinsichtlich der Zeitstrukturierung bis hin zur Organisation des Mittagsbands. Davon ausgehend erfolgte die Fokussierung auf die partizipative Erarbeitung einer bedarfsorientierten Zeitstruktur und die intensive Vorbereitung der Abstimmung der neuen Rhythmisierung in der Gesamtkonferenz. Im Abschlussgespräch wurde dieser Prozess als erfolgreich beschrieben: »Wir sind unserem Ziel mit Ihrer Hilfe ein großes Stück nähergekommen« und »durch ihre Strukturierung haben wir viel Zeit gespart«.
Qualitätsstandards als Arbeitsgrundlage nutzen
Verbindliche Instrumente der Schulentwicklung sind das Schulprogramm und der Schulvertrag. Hier werden Zielsetzungen und Umsetzungsmaßnahmen der Schulentwicklung schriftlich festgehalten. Die neuen Qualitätsstandards für die inklusive Berliner Ganztagsschule sollen helfen, das Lernen über den ganzen Tag hier systematischer als bislang zu integrieren. Sie formulieren das Qualitätsverständnis guter Ganztagsschule im Land Berlin, sind handlungsleitend für alle Schularten und ein Instrument für die interne Schulentwicklungsarbeit. Gemäß der Qualitätsstandards für die inklusive Berliner Ganztagsschule zeigt sich Qualität insbesondere daran, inwiefern es gelingt, Lernen über den ganzen Tag zu ermöglichen und dabei die Bedarfe und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ins Zentrum zu stellen. Der Berliner Ganztagsstern beschreibt die Qualitätsbereiche, die bei der Ausgestaltung und Weiterentwicklung der Ganztagsschulen besonders bedeutsam sind: Dazu zählen ein klares Ganztagsschulprofil, eine kind- und jugendgerechte Rhythmisierung, kooperationsförderliche Zeitstrukturen sowie eine bedarfsgerechte Verpflegung und Ausgestaltung der verfügbaren Räumlichkeiten. Insbesondere machen eine kooperative Steuerung, eine gute Praxis der Zusammenarbeit im multiprofessionellen Kollegium und mit außerschulischen Kooperationspartner*innen, die Vielfalt beziehungsweise die sinnvolle Verzahnung der Bildungselemente sowie eine partizipative Praxis eine gute Ganztagsschule aus.
Selbstverständlich ist die Umsetzung der Qualitätsstandards für die inklusive Berliner Ganztagsschule ein Prozess, der nicht von heute auf morgen bewerkstelligt werden kann. Wichtig ist, dass die Berliner Ganztagsschulen ihre Weiterentwicklung in den nächsten Jahren gezielt angehen beziehungsweise fortführen. Dabei ist aber auch klar, dass Qualitätsentwicklung Zeit, einen guten Plan und einen angemessenen Rahmen sowie oftmals auch Kreativität und Unterstützung braucht. Und hier kommt das Unterstützungssystem mit seinen vielfältigen Beratungsangeboten ins Spiel. Doch so individuell die Schulen sind, so individuell sind auch die Beratungsprozesse. Die oben dargestellte Vorgehensweise hilft dabei, den Entwicklungsprozess zu strukturieren und die Qualitätsstandards für die inklusive Berliner Ganztagsschule sind ein konkretes Arbeitsinstrument, um Qualität beschreibbar zu machen. Insbesondere die Checklisten und Entwicklungsskalen sind praktische Instrumente für eine Bestandsaufnahme und einen schulinternen Austausch über das, was gut gelingt und das, was bedarfsorientiert weiter- oder neuentwickelt werden sollte. Die Schulentwicklungsberatung wiederum unterstützt dann bei der Fokussierung von Zielen, denn die durchaus abstrakten Standards müssen ja in die eigene Praxis übersetzt werden, um schrittweise an einzelnen und zum spezifischen Bedarf passenden Aspekten zu arbeiten.
So gehen ein bewährtes Verfahren der Schulentwicklungsberatung als Kombination von Prozess- und Fachberatung und die Arbeit mit den Qualitätsstandards für die inklusive Berliner Ganztagsschule Hand in Hand – im Dienste einer bestmöglichen Unterstützung der Berliner Ganztagsschulen.
Informationen und Materialien zu den Qualitätsstandards für die inklusive Berliner Ganztagsschule findet ihr unter: www.berlin.de/sen/bjf/go/ganztag.
Das gesamte Angebot der SERVICEAGENTUR GANZTAG BERLIN (SAG) sowie Materialien und Praxisbeispiele findet ihr unter: www.sag-berlin.de