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Recht & Tarif

Auf dem Weg zu mehr Stärke

Eine Analyse der Ergebnisse der Personalratswahlen und der Wahlen der Frauenvertreterinnen im November 2024.

Foto: GEW/Katja Ziska

Die Wahlergebnisse sprechen eine klare Sprache: Die GEW bleibt eine starke Stimme für alle, die in der Bildung arbeiten! Ein großes Dankeschön an alle Kolleg*innen, die mit ihrem Engagement zu diesem tollen Erfolg beigetragen haben. Besonders im Schulbereich und an den Hochschulen konnten wir große Erfolge feiern. Doch in einigen Kitas mussten wir Stimmen abgeben – ein Zeichen dafür, dass es hier noch einiges zu tun gibt.

 

Wahlbeteiligung wieder so hoch wie vor der Pandemie

 

An den Schulen konnten wir unsere Position weiter ausbauen. Von den 229 Sitzen in den örtlichen Personalräten erzielten wir 213. Ein Anteil von über 90 Prozent der Stimmen entfiel somit auf die GEW. Auch im Gesamtpersonalrat der allgemeinbildenden Schulen (GPR) stellen wir als GEW mit 25 von 29 Sitzen weiterhin die Mehrheit. Diese Ergebnisse zeigen das große Vertrauen in die GEW-Personalräte und ihre Arbeit. 

Besonders erfreulich ist, dass die GEW auch die Wahlen der Frauenvertreterinnen dominierte: In fast allen Regionen sind GEW-Kolleginnen als Frauenvertreterinnen gewählt worden, die GEW-Aktiven Elke Gabriel und Friederike Peiser wurden als Gesamtfrauenvertreterinnen bestätigt. Damit können wir wichtige Beratungsarbeit zu geschlechtergerechten Arbeitsbedingungen weiter durch unsere Mitglieder begleiten.

Mit einer durchschnittlichen Wahlbeteiligung von 28,2 Prozent konnte das Niveau wieder auf den Stand von vor der Corona-Pandemie angehoben werden. Besonders hoch war die Beteiligung in Reinickendorf (39,2 Prozent), Friedrichshain-Kreuzberg (38,6 Prozent) sowie bei den zentral verwalteten und berufsbildenden Schulen (34,6 Prozent). Bei den Wahlen der Frauenvertreterinnen schwankte die Wahlbeteiligung zwischen 7 und 26 Prozent und liegt damit leicht niedriger als 2020. Nur bei den zentral verwalteten und berufsbildenden Schulen lag die Wahlbeteiligung mit über 34 Prozent deutlich höher.

 

Entwicklungen in Kita-Eigenbetrieben und Bezirksämtern

 

Die Ergebnisse in den Kita-Eigenbetrieben zeigen ein gemischtes Bild. Zwar mussten wir Sitze abgeben, konnten jedoch insgesamt 23 Mandate sichern und im Eigenbetrieb City erneut die Mehrheit erlangen, wodurch wir dort den Vorsitz übernehmen. Die Tarifauseinandersetzung in den Kita-Eigenbetrieben hat den Stimmenanteil spürbar beeinflusst. Trotzdem ist es gelungen, in allen Eigenbetrieben GEW-Personalräte zu etablieren.

Wichtig bleibt, die Kita-Beschäftigten weiter zu mobilisieren. Die Wahlbeteiligung von 41,3 Prozent liegt zwar deutlich über dem Schulbereich, jedoch unter dem Niveau früherer Jahre. Hier besteht Handlungsbedarf.

In den Bezirksämtern Mitte und Lichtenberg haben wir jeweils zwei Sitze gewinnen können – ein erfreuliches Ergebnis. Bemerkenswert ist, dass unsere Listen mehr Stimmen erhielten, als wir Mitglieder in den jeweiligen Jugendämtern haben. Dies zeigt die Wertschätzung und das Vertrauen in unsere Arbeit.

 

GEW-Vertretungen in Hochschulen und Referendariat

 

Im Personalrat Hochschulbereich der HU Berlin vertreten nun zehn GEW-Kolleg*innen die Beschäftigten. Erneut wurde eine GEW-Kollegin zur Vorsitzenden gewählt. Im Gesamtpersonalrat der HU sind wir mit sieben GEW-Kolleg*innen vertreten. Neu sind an der TU nun neun GEW-Kolleg*innen im Personalrat aktiv sowie sieben GEW-Kolleg*innen im FU-Gesamtpersonalrat. An der HWR engagieren sich drei GEW-Kolleg*innen im Personalrat, an der BHT zwei Kolleg*innen und jeweils ein*e Kolleg*in in den Personalräten der Charité, ASH und HTW. Neben wissenschaftsunterstützenden Beschäftigten sind durch die GEW-Listen nun mehr wissenschaftliche Beschäftigte in den Personalräten. Größte Herausforderung werden die Kürzungen durch den Senat und die damit verbundenen Mehrbelastungen durch nicht besetzte, gekürzte oder befristete Stellen sein.

Die Wahl der Lehramtsanwärter*innen war wieder ein voller Erfolg für die GEW. Dort stellen wir seit Jahrzehnten als einzige Organisation Wahlvorschläge für den Personalrat auf. Es gab mit 32 Kandidierenden wieder eine lange GEW-Liste und nun viele motivierte neue Personalratsmitglieder. Die Wahlbeteiligung war mit etwa 40 Prozent bei Beamt*innen und Arbeitnehmer*innen stabil hoch – ein starkes Votum für die Verbesserung der Ausbildungsbedingungen.

Im Hauptpersonalrat (HPR) erreichte die gemeinsame Liste der GEW mit unserer Schwestergewerkschaft IG BAU 8 von 31 Sitzen. Während wir bei den Arbeitnehmer*innen einen Stimmenanteil von 31 Prozent erzielten, war der Anteil bei den Beamt*innen mit 13 Prozent vergleichsweise gering. Bei der Konstituierung des HPR wurde ein Vorstand aus Vertreter*innen der DGB-Gewerkschaften ver.di, GEW und GdP gewählt. Nachdem die GEW in den vier Jahren zuvor nicht im HPR-Vorstand vertreten war, konnten nun die GEW-Mitglieder Anne Albers, Robert Odarjuk und Thomas Weiske diese wichtigen Positionen übernehmen. Somit können wir in der Interessenvertretung des gesamten Berliner öffentlichen Dienstes wieder mehr bildungspolitische Impulse setzen.

 

Zurück im Vorstand des Hauptpersonalrats

 

Die Wahlergebnisse 2024 sind ein klares Vertrauensvotum der Berliner Bildungsbeschäftigten für die GEW. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass es in einigen Bereichen Nachholbedarf gibt. Um in den Kitas und Bezirksämtern stärker zu werden, bedarf es gezielter Maßnahmen. Die dortige Arbeitsbelastung und Personalnot müssen wir, genau wie die Anerkennung der Arbeit von Erzieher*innen, noch stärker fokussieren.

Eine starke Präsenz in den Beschäftigtenvertretungen bedeutet für uns eine bessere Sichtbarkeit und Teilhabe an Entscheidungsprozessen. Das heißt mehr politische Druckmittel in Verhandlungen für bessere Arbeitsbedingungen oder beim Protest gegen Haushaltskürzungen. In Bereichen wie der Hochschule zeigt sich auch, wie sehr die Wahl als Katalysator für unsere Mitgliedergewinnung fungieren kann. So sind viele Kandidat*innen auf den GEW-Listen an den Hochschulen, die zuvor keine Mitglieder waren, in die GEW eingetreten und haben weitere Kolleg*innen dazu motiviert.

Auch diese Wahlen waren ein Lernprozess, aus dem wir viel mitnehmen konnten. Gemeinsam schauen wir auf allen GEW-Ebenen, was gut funktioniert hat und wo wir noch besser werden können. Während die detaillierte Analyse in den Bezirken und Abteilungen noch läuft, zeichnen sich bereits jetzt wichtige Aufgaben für die Wahlen 2028 ab.

Ein wichtiger Punkt für die Zukunft ist eine gezielte Ansprache in den Kitas. Wir brauchen starke Kampagnen und ein noch klareres Profil, um verlorene Nähe wiederzuerlangen. Auch die Wahlbeteiligung muss weiter steigen, und dafür sollten Erfolgsmodelle wie fliegende Wahllokale noch mehr zum Einsatz kommen. Ebenso ist es entscheidend, die Bedeutung der Wahlen und die Arbeit der Beschäftigtenvertretungen besser sichtbar zu machen und über die Wahlprozesse aufzuklären.

Die Zusammenarbeit mit anderen Gewerkschaften, Verbänden und sozialen Bewegungen kann uns dabei helfen, unsere Möglichkeiten zu erweitern. Wir sollten unsere politischen Forderungen – von Entlastung über Entfristungen bis hin zu Geschlechtergerechtigkeit – klar und offensiv kommunizieren. Unsere engagierten Kolleg*innen und die Netzwerke der Vertrauensleute sind für diese Aufklärungsarbeit unverzichtbar. Wie Personalräte und Frauenvertreterinnen arbeiten, muss in den kommenden Jahren immer wieder gezeigt werden – mit Blick auf die Wahlen 2028.

Wir danken unseren Kandidat*innen, die der GEW BERLIN in den Schulen, Hochschulen, Bezirksämtern und Kitas ein Gesicht geben. Wir danken allen Kolleg*innen, die sich an der Wahl beteiligt und unseren Kandidierenden mit ihrer Stimme ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Wir bedanken uns bei den Wahlvorständen, den vielen ehrenamtlichen GEW-Kolleg*innen, den Beschäftigten in der Geschäftsstelle und bei Katja Ziska, die einen großen Teil unseres Wahlkampfes organisiert hat. Allen neu und wieder gewählten Personalratsmitgliedern und Frauenvertreterinnen wünschen wir gutes Gelingen.