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Arbeitsbelastung

Berliner Lehrkräfte frustriert: Jeder Dritte rät vom Beruf ab

Die aktuelle Arbeitsbelastungsstudie der Universität Göttingen zeigt, dass nur noch 20 Prozent der Berliner Lehrkräfte ihren Beruf weiterempfehlen würden – über ein Drittel rät aktiv davon ab.

Pressekonferenz der GEW BERLIN zu den neuesten Teilergebnissen der Arbeitsbelastung von Berliner Lehrkräften am 2.4.2025. Foto: GEW BERLIN/Katja Ziska

„Die Ergebnisse zeigen mit großer Deutlichkeit: Die derzeitigen Arbeitsbedingungen im Berliner Schuldienst sind wenig attraktiv – vor allem im Vergleich zu anderen Beschäftigtengruppen. Dies dürfte ein wichtiger Grund des aktuellen Lehrkräftemangels sein“, betonte Frank Mußmann, Leiter der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften an der Universität Göttingen. „Unsere Daten machen sichtbar, was viele seit Jahren spüren: Viele Lehrkräfte befinden sich in einer Gratifikationskrise, enormer Aufwand (effort) auf der einen und Wertschätzung (reward) auf der anderen Seite stehen in keinem guten Verhältnis zueinander. Ein Viertel der Lehrkräfte weist Anzeichen einer depressiven Gefährdung auf.“ 

Die Belastungen sind messbar: 90 Prozent der Lehrkräfte stehen oft unter starkem Zeitdruck, 88 Prozent arbeiten regelmäßig am Wochenende. „Lehrkräfte erleben eine starke Entgrenzung ihrer Arbeitszeit. Ohne verbindliche Erfassung werden sich Arbeitsverdichtung, Erschöpfung und Berufsausstiege weiter zuspitzen“, warnte Martina Regulin, Vorsitzende der GEW BERLIN. Neben einer verlässlichen Arbeitszeiterfassung fordert die GEW BERLIN substantielle Maßnahmen zur Entlastung von Lehrkräften. Die Ergebnisse zeigen es deutlich: „Die Senatsbildungsverwaltung muss jetzt handeln – nicht irgendwann!“, betonte Regulin.

Zusätzliche Aufgaben wie die digitale Unterrichtsgestaltung oder die fortlaufende Lernstandsdokumentation haben in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen und führen zunehmend zu einer dauerhaften Überlastung. Hinzu kommen emotionale Belastungen durch Konflikte und respektloses Verhalten. „Um die vielfältigen schulischen Aufgaben zu bewältigen und den Schüler*innen besser gerecht werden zu können, müssen weitere Professionen verlässlich hinzugezogen werden. Sie können dabei aber nicht die Lehrkräfte ersetzen, sondern müssen als zusätzliche Regelausstattung bereitgestellt werden“, machte Lydia Puschnerus, Leiterin des Vorstandsbereichs Schule der GEW BERLIN deutlich. „Mit der neuen Zumessung und den Kürzungen zum Beispiel im Bereich der Schulsozialarbeit passiert gerade das Gegenteil. Dies wird die Belastungen noch verstärken“, warnte Puschnerus.

Ralf Schäfer, Lehrkraft und Personalrat, kritisiert die Betriebs- und Führungskultur an vielen Schulen. „In der chronischen Mangelsituation kommunizieren viele Schulleitungen Entscheidungen oft kurzfristig und intransparent. Die Kolleg*innen werden oft nicht in Entscheidungsprozesse einbezogen. Es braucht klare Strukturen und eine verlässliche Führungskultur! Gute Arbeitsbedingungen dürfen kein Zufallsprodukt sein. “

Arbeitspapiere und Präsentation