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blz 05 / 2011

Besser mit Ausstiegsberatung

Vom Beruf in die Gremienarbeit: Monika Rebitzki über ihre zweite Karriere

Monika, du hast dich nach neunjähriger Mitgliedschaft im Landesvorstand verabschiedet, aber deine Aktivitäten in der GEW waren und sind ja viel umfangreicher: im LAMA, bei den Jungen Alten und drei Jahre als Leiterin des Referates Schulrecht/Bildungsfinanzierung im Geschäftsführenden Landesvorstand.

Das war interessanterweise mein Berufsausstiegsszenario: Danach in der GEW noch einmal in den Gremien anzufangen. Als ich beim Arbeitskreis Neue Erziehung (ANE) über Altersteilzeit ausgeschieden bin, habe ich mir vorgenommen, dem ANE keine Zeit mehr zu schenken, sondern mich in der GEW zu engagieren.

Denn mein Arbeitgeber hatte mich die letzten zehn Berufsjahre ziemlich gebeutelt, sodass ich sehr viel Hilfe vom GEW-Rechtsschutz gebraucht habe. Aber ich bin schon als Elternvertreterin mit der GEW zusammen-gekommen, als wir 1974 gegen die massenhaften Klassenzusammen-legungen protestiert haben, von denen auch mein Sohn, damals in der zweiten Klasse, betroffen war.

Da habe ich auch an meiner ersten Demonstration teilgenommen, die von der GEW organisiert wurde. Während meiner Arbeit für den ANE gingen die Kontakte dann weiter, denn der ANE ist ja im Bildungsbereich ein enger Bündnispartner der GEW gewesen.

Wir haben jahrelang zusammen Aktionen gemacht, ich habe dabei die Elternseite eingebracht, die GEW die Lehrerseite.

Und wie bist du zum ANE gekommen?

Ich habe während der Kinderphase studiert, weil ich in meinem ersten Beruf keine Arbeit bekommen habe. Im Studiengang Diplom-Pädagogik habe ich mich dann auf Erwachsenenbildung spezialisiert und bin dadurch beim ANE gelandet. Elternbildung und Schulpolitik waren mein Ding und ich habe bis zum Schluss gerne mit Eltern zusammengearbeitet.

Um welche Themen ging es damals?

Das waren vor allem am Anfang das Thema »Gastarbeiterkinder« und deren Muttersprachen und dann die Gemeinsame Erziehung. Da gab es überall eine starke Zusammenarbeit zwischen GEW und ANE.

Aber du warst da ja auch schon GEW-Mitglied?

Ich bin 1981 eingetreten und war dann immer auch als Vertrauensfrau und als Betriebsrätin aktiv. Das ist bei den freien Trägern schon ein hartes Brot, ohne irgendwelche Freistellungen alles nebenbei machen zu müssen.

Aber es ist dringend notwendig, weil beim freien Träger immer fraglich ist, ob alles finanziert werden kann und es dann nicht immer gerecht zugeht.

Noch mal zurück zu deiner Verabschiedung im Landesvorstand. Hörst du nun ganz auf mit der GEW-Arbeit?

Nein, ich mache natürlich weiter. Ich trete nur in die zweite Reihe zurück. Gerhard Weil und ich haben uns intensiv darum gekümmert, dass unsere Nachfolge und die Weiterarbeit beim LAMA gesichert sind.

Das ist jetzt der Fall und wir können guten Gewissens wieder in die zweite Reihe. Das freut mich wirklich, dass wir das so geschafft haben, ein gutes Gefühl.

Monika, im Mai wirst du 70, du hast also schon einige Jahre als Rentnerin verbracht. Bist du zufrieden damit?

Ich bin mit 61 Jahren ausgeschieden. In meinem letzten Berufsjahr hatte ich das Glück, dass eine Frau bei uns ein Praktikum machen wollte. Die habe ich mir dann an Land gezogen als Ausstiegsberatung.

Das hat nichts gekostet und sie hat ein Vierteljahr mit mir alle Themen, die ich mir so überlegt hatte, also was ich weiter machen wollte, durch-gesprochen.

In der Gruppe wäre das noch spannender gewesen, glaube ich. Aber es hat mir auch so sehr geholfen, mir darüber klar zu werden, wie es weitergehen soll. Und das habe ich auch gut geschafft.

Man sollte seinen Ausstieg also gut vorbereiten. Ob dann alles so klappt, wie man sich das vorstellt, ist dann eine andere Frage.

Genau. Das war ja auch bei mir so. Mein Lebensgefährte und ich haben uns zum Beispiel vorgenommen, dass wir als Rentner mit unserem Boot von Berlin aus ans Mittelmeer fahren wollen.

Jetzt, über zehn Jahre später, sind wir endlich soweit. Noch in diesem Monat soll es losgehen. Manchmal braucht man eben etwas länger. Man muss sich ja auch nicht unter Stress setzen.

Andererseits hat meine Idee, bei den Jungen Alten einen Chor aufzubauen, schneller geklappt, als ich gedacht habe, und es macht mir sehr viel Spaß.

Mit Gerd Strecker haben wir auch noch einen guten Chorleiter gefunden und mit Ulfert Krahé einen Kollegen von Gerd, der zwischendurch mit uns zur Gitarre singt. Toll!

Das ist doch ein gutes Ende: Monika, wir danken dir für das Gespräch!

Etwas habe ich aber noch. Gerade weil ich so gute Erfahrungen mit der Ausstiegsberatung gemacht habe, haben wir, mein Gefährte und ich, jetzt ein Konzept entwickelt und wollen es regelmäßig im gewerkschaftlichen Bildungsprogramm anbieten. Bitte weitersagen!

 


Monika Rebitzki
Jahrgang 1941, ist Diplom-Pädagogin und hat lange beim Arbeitskreis Neue Erziehung (ANE) im Bereich Elternbildung und Schulreform gearbeitet. Sie ist seit 1981 GEW-Mitglied und war von 2002 bis 2005 Leiterin des Referates C (Schulrecht, Schulfinanzierung) der GEW BERLIN. Die letzten Jahre hat sie zusammen mit Gerhard Weil den Landesausschuss multikulturelle Angelegenheiten (LAMA) geleitet und ist bei den Jungen Alten und beim GEW-Chor aktiv.