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Schwerpunkt "Verloren im Verwaltungswirrwarr"

BuT alleine reicht nicht aus

Das Bildungs- und Teilhabepaket ist eine gute Sache. Es genügt aber nicht, um soziale Ungleichheit zu kompensieren.

Miniature people: Mother and children with shopping cart standing starting point of maze. Concepts of problem solving.
Foto: Adobe Stock

Die Corona-Pandemie hat uns vieles aufgezeigt. Unter anderem auch, dass Politik sehr durchsetzungsfähig sein kann, wenn sie will. Warum Politik bei dem Ziel echter gesellschaftlicher Teilhabe aller Menschen in unserer Gesellschaft so zögerlich ist, bleibt jedoch offen. Das Leid, die Benachteiligung und die Ausgrenzungen Einzelner und ganzer Familien ist zu groß, um hier tatenlos zuzuschauen. Es gilt, der größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich, Teilhabe und Ausgrenzung entgegenzuwirken.

Die Antwort auf gesellschaftliche Partizipation ist meistens Bildung. Bildung als Schlüssel zur Teilhabe. Deswegen auch das Bildungs- und Teilhabepaket. Doch das Teilhabepaket wirkt nicht zu genüge. Es ist zu bürokratisch, ist in seiner Ausstattung ungenügend, stigmatisiert und vor allem ist es eine Rechtfertigung für politische Verantwortungslosigkeit und mutlos zugleich. In Wirklichkeit reicht es nur, um das Schlimmste abzuwenden.

Bildung braucht Kapital

Der Soziologe Pierre Bourdieu hat in seiner Forschung gezeigt, dass die Teilhabe an der Gesellschaft von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Neben dem ökonomischen Kapital brauche es auch soziales Kapital, kulturelles und symbolisches Kapital. Um dabei zu sein, ist es demnach, verkürzt gesagt, wichtig, ein starkes Beziehungsnetzwerk zu haben, Zugang zu Bildung und Kultur sowie die sozialen Normen und Regeln zu kennen. Es braucht außerdem Geld. Geld, mit dem sich Vorteile verschafft werden und sogar weiteres kulturelles Kapital gekauft werden kann. Nicht zuletzt braucht es einen gesellschaftlichen Status, der Zugänge erleichtert und gesellschaftliche Anerkennung mit sich bringt.

Durch die Geburt ist in den meisten Fällen auch die Ausstattung mit den unterschiedlichen Kapitalressourcen bestimmt. Der freie Zugang zur Bildung ist ein wichtiger Schritt, sich mit Kapital zu versorgen. Doch hier gilt, wie oben beschrieben; es müssten weitere Barrieren überwunden werden, um tatsächlich selbstbestimmt gesellschaftlich zu partizipieren.

Mit dem goldenen Löffel geboren

Der Vorsprung, den Kinder aus Familien mitbringen, die mit allen Kapitalsorten prächtig ausgestattet sind, ist allein durch Bildung nicht wettzumachen. Hier wird Teilhabe quasi vererbt. Echte Chancengleichheit funktioniert so nicht. Dafür braucht es mutige Vorschläge und politische Willenskraft.

Es bedarf einer Politik, in der das vorhandene Kapital gerechter verteilt ist, die Gesellschaft durchmischter ist und nicht durch Distinktion weiter auseinanderdriftet. Neben dem freien Zugang zu Bildung seien auch Städteplanung und Wohnungspolitik, soziale Absicherung, Erbschaftsrecht oder Arbeitsmarktpolitik exemplarisch genannt. Hier bedarf es ganzheitlicher und sozial gerechter Konzepte.

Die Arbeitsmarktpolitik wiederum ist Aufgabe der Gewerkschaften. Die Gewerkschaften müssen an dieser Stelle dazu beitragen, dass prekäre Arbeitsverhältnisse der Vergangenheit angehören und Unternehmen ihre Gewinne nachhaltig und zum Wohle aller in die Belegschaft reinvestieren. Wir als Bildungsgewerkschaft dürfen und müssen das unterfinanzierte Bildungs- und Teilhabepaket kritisieren. Jedoch allein die Symptome zu lindern, wird nicht ausreichen, um die Ursachen für soziale Ungerechtigkeiten effektiv zu bekämpfen. Wir streiten für ein gut ausgestattetes öffentliches und frei zugängliches Bildungswesen, das alle Kinder und Jugendliche fördert und ihnen Chancen auf eine gute Zukunft eröffnet, unabhängig von ihrer Herkunft und dem Kapital ihrer Familie. Machen wir uns dafür stark, dass sich Arbeit auch in diesem Sinne lohnt!

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46