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Gewerkschaft

Corona-Blog

Die Corona-Krise zwingt Schulen und Kitas zum Arbeiten im Ausnahmezustand. Wir blicken zurück auf die letzten Woche.

Foto: GEW BERLIN

22. Februar Die Erst- bis Drittklässler*innen kehren zurück in die Berliner Schulen, insgesamt 95.000 Schüler*innen. Es herrscht nach wie vor keine Präsenzpflicht. Die Schulen unterrichten nach dem Wechselmodell. Gleichzeitig mit der teilweisen Öffnung starten auch die Schnelltests von Lehrer*innen und Erzieher*innen. Die GEW BERLIN warnt angesichts steigender Infektionszahlen vor zu schneller Öffnung und und fordert klare Richtlinien, ab welchem Inzidenzwert Schulen wieder in den Distanzunterricht gehen müssen. Die GEW spricht sich für den Grenzwert 100 aus.

26. Februar In Reaktion auf die Nachteile, die vielen Schüler*innen durch die Einschränkungen des Unterrichts im Rahmen der Corona-Maßnahmen entstanden sind, hat der Berliner Senat das Schulgesetz an einigen Punkten verändert. So können Schüler*innen das Schuljahr freiwillig wiederholen, ohne dass das Jahr auf die Schulpflichtdauer angerechnet wird. Außerdem wird das Probejahr in den siebten Klassen der Gymnasien ausgesetzt und die schriftlichen Prüfungen für die Berufsbildungsreife und den Mittleren Schulabschluss gestrichen.

3. März Die Bund-Länder-Konferenz stellt einen neuen Stufenplan vor, nach dem Öffnungen in bestimmten Bereichen schon bei einer 7-Tage-Inzidenz von unter 100 möglich sein sollen. Die GEW kritisierte das Ergebnis der Konferenz scharf, wie die GEW-Bundesvorsitzende Marlis Tepe deutlich macht: »Die Länder öffnen Schulen und Kitas weiterhin, wie sie wollen – ohne die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.« Die GEW fordert eine durchdachte Teststrategie sowie Impfungen für Lehrkräfte. »Wer Schulen und Kitas weiter öffnen will, muss testen und impfen«, bekräftigte Tepe.

5. März Die ersten Impfeinladungen werden an Berliner Pädagog*innen versandt. Das Angebot richtet sich zunächst nur an etwa 6.000 Beschäftigte in den 63 Förderzentren der Stadt. Die Beschäftigten der Kitas werden ihre Impfeinladung ab dem 9. und Lehrkräfte an Grund- und Gemeinschaftsschulen ab dem 19. März erhalten. Möglich wurde dies, weil den Beschäftigten in Schulen und Kitas nachträglich eine höhere Impfpriorität zugesprochen wurde. Für diesen Schritt hatte sich die GEW vehement eingesetzt.

Die GEW fordert eine durchdachte Teststrategie sowie Impfungen für Lehrkräfte

9. März Die Berliner Kitas sind wieder für alle Kinder offen, unabhängig davon, ob die Eltern einen systemrelevanten Beruf ausüben oder nicht. Die GEW BERLIN kritisiert die Öffnung, da nach wie vor die Erzieher*innen kein Impfangebot erhalten haben. Dazu Doreen Siebernik, Vorsitzende der GEW BERLIN: »Wieder einmal wird der Gesundheitsschutz der Erzieherinnen und Erzieher hintenangestellt. Echte Fürsorge und Verantwortung für die Berliner Erzieherinnen und Erzieher muss anders aussehen.« Neben den Öffnungen der Kitas kehren ab heute auch die Viert- bis Sechstklässler*innen wieder in die Schulen zurück und werden im Wechselmodell unterrichtet.

10. März Nach einer Klage zweier Gymnasiast*innen stellt das Berliner Verwaltungsgericht fest, dass die bisherige Nicht-Berücksichtigung der mittleren Klassenstufen bei den geplanten Schulöffnungen dem Grundsatz der Gleichbehandlung zuwiderläuft und damit rechtswidrig ist. Der Bildungsverwaltung ist die Starrköpfigkeit der Runde der Bildungsminister auf die Füße gefallen, kritisiert die GEW: Einerseits wurde der Schulbesuch für die Grundschüler*innen damit begründet, dass sie weniger am Infektionsgeschehen teilnehmen und auch weniger schwer erkranken. Andererseits öffnet man die Schulen aber auch für einige Oberstufenschüler*innen, weil deren Abschlussprüfungen zeitnah anstehen. Die GEW hat immer wieder darauf hingewiesen, dass Prüfungen allein kein Grund sein sollten, die Schulen erneut zu öffnen, sondern dass pädagogische Überlegungen an erster Stelle stehen sollten.

12. März Mit einer Online-Petition und einer Protestaktion fordert die junge GEW BERLIN die Senatsbildungsverwaltung dazu auf, gerade in Zeiten der Pandemie mehr Bildungsgerechtigkeit herzustellen und insgesamt dem Thema Bildung mehr Bedeutung beizumessen. Einer der Initiatoren, Fabian Schlecht, Lehrer und Mitglied der Jungen GEW, sagt: »Wenn wir die in den letzten Monaten verpassten Bildungschancen aufholen und die aus dem Lockdown entstandenen sozialen Benachteiligungen wieder gut machen wollen, dann müssen wir unserem Bildungssystem in Zukunft eine höhere Priorität einräumen.« Eine entsprechende Petition der jungen GEW wurde von über 7.700 Bürger*innen unterzeichnet.

15. März Impfungen mit dem Impfstopp AstraZeneca werden vorübergehend ausgesetzt. Die GEW BERLIN fordert die Senatsbildungsverwaltung zur Klarstellung auf: »Schulen und Kitas können nur offenbleiben, wenn Pädagoginnen und Pädagogen jetzt die Möglichkeit bekommen, sich auch mit den Impfstoffen anderer Hersteller impfen zu lassen. Sehr viele Erzieher*innen und Lehrkräfte haben Sorge, wenn sie zur Arbeit gehen. Die Aussicht auf schnelle Impfungen ist für die Beschäftigten ein Silberstreif am Horizont.«

16. März Trotz eines gegensätzlichen Entscheids des Verwaltungsgerichts nimmt der Senat die geplante Rückkehr der Jahrgangsstufen sieben bis neun in die Schulen angesichts der stark steigenden Infektionszahlen wieder zurück. Auch die GEW BERLIN hatte im Vorfeld dieser Entscheidung starke Bedenken gegenüber weiteren Öffnungsschritten in den Schulen geäußert. »Ein weiteres Öffnen der Bildungseinrichtungen ist angesichts der negativen Entwicklung unverantwortlich. Es braucht einen Strategiewechsel, weg von der Orientierung an Jahrgängen hin zum Fokus auf Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf. Spätestens mit dem Erreichen der 7-Tage-Inzidenz von 100 müssen die Schulen wieder in den Distanzunterricht und die Kitas in die Notbetreuung. « Außerdem kritisiert die Gewerkschaft, dass zurzeit nicht genügend Schnelltests für die Berliner Lehrkräfte vorhanden sind.

17. März Ab heute kehren die zehnten bis dreizehnten Klassen zurück in die Schulen. Gleichzeitig stehen ab heute für Schüler*innen, die die gymnasiale Oberstufe oder ein Oberstufenzentrum besuchen, CoronaSelbsttests zur Verfügung. Nach und nach sollen dann auch jüngere Schüler*innen mit einbezogen werden. Die Tests sollen zuhause und zweimal in der Woche durchgeführt werden. Bei einem positiven Testergebnis sollen die Schüler*innen ihre Schule informieren und einen ergänzenden PCR-Test vornehmen lassen.

26. März Inzwischen haben auch die Lehrkräfte an Sekundarschulen und berufsbildenden Schulen ein Impfangebot für den Wirkstoff AstraZeneca bekommen. Dieser ist für ältere Menschen nicht zugelassen und nur wenig nachgefragt. Daher entscheidet der Senat, Lehrkräfte mit Impfpriorität vorzuziehen. In einem Beschluss bekräftigt der Landesvorstand der GEW BERLIN, dass es für alle Schüler*innen ein Angebot für Präsenzunterricht geben soll, wenigstens ein paar Stunden in der Woche. Angepasst an das Infektionsgeschehen kann dieser in halben, gedrittelten oder geviertelten Klassen stattfinden. Um trotz Präsenzunterrichts die Sicherheit für Schüler*innen und Lehrkräfte zu erhöhen, sieht die GEW kreative Lösungen der Schulen vor Ort als entscheidend an.

2. April Wegen der Aussetzung der Impfungen mit AstraZeneca für Menschen unter 60 Jahren werden die Impfeinladungen für die Beschäftigten in den weiterführenden Schulen wieder zurückgenommen. Die Wut unter den Beschäftigten ist groß. Eine zeitnahe flächendeckende Impfung des pädagogischen Personals rückt in weiter Ferne.

7. April Auch auf Grund der immer weiter steigenden Inzidenz wächst die Sorge vor einer Öffnung der Schulen nach den Osterferien. Die GEW BERLIN macht sich dafür stark, dass der Präsenzunterricht in den Schulen nur von Lehrkräften gehalten werden sollte, die bereits ein Impfangebot erhalten haben. »Alle Beschäftigten in Kitas und Schulen, die Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben, brauchen ein schnellstmögliches Impfangebot, damit die Kitas und Schulen sicher geöffnet werden können«. Freiwillig können natürlich auch ungeimpfte Kolleg*innen unterrichten. Grundsätzlich macht sich die GEW BERLIN weiter dafür stark, dass über einer Inzidenz von 100 Distanzunterricht die Regel ist, wobei Schüler*innen mit spezifischen Unterstützungsbedarfen oder Schwierigkeiten mit dem Distanzlernen Präsenzangebote zum Lernen gemacht werden sollten. Zusätzlich brauche es ein umfangreicheres Testprogramm, ein besseres Lüftungskonzept und FFP2-Masken für alle in der Schule Anwesenden. Um die durch die Pandemie bei vielen Schüler*innen entstandenen Lernrückstände aufholen zu können, fordert die GEW BERLIN ein langfristig angelegtes Bildungsinvestitionsprogramm.

8. April Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hat wegen der steigenden Infektionszahlen beschlossen, die Kindertagesstätten ab heute erneut zu schließen. Eine Notbetreuung für Kinder mit Eltern, die einen systemrelevanten Beruf ausüben, wird aufrechterhalten. Die Kitas wurden erst am 9. März wieder für alle Kinder, unabhängig vom Beruf der Eltern, geöffnet. Die GEW BERLIN hatte diesen Schritt kritisiert und bemängelt nun, dass die meisten Kitas trotz Notbetreuung weiter voll sind. »Von Notbetreuung keine Spur. Die Verlogenheit ärgert die Kita-Teams. Die Kitaleitungen und Fachkräfte sind müde, ständig in Diskussionen mit Eltern zu gehen, ob sie ihr Kind in die Kita schicken dürfen«, erklärt Christiane Weißhoff aus dem GEW-Vorstand.

13. April Die GEW begrüßt die ab 19. April geltende Testpflicht in Schulen grundsätzlich, stellt aber klar, dass die Umsetzung der Tests nicht vom pädagogischen Personal zu leisten sei. Es brauche zusätzliche personelle Ressourcen, zum Beispiel durch externe Anbieter. Arbeitsrechtlich und beamtenrechtlich kann den Beschäftigten mehr als ein Beaufsichtigen der Selbsttests nicht abverlangt werden. Die GEW BERLIN rät daher dem schulischen Personal von der Anleitung der Tests ab und sichert Rechtsschutz zu, um Mitglieder in ihrer Remonstration/Ablehnung der Ausführung der Weisung der Abteilungsleitungen zu unterstützen.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46