GEW
Danke, Udo!
Es gibt Persönlichkeiten, die waren gefühlt schon immer da. So ein Mensch verlässt gerade die GEW BERLIN
Nach 32 Jahren in der Tätigkeit des Geschäftsführers geht unser Kollege Udo Jeschal in den wohlverdienten und auch ersehnten Ruhestand. Er wagt den Sprung in ein Leben ohne GEW. Wir können nur laut rufen: Spring! Vielen Dank für all die Zeit!
Was für eine lange Zeit. Welche politischen Ereignisse sind in all diesen Jahren passiert! Wie viele Vorsitzende hat er begrüßt, begleitet und auch wieder verabschiedet! Wie viele ehrenamtliche Vorstände trafen sich jeden Montag mit ihm zur Sitzung! Welche Höhen und Tiefen, welche politischen Erfolge und Misserfolge hat er mit seiner GEW BERLIN erlebt!
Mit Udo geht ein Urgestein der GEW, ein Kollege, der anfänglich ehrenamtlich, dann als studentische Hilfskraft in der GEW arbeitete, bevor er die Chance ergriff, Geschäftsführer zu werden. Sein Engagement begann im Landesausschuss arbeitsloser Lehrkräfte, denn in den 1980er Jahren gab es keine Einstellungsmöglichkeiten in der Westberliner Schule. 32 Jahre lenkte er mit Augenmaß, Fachwissen und der notwendigen Ruhe die Geschicke der GEW BERLIN. Er führte und gestaltete mit heute über 30 Beschäftigten die Geschäftsstelle. Er war Chef, aber niemals graue Eminenz oder autoritäres Oberhaupt.
Die erste Fahrt ist reserviert
Udo hat mit den verschiedenen Vorständen mehrfach unser Haus aus- und umgebaut, saniert sowie neugestaltet. Erinnern wir an dieser Stelle an den großen Anbau, den Zwischenbau mit dem neuen Eingangsbereich und den Umbau des Dachgeschosses.
Heute ist unsere Geschäftsstelle ein offenes Haus der Begegnung, ein Haus voller Bildungsangebote und politischer Debatten. Nur eine offene Baustelle hinterlässt er uns: den Fahrstuhl. Aber alle vorbereitenden Arbeiten sind abgeschlossen, es fehlen nur die Entscheidungen des Bau- und Umweltamtes. Die erste Fahrt reservieren wir ihm.
Wir können hier nur einen Bruchteil all der Ereignisse der letzten drei Jahrzehnte aufführen, durch die Udo uns – seine GEW BERLIN – geleitet hat. In den 80er Jahren die Großdemonstrationen gegen die Aufrüstung, danach der berühmte Kitastreik von 1989. Dann kam der Mauerfall mit allen Chancen, Hoffnungen und auch den Herausforderungen für unsere Geschäftsstelle: plötzlich tausende neue Mitglieder, die Anerkennung der Abschlüsse unserer Kolleg*innen mit DDR-Biografie und natürlich auch das sich Kennenlernen. In den 90er Jahren prägte der Kampf gegen betriebsbedingte Kündigungen und die Kampagne zur Einstellung befristet beschäftigter Lehrkräfte die Arbeit der GEW. Anfang der 2000er ging es weiter mit den Abwehrkämpfen: die Bankenkrise in Berlin, sparen bis es quietscht mit dem einschneidenden Tarifabschluss von 2003. Darauf folgten die Entscheidung, Lehrkräfte nicht mehr zu verbeamten, die Erhöhung der Arbeitszeit und der Unterrichtsverpflichtung. Damit es nicht langweilig wird, hielten über all die Jahre immer wieder große Bildungsreformen die Geschäftsstelle auf Trab: Die Grundschulreform von 2005, die Einführung der Ganztagsschulen, das jahrgangsübergreifende Lernen, Abschaffung der Vorklassen, alles ohne Ressourcen, die Gründung der Integrierten Sekundarschulen durch Zusammenlegung von Haupt- und Realschule.
Mit Herz und Verstand
Seit vielen Jahren orchestriert Udo »sein GEW-Haus« darin, die Arbeits- und Einkommensbedingungen der GEW-Mitglieder und der Beschäftigten im Bildungsbereich zu verbessern. Gemeinsam konnten wir dabei auch große Erfolg feiern; nicht zuletzt in jüngster Vergangenheit: Ab Sommer 2019 werden alle Grundschullehrkräfte in die E13/A13 eingruppiert, ab Januar 2020 erfolgt die Aufwertung der Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen. Wir gemeinsam haben das erreicht und Udo hat mit den Kolleg*innen der Geschäftsstelle viele Aktionen sowie Streiktage mit organisiert, begleitet und mit uns erfolgreich durchgeführt. Dafür gebührt ihm unser Dank, wie selbstverständlich auch den Kolleg*innen der Ahornstraße. Mit Herz und Verstand nah bei den Mitgliedern und trotzdem zurückhaltend im Hintergrund. So kennen und schätzen wir Udo. Dafür können wir Dir, lieber Udo, gar nicht genug danken! Alles Gute!