Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit
Das liebe Geld
Michel Han ist Peer-Berater zum Thema Gewalt. Dies ist ein Beratungsangebot von Menschen mit Behinderung für Menschen mit Behinderung. Er erzählt im Interview von seinem beruflichen Weg.
bbz: Michel, erzähl doch mal vom Arbeitsalltag in der Werkstatt.
Michel Han: Ich war damals in der Holzwerkstatt, in der Schlossverpackung, in der Pappenfaltung und es war oft unterfordernd. Pappenfalten war nicht die kopfanstrengendste Arbeit in meinem Leben, muss ich sagen. Es war so schlimm, dass ich manchmal richtig müde wurde und eingeschlafen bin. In der Holzwerkstatt zu arbeiten, hat schon ein bisschen Spaß gemacht und die Schlossverpackung war auch anspruchsvoller.
Für wen habt Ihr in der Werkstatt gearbeitet?
Han: Wir haben für verschiedene Firmen beispielsweise Kekse verpackt und Autoteile gemacht.
Warum hast Du aufgehört, in Werkstätten zu arbeiten?
Han: Das liebe Geld. Es war wirklich eine Frechheit. Wenn Du mal ein bisschen mehr Lohn bekommst, strecken gleich die Ämter die Hand aus. Ich habe vielleicht 300 Euro verdient, aber das ist schon lange her. Zwei Euro hat das Mittagessen gekostet. Das ist günstig für ein Mittagessen und es sieht auch so aus.
Jetzt bist Du Peer-Berater zum Thema Gewalt. Wie bist Du dazu gekommen?
Han: Das habe ich einer Betreuerin zu verdanken, die mir eine Stellenausschreibung in die Hand gedrückt und gesagt hat, da kannst du dich bewerben. Und jetzt sitze ich hier. Anscheinend habe ich das gut gemacht.
Du hast auch eine Weiterbildung zum Peer-Berater abgeschlossen…
Han: Ja, aber die war nicht die Voraussetzung dafür, dass ich jetzt hier sitze. Sie war schon von Vorteil, aber in der Ausschreibung stand nicht drin, dass man explizit eine Ausbildung zum Peer-Berater braucht.
Zu welchen Themen beratet Ihr?
Han: Wir beraten zum Thema Gewalt. Das ist ein riesiger Bereich und da gehört auch die Werkstatt dazu.
Würdest du jemanden empfehlen, in einer Werkstatt zu arbeiten?
Han: Das ist eine schwierige Frage. Es kommt darauf an, wie der Mensch so ist. Fitteren Leuten würde ich es eher nicht empfehlen. Auf jeden Fall sollte man sagen können, wenn man nicht in einer Werkstatt arbeiten will.
Peer-Beratung der Lebenshilfe Berlin: www.lebenshilfe-berlin.de/de/beratung/peer-beratung/index.php