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Standpunkt

Das StePS platzt aus allen Nähten

Das 2016 eröffnete Weiterbildungszentrum für Lehrkräfte, Erzieher*innen sowie Quereinsteigende (StePS) sollte Angebote bündeln und unter einem Dach vereinen, aber der Platz reicht nicht.

Thomas Rosenbaum

Sehr geehrte Frau Mustermann, Sie wurden für die Weiterbildungsmaßnahme »Mustergültige Lernatmosphären kreieren« ausgewählt. Mit Bedauern müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass diese berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahme nicht stattfinden kann.« So oder so ähnlich könnte es bald kommen. Wurde im September 2016 zur Eröffnung des StEPS (Studienzentrum für Erziehung, Pädagogik und Schule) noch von Sandra Scheeres betont, dass zusätzliche Qualifizierungsangebote wichtig seien, um die Qualität der Lehre an Berliner Bildungseinrichtungen weiter zu verbessern und auf einem hohen Niveau zu halten, so stellt sich die Situation heute anders dar.

Die Zentralisierung der berufsbegleitenden Weiterbildungsangebote war ganz sicher ein richtiger Schritt. Allerdings beeinträchtigen die schlechten Rahmenbedingungen die Qualität der Lehre massiv. Mittlerweile kommen im laufenden Schuljahr pro Woche fast 500 Menschen zu Weiterbildungsmaßnahmen in die Georgenstraße, weitere 910 Personen absolvieren dort ihre berufsbegleitenden Studien. Seit dem Sommer 2018 finden im StEPS außerdem die Veranstaltungen des QuerBer statt. Ein unbestritten recht funktionales Programm zur Begleitung von Quereinsteigenden, für das sich die Senatorin bis heute bundesweit feiern lässt. Es bedeutet weitere 500 Personen, die jede Woche das Studienzentrum besuchen. Tendenz steigend.

Insgesamt lernen in einer Woche also fast 2.000 Menschen in Räumen, die bei der Eröffnung 2016 für 300 Personen täglich angedacht waren. Dass die hinten und vorne nicht hinkommen kann, ist einfach zu berechnen. Demzufolge platzt das StEPS mittlerweile aus allen Nähten.

Die Leitung des StEPS hat bereits vor Monaten auf diese infrastrukturellen Probleme hingewiesen und die Anmietung einer weiteren Etage im Gebäude empfohlen. Pläne sowohl für Unterrichts- als auch Gruppenräume sowie für Aufenthaltsräume der Kolleg*innen liegen offensichtlich bereits seit vielen Wochen oder gar Monaten vor. Allerdings können sich einzelne Senatsverwaltungen beziehungsweise dort handelnde Personen nicht einigen, sich nicht durchsetzen oder sind nicht in der Lage, über ihren Schatten zu springen. Dann passiert eben – mal wieder – nüscht und unsere Kolleg*innen schauen in die Röhre: denn auch in Zukunft werden sie sich zum Studieren und Lernen auf engstem Raum zusammenquetschen, sich für das Stillen des Kindes irgendwo eine möglichst ruhige Ecke suchen und in einem medizinischen Notfall wohl auf dem Boden liegend betreuen lassen müssen.

Auch die Beschäftigten im StEPS arbeiten mindestens an ihrem Limit. Eine zur Auslastung des StEPS proportionale Erhöhung der Stellenanzahl? Negativ. Die zu erwartenden Folgen sind völlig klar: Überlastung und Stress führen zu Krankheit. Dies hat eine Minderung der Leistungsfähigkeit der verbleibenden Beschäftigten und im Nachgang der Lernenden und Studierenden zur Folge. Da jedoch QuerBer die Weiterexistenz der Berliner Schule überhaupt erst möglich macht, wird die gravierendste Folge der Untätigkeit der Senatorin die Streichung einzelner berufsbegleitender Weiterbildungsmaßnahmen sein. Kolleg*innen, die sich auf diesem Wege persönlich und im Sinne ihrer Einrichtung weiterentwickeln möchten, wird auch diese Möglichkeit genommen.

Dieser Artikel ist Teil der bbz-Ausgabe 04-2020