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Schwerpunkt "Demokratie macht Schule"

Demokratie lehren lernen

Ein einzigartiger Masterstudiengang an der Freien Universität Berlin vermittelt erfolgreich Handlungskompetenzen für die demokratische Schulentwicklung.

Foto: Grundschule Bad Münder

Der weiterbildende Masterstudiengang »Demokratiepädagogische Schulentwicklung und soziale Kompetenzen« besteht seit nunmehr zwölf Jahren an der Freien Universität Berlin und versteht sich unter anderem als Angebot zur dritten Phase der Lehrkräftequalifizierung. Gleichermaßen richtet sich dieses Studium an berufserfahrene Bachelor-Absolvent*innen und bietet, verteilt über zwei Semester, insgesamt 15 Präsenz-Veranstaltungen an Frei- und Samstagen an der Freien Universität in Dahlem. Der Masterstudiengang soll Lehrkräfte, Pädagog*innen, Soziolog*innen und Schulsozialarbeiter*innen in Bildungseinrichtungen dazu befähigen, demokratiepädagogische Lerninhalte zu vermitteln, Lernarrangements zur Förderung sozialer Kompetenzen passgenau zu gestalten und diese umzusetzen. Studienziel ist also der Erwerb von Handlungskompetenzen für die professionelle Schulentwicklung, damit Schule sich zu einem demokratischen Lern- und Lebens-ort entwickeln kann. Dieses berufsbegleitende Programm am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie bietet den bis dato 170 Masterstudierenden, darunter vielen internationalen Teilnehmer*innen mit unterschiedlichen Professionen, spannende wissenschaftliche Seminardiskussionen.

Demokratie ist mehr als eine Staatsform

Die »Demokratie ist nicht nur eine Staatsform, Demokratie ist eine Lebensform«, so schrieb schon der Politikdidaktiker Gerhard Himmelmann. Es geht demzufolge auch darum, welche professionelle Haltung wir einnehmen, welche eigenen sozialen Kompetenzen wir haben, wie wir diese vermitteln und wie wir im täglichen Leben miteinander umgehen. Demokratiepädagogik hinterfragt und diskutiert entsprechend immer den eigenen Standpunkt. Der anwendungsorientierte Studiengang vermittelt aber speziell im Mix fachübergreifender wissenschaftlicher Disziplinen der Erziehungs- und Sozialwissenschaften, Pädagogik, Philosophie und Entwicklungspsychologie was denn genau unter Demokratie und Demokratiepädagogik zu verstehen ist, wie demokratische Schulentwicklung funktioniert, welche sozialen Kompetenzen für Lehrpersonal und Schüler*innen dazu notwendig und welche praktischen Konzepte nützlich sind. Im Verlauf des Studiums absolvieren die Studierenden ergänzend ein Praxisprojekt, um neue Methoden und Didaktiken und demokratiepädagogische Instrumente auszuprobieren, auf einen späteren Transfer sowie Implementation zu überprüfen und Wirkungen zu evaluieren. Die Inhalte des Studiengangs haben sich im Laufe der Zeit kontinuierlich verändert, vor allem, weil aktuelle bildungspolitische und pädagogische Herausforderungen aufgegriffen und neueste Forschungsergebnisse in das Lehrangebot integriert werden.

Die Rückmeldungen zur Wissensvermehrung und Anwendungskompetenz der Absolvent*innen sind immer sehr positiv. Die Studierenden lassen sich darauf ein, wegzukommen von der Vorgabe, dass Kinder möglichst standardisiert durch das Schulsystem geschleust werden müssten, hin zu einem Konzept, in dem die Schüler*innen Demokratie lernen und daran teilhaben, Anerkennung und Selbstwirksamkeit erfahren sowie die dazugehörige Verantwortung entdecken. Um einen genaueren Einblick in das Studium zu erlangen, haben wir zwei Studierende zu Wort kommen lassen. Philipp Wernemann, Lehrkraft am Berggruen Gymnasium mit der Beauftragung zum koordinierenden Schulberater im Bereich Jugendschulsozialarbeit an weiterführenden Schulen in Berlin, ist einer von ihnen.

Für ein Schulklima der Gemeinschaft

Wenn ich als Lehrkraft auf Schulen schaue, erlebe ich komplexe und zum Teil sperrige Transportschiffe, die versuchen, den Atlantik zu überqueren. Wir sind eingenommen im Netz der Bürokratie, der Abhängigkeiten und der Herausforderungen der Strukturen, von Senatsverwaltung über Schulaufsichten bis in die Kollegien hinein. Natürlich versuchen wir, unseren täglichen Arbeitsalltag zu gestalten, zu erleichtern und stetig zu verbessern, aber einmal ehrlich draufgeschaut, zeigt sich, dass wir dabei auch immer mal wieder die Schüler*innen aus dem Blick verlieren und an unsere eigenen Grenzen stoßen. Ja, Schule ist ein mächtiger Koloss der Meere, aber dieser besteht eben aus verschiedensten Beteiligten, mit all ihren individuellen Bedürfnissen und Erwartungen. Eben eine mächtige Herausforderung.

In den letzten Jahren wurde der Bereich der Inklusion, der Diversität, der Multikulturalität und des Antirassismus immer wieder zurecht in den Fokus gerückt. Zugleich können wir die Frage stellen, warum wir über Jahrzehnte gesehen immer nur stückweise erfolgreich bei der Implementierung dieser Bereiche im Alltag sind. Die Antwort ist leicht, betrachten wir die eingangs beschriebene Schulschiffmetapher.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir für eine tolerante, weltoffene und nachhaltige Schule eine demokratische Schule brauchen. Eine Schule, an der Demokratie gelebt und erfahren werden kann. An der meinungsbildend gestritten, aber auch entwickelt wird. Schulen, an denen alle Beteiligte gleichermaßen wahrgenommen und gehört werden. Dort, wo sich alle in die Schulentwicklung einbringen können, entstehen demokratische Schulen mit einem Schulklima der Gemeinschaft.

Im Rahmen meiner Teiltätigkeit als Koordinator und Schulberater erlebe ich Schulsozialarbeiter*innen und Lehrkräfte, die zu Teilen leider nur noch reaktiv eingreifen können, da sie keine Kapazitäten mehr haben, um an ihren Schulen proaktiv tätig zu werden. Dabei ist meines Erachtens der präventive schulgestaltende Weg ein nachhaltiger, der zu Veränderungen führen kann. Deswegen braucht es über die Schulsozialarbeit, die einen so wichtigen Beitrag für unsere Schulen leistet, hinaus mehr Kolleg*innen, die bereit sind, sich für demokratische Schulen einzusetzen und diese gestalten zu wollen. Im Rahmen der Ausbildungen oder Fort- und Weiterbildungen kommt dieser Aspekt meist zu kurz. Daher sollte jede Schule neue Stellen in diesen Bereichen schaffen und Weggehen vom Gedanken der nur klassischen Funktionsstellen, wie zum Beispiel nur Fächer-Fachbereichsleitungen. Wir brauchen Stellen im Bereich einer demokratischen Schulentwicklung. Die multiprofessionellen Beratungsstellen wie Inklusion, Diversity und Qualität sollten erweitert werden um die einer wertebildenden Fachbereichsleitung der demokratischen, inklusiven Schulentwicklung. Damit lässt sich langfristig und flächendeckend unsere Demokratie mit ihren Werten in der Gesamtgesellschaft hochhalten und stärken. So schaffen wir Schulen, an denen alle gerne sind und lernen, an denen inklusiv gelehrt und gelebt wird. An denen wir jeden wertschätzen und akzeptieren. Ein solches Studium, wie es die FU anbietet, sollte daher elementar in die Lehrkräfteausbildung aufgenommen und dort eingebaut werden. Die Schwerpunkte und Themen lassen sich direkt in den Arbeitsalltag übernehmen und anwenden. Praxisnah und schulweltorientiert vermitteln die Dozent*innen Fachwissen und fördern den Blick der Studierenden für ihre Schulen und Tätigkeitsfelder. So wird mit jede*r Teilnehmenden bereits die Schullandschaft demokratischer.

Themenschwerpunkte und Inhalte

Derzeit werden folgende Themenschwerpunkte und Inhalte im Curriculum angeboten: • Demokratietheorie als Grundlage demokratie-pädagogischer Arbeit • Internationale demokratiepädagogische Konzepte • Entwicklung und Förderung sozio-moralischer Kompetenzen • Selbstwirksamkeit und Motivationsförderung im sozialen Kontext und Förderung von Sozialklima und sozialen Kompetenzen im Unterricht • Digitale Souveränität als Bildungsziel, dazu Antimobbing- und Präventionsprogramme • Partizipation • Lernen durch Engagement und Schulentwicklung • Demokratische Schulentwicklung – Konzept, Prinzipien und praktische Umsetzung und Schule als demokratischer Resonanzraum.

Studienbeginn zum Wintersemester eines Jahres, Bewerbungen sind ab dem Frühjahr online möglich: Informationen

Neugierig geworden? Weitere Argumente für eine Teilnahme an dem Studiengang findest du in diesem zweiten Erfahrungsbericht.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46