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Kolumne

Der letzte Widerstand

Zeichnung: HEBLER

Wir befinden uns im Jahre 2040 nach Christus. Alle Schulen sind mit Smartboards und schuleigenen Lernmitteln ausgestattet … Alle Schulen? Nein! Eine von Dorfjugendlichen bevölkerte, vor 20 Jahren hängengebliebene Gesamtschule im Brandenburger Hinterland hört nicht auf, den Modernisierer*innen Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Fortschrittler*innen, die als Besatzer*innen in den befestigten Lagern Kultusministerium, Bezirksamt, Bundesministerium für Bildung und Forschung und Bundesministerium für Verkehr und Digitales liegen. Mit Unsummen an Fördermitteln, die von keiner Schule angerührt werden, sowie tausenden neu ausgebildeten Informatiklehrkräften versuchen sie, die Brandenburger Widerständler*innen zu bekehren. Doch die traditionsbewussten Gesamtschüler*innen lassen sich von der missionarischen Aktion nicht beirren. Mit Overheadprojektoren und Windows XP trotzen sie dem reformistischen Aufgebot. Die abgewetzten Brandschutzvorhänge aus DDR-Zeiten flattern als Banner ihres heiligen Krieges im Wind. Ihre Ü60-jährigen Mathe-Physiklehrkräfte kämpfen an vorderster Front gegen die unheilbringende Digitalisierung. Und mit diesen unbesiegbaren Söldner*innen als tapfere Kämpfer*innen gegen alles Moderne werden wohl auch noch im 22. Jahrhundert Jugendliche vom Kreischen der Kreide an verstaubten Tafeln aus dem Schlaf gerissen werden. An dieser Schule wird kein sündiger Informatikunterricht Einzug halten.

Aron Tremmel und Carla Siepmann sind Schüler*innen am Carl-von-OssietzkyGymnasium. In ihrer Kolumne werfen sie einen humoristischen Blick auf Gegenwart und Zukunft unseres Bildungssystems.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46