bbz 12 / 2016
Der Weg aus der Bleiwüste
Was wünschen sich die LeserInnen von der bbz und wie kann sie noch besser werden? Die alljährliche Klausur bot Gelegenheit zur Reflexion, zum Austausch und zum Weiterdenken
Es ist Donnerstagabend. Langsam gehen in der Ahornstraße im GEW-Haus die Lichter aus. Nur im obersten Stockwerk brennt noch Licht. Die RedakteurInnen der bbz sitzen gemeinsam am runden Tisch und grübeln über den Titel der kommenden Ausgabe.
Eine Vielzahl an Artikeln liegt vor, alle zu unterschiedlichen Themen, jeder in seiner eigenen Sprache. Aber der Platz ist begrenzt. Die Redaktion muss also eine Auswahl treffen und dabei einen Spagat schaffen, zwischen Themen, die die LeserInnen besonders interessieren und Inhalten, die für die politische Arbeit der GEW von Bedeutung sind. Darüber hinaus müssen die Artikel gut lesbar sein, und zwar für alle Mitglieder. Was genau das bedeutet, darüber lässt sich trefflich streiten – mit den AutorInnen und innerhalb der Redaktion.
Redaktion im Spagat
Ein Wochenende haben die RedakteurInnen dann Zeit, die Artikel einer Ausgabe zu überarbeiten. Alle Vereinbarungen aus der Redaktionssitzung müssen berücksichtigt werden, ohne den Text zu verfälschen. Das ist er wieder, der Spagat.
Sind nur oberflächliche Schönheitskorrekturen notwendig, funktioniert es meist noch gut. Aber manchmal muss tiefer in den Text eingegriffen werden und da wird es schwierig. Vielen Artikeln fehlt der rote Faden, andere lassen Fragen offen. Es wird umgestellt, gekürzt, präzisiert – nicht immer zur Freude der AutorInnen.
Zeit und Raum zur Diskussion
Um die eigene Arbeit zu verbessern und das nächste Jahr zu planen, zieht sich die Redaktion einmal im Jahr für ein Wochenende in die Natur zurück. Nur während der Klausur gibt es die Zeit und den Raum, ausgiebiger über Fragen des Redigierens, des Layouts und der Zusammenarbeit mit den AutorInnen zu sprechen.
Wie überall in der GEW ist auch in der Redaktion die Arbeitsbelastung ein großes Thema. Die aufwendige Arbeit des Redigierens lässt sich nur schwer erleichtern, aber die Flut an Artikeln, die noch kurz vor den Sitzungen zu lesen sind, kann gebündelt werden. Nach kurzem Überlegen wird klar, dass die Vorverlegung des Redaktionsschlusses um einen Tag – und dessen strengere Einhaltung – schon eine Erleichterung bringen wird.
Die Redaktion ist außerdem entschlossen, weiter an der Optik der bbz, am Layout und der Bildgestaltung zu arbeiten. Seiten, die früher manchmal noch wie Bleiwüsten aussahen, sollen künftig stärker mit Fotos gestaltet werden. Da trifft es sich gut, dass sich unter den MitarbeiterInnen der Redaktion nun ein Fotograf befindet, der für uns durch Berlin zieht und Motive für unseren nächsten Titel ablichtet.
RedakteurInnnen diskutieren wie Redakteur*innen gendern
Nicht immer geht die Entscheidungsfindung so schnell und nicht immer sind wir uns so einig. Über der Frage, wie Texte gegendert werden sollen, diskutiert die Redaktion noch am Abend, als der formelle Teil eigentlich längst vorbei ist. Die Meinungen gehen auseinander. Einige hal-ten das große Binnen-I für ausreichend. Die gute Lesbarkeit dieser Variante ist das stärkste Argument dafür. Andere setzen sich für das Gendern mit dem *Sternchen ein. Sie finden diese Variante inklusiver; eine Rückmeldung, die im letzten Jahr auch verstärkt von AutorInnen kam. Nach längerer Diskussion fällt die Wahl auf das Sternchen. Ab der kommenden Ausgabe gendern wir mit * statt mit Binnen-I. Damit sind nicht alle zufrieden, aber alle akzeptieren es.
Für viel Gesprächsstoff sorgen die Themenwünsche, die die Redaktion auf verschiedenen Wegen erreichen. Die LeserInnen der bbz haben unterschiedliche Interessen. Das verwundert nicht, denn die GEW besteht aus Menschen aus den verschiedensten Berufsfeldern, Altersgruppen und Lebenslagen. Einige wünschen sich, dass wir mehr über allgemeinpolitische Themen berichten, anderen wiederum sind die Themen nicht fachspezifisch genug. Sie wünschen sich einen nahen Berufsbezug und Inhalte, die für Menschen in Berlin relevant sind.
Vielfalt abbilden, Kontroversen zulassen
Rückmeldung von unseren LeserInnen haben wir auch zu politischen Positionen bekommen, die in der bbz zum Ausdruck gebracht werden. Die bbz ist eine Zeitschrift von und für Mitglieder der GEW BERLIN; sie ist aber ebenso ein wichtiger Teil der GEW-Öffentlichkeitsarbeit. Sie soll Meinungsvielfalt abbilden und gleichzeitig die offiziellen Positionen der Gewerkschaft vertreten. Gar nicht so einfach.
Problematisch wird es, wenn Meinungen von AutorInnen mit Positionen der GEW in Konflikt geraten. Als Redaktion versuchen wir, den verschiedenen Strömungen innerhalb der GEW gegenüber neutral zu bleiben. Unser Anspruch ist es, die Vielfalt der Diskussionen abzubilden. Das bedeutet, wir drucken manchmal auch Artikel, die nicht der offiziellen GEW-Linie entsprechen. Was nicht heißt, dass wir uns über den ein oder anderen wütenden LeserInnenbrief dann nicht klammheimlich freuen würden.
Insbesondere bei der Jahresplanung der Titel wird lange und heiß diskutiert. Welche Themen wollen wir setzen? Welche Inhalte sind auch im nächsten Jahr wichtig und aktuell? Die zuvor eingeholten Rückmeldungen aus den verschiedenen Gruppen und Gremien der GEW sind mitbestimmend für die Entscheidungsfindung, denn selbst schreiben kann die Redaktion nur in Ausnahmefällen. Wir brauchen die Zusammenarbeit mit unseren AutorInnen. Am Ende steht ein Ergebnis, das hoffentlich allen GEW-Mitgliedern etwas Interessantes bietet.
Enge Absprachen mit den AutorInnen waren und sollen auch in Zukunft die Basis für eine transparente Gestaltung der bbz bleiben.
Eine lebhafte Diskussion erhalten
Nicht alle Themen, die die Redaktion und ihre LeserInnen beschäftigen, konnten wäh-rend der Klausur abschließend besprochen werden. Es sind kleine Schritte und Veränderungen, die wir umsetzen. Die bbz wird sich aber weiterhin kontinuierlich mit diesen Fragen beschäftigen. Das Ziel soll nicht sein, die Diskussion da-rüber zu beenden, sondern permanent im Austausch zu bleiben. Denn nur durch einen lebhaften Austausch mit unseren LeserInnen und AutorInnen, können wir die bbz aktuell halten, der Vielfalt ihrer LeserInnen Rechnung tragen und eine Zeitschrift gestalten, wie wir sie uns vorstellen: von Mitgliedern für Mitglieder.
Hinweise zur Arbeit der Redaktion, Tipps für AutorInnen und den Jahresplan 2017 der bbz findet ihr auf der hier verlinkten Seite im Kasten rechts.
Wir freuen uns übrigens immer über neue Redaktionsmitglieder und AutorInnen