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Schwerpunkt „Am Limit. Psychische Belastungen am Arbeitsplatz“

Ein Gesundheitsnetzwerk für die Kolleg*innen

Das Betriebliche Eingliederungsmanagement soll Kolleg*innen nach längerer Krankheit den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern. Bei »Kinder im Kiez« wird diese gesetzliche Vorgabe mit großem Gewinn für die Kolleg*innen umgesetzt.

Foto: Bertolt Prächt

Ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) muss Kolleg*innen angeboten werden, die innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen krank sind. Arbeitgeber und Betroffene sowie der Betriebs- oder Personalrat klären gemeinsam, wie die Arbeitsunfähigkeit überwunden, mit welcher Unterstützung erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten werden kann.

 

Das Betriebliche Eingliederungsmanagement auf den Weg bringen

 

Als wir im Jahr 2012 bei Kinder im Kiez, einem großen, freien Kita-Träger, unseren Betriebsrat gründeten, gab es im Unternehmen kein BEM, obwohl es seit 2006 eine gesetzliche Pflicht der Arbeitgeber*innen ist. Der Gesundheitsschutz unserer Kolleg*innen ist jedoch eine der wichtigsten Aufgaben in der Betriebsratstätigkeit und so eigneten sich Betriebsratsmitglieder die notwendigen Kenntnisse an, um ein BEM auf den Weg zu bringen.

Da es im Unternehmen noch keine BEM-Strukturen gab, konnten wir das Initiativrecht des Betriebsrates nutzen und eine Betriebsvereinbarung erstellen, die sich so gut wie möglich an den Interessen der Kolleg*innen orientiert. Die wichtigsten Kernpunkte der Vereinbarung sind das BEM-Team, bestehend aus drei Betriebsrät*innen und einer Vertreter*in des Arbeitgebers. Außerdem wurde festgelegt, wer die Einladungen zum BEM-Gespräch, die Erinnerungsbriefe und die Evaluationen erledigt. Das BEM-Team hat ein freies Budget für Maßnahmen. Es trifft sich einmal im Monat.

Anfänglich wurden die Einladungen zum BEM-Verfahren oft nicht angenommen. Ängste der Kolleg*innen vor gesundheitsbedingten Kündigungen machten die Runde. Das bedeutete für uns, die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren. Wir entwickelten einen Brief für die Kolleg*innen, in dem wir den BEM-Prozess genau erklärten. Es entstand ein Flyer, der den Einladungen seither beiliegt. Außerdem wurden alle Betriebsrät*innen zu Multiplikator*innen für das BEM-Verfahren.

Als die ersten Gespräche dann gut liefen, war es die Mund-zu-Mund-Propaganda, die für immer mehr Resonanz auf unsere Einladungen sorgte.

 

BEM präventiv gestalten

 

Zunächst hielten wir uns streng an die gesetzlichen Vorgaben bezüglich der Maßnahmen, die der Arbeitgeber durchführen soll. Bald jedoch merkten wir, dass das nicht ausreicht. So entstand über die Jahre hinweg ein breites Netzwerk zu verschiedenen Themen wie der Pflege von Angehörigen, Hilfe in Notsituationen, Widersprüchen bei abgelehnten Kuren, Gesprächen mit Fachzentren.

Seit zwei Jahren gibt es bei uns auch das präventive BEM. Mitarbeiter*innen können sich jederzeit bei uns melden, wenn sie Überlastungen spüren oder es in naher Zukunft zu längeren Ausfällen kommen könnte. Außerdem sind wir inzwischen für Krisengespräche ausgebildet und bieten auch hier unseren Sachverstand und unsere Unterstützung an.

All das reicht leider nicht aus, um die großen Belastungen, insbesondere psychischer Natur, in den Kitas abzufangen. Deshalb haben wir zwei Jahre lang darauf hingearbeitet, eine psychosoziale Beratungsstelle zu etablieren. Uns ist dabei wichtig, dass die Beratung für Mitarbeiter*innen kostenlos, anonym und via Telefon, per Video oder persönlich stattfinden kann. Seit November 2023 gibt es diese Beratungsstelle nun. Wir finden, unser BEM kann sich sehen lassen und stehen gern für weitere Informationen zur Verfügung.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46