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Berufliche Bildung

Ein Projekttag stärkt die Schulgemeinschaft

Der Unterricht von geflüchteten und in Deutschland sozialisierten Jugendlichen findet nach wie vor überwiegend getrennt statt, deshalb ist es wichtig, Begegnungs- und Zusammenarbeitsanlässe außerhalb des regulären Unterrichts zu schaffen.

Foto: GEW BERLIN

Am OSZ Handel II in Berlin haben wir ein integratives Pilotprojekt mit Auszubildenden einer regulären Verkäufer-Klasse und geflüchteten Schüler*innen des Berufsqualifizierenden Lehrgangs (BQL) durchgeführt. Die Schüler*innen des BQL stammten aus Afghanistan und Syrien. Am Projekt nahmen jeweils zehn Jugendliche aus beiden Klassen teil. Im Rahmen des Vorhabens gestalteten die Jugendlichen eine Ausstellung mit Exponaten, die die gewonnenen Informationen und Eindrücke in kreativer Form zeigten.

In drei Schritten zu einer Ausstellung

In der Vorbereitungsphase wurde das Konzept, die inhaltlichen und methodischen Aspekte, sowie die praktische Umsetzung besprochen. Das Projekt war ganztägig geplant und hatte Workshopcharakter. Die angewandten Methoden stammten sowohl aus dem Repertoire der formalen, als auch der non-formalen Bildung.

Nach einer kurzen Kennenlernrunde wurden die Teilnehmenden in gemischte Kleingruppen eingeteilt und erstellten Plakate zu ihren Interessen, Werten und Zukunftsplänen. Nach dieser Übung stellten sie fest, dass für viele, unabhängig vom kulturellen Hintergrund, ähnliche Aspekte im Vordergrund stehen. So haben Familie, Freund*innen, Gesundheit und Sport für die meisten eine große Bedeutung. Diese Gemeinsamkeiten bereiteten den Grund für die tiefer gehenden Gespräche vor.

Im zweiten Schritt erhielten die Teilnehmenden Fragekarten und setzten ihre Gespräche in den bereits gebildeten Gruppen fort. Sie befragten sich gegenseitig zu Schule und Ausbildung, sowie wichtigen historischen Ereignissen oder den aktuellen Problemen von jungen Menschen in den verschiedenen Herkunftsländern. Die deutschen Auszubildenden fanden die persönlichen Schicksale der Jugendlichen aus Afghanistan und Syrien bedrückend. Aber auch die Schüler*innen der BQL-Klasse wunderten sich über aktuelle Probleme deutscher Jugendlicher wie Mobbing und Drogen. Zwischen den inhaltlichen Aufgaben gab es spielerische Integrationsaktivitäten, die die Kooperation innerhalb der Kleingruppen förderten und die konzentrierte Atmosphäre auflockerten.

Im letzten Schritt stellten die Teilnehmenden ihre gesammelten Informationen in Form von Plakaten, Büchern oder Installationen zusammen und präsentierten diese in einer Ausstellung. Anschließend fand eine Führung statt, während der die Autor*innen ihre Exponate kommentierten.

Hemmungen abbauen – Schulgemeinschaft stärken

Die geflüchteten Schüler*innen nehmen in den meisten Fällen aufgrund der fehlenden Deutschkenntnisse nicht am Unterricht in regulären Klassen teil und haben dadurch nur wenige Chancen, die in Deutschland sozialisierten Schüler*innen kennenzulernen. Gleichzeitig werden die Vorstellungen von Geflüchteten bei den deutschen Jugendlichen oft von oberflächlichen medialen Bildern geprägt.

Unser Projekt schuf einen Anlass zur Begegnung und zum Austausch. Trotz großer Hemmungen seitens der deutschen Schüler*innen auf der einen und Unsicherheiten der geflüchteten Jugendlichen auf der anderen Seite, war das Projekt ein Erfolg. Es trug zur Förderung sozialer und interkultureller Kompetenzen und zum Austausch zu aktuellen Problemen von Jugendlichen in Deutschland, Afghanistan und Syrien bei und sensibilisierte deutsche Jugendliche für die Schicksale junger geflüchteter Menschen. In beiden Klassen haben zahlreiche Schüler*innen das Projekt als eine der interessantesten Erfahrungen des Schuljahres genannt. Viele wünschten sich eine weitere Begegnung oder sogar eine gemeinsame Klassenfahrt.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46