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Gewerkschaft

Erinnern und Gedenken

Schüler*innen des Barnim-Gymnasiums bewahren das Gedenken an Thomas Munderstein, der mit 11 Jahren von den Nazis ermordet wurde.

Foto: privat

In Charlottenburg, am Hohenzollerndamm 184, lebte bis 1941 die Familie Munderstein. Thomas Munderstein, damals elf Jahre alt, hatte viele Träume, die mit der Deportation am 27. November 1941 zerplatzten. Die Familie wurde mit weiteren 900 jüdischen Berliner*innen mit dem Zug nach Riga transportiert. Dort wurden sie am Tag der Ankunft, dem 30. November 1941, im Wald von Rumbula bei Riga erschossen und in einem Massengrab verscharrt.

Thomas' Geschichte erfahren Schüler*innen der Klasse 10h von Frau Paulsen und des Wahlpflichtunterricht-Kurses Geschichte von Frau Strauß des Barnim-Gymnasiums Berlin von Beate Martin, einer Verwandten von Thomas' altem Lehrer, Herrn Mühlhauser. Denn Thomas und seine Mitschüler*innen hatten ihrem Lehrer vor der Ermordung Briefe nach Palästina geschickt. Als die Familie des Lehrers den Karton mit den gesammelten Schätzen fand, konnten sie diese nicht lesen. Sie baten Beate Martin, eine Verwandte aus Deutschland, diese zu übersetzen und so konnte sie den Schüler*innen die Geschichte des elfjährigen Thomas erzählen und ihnen die Briefe zeigen.

Die Schüler*innen waren von der Geschichte so berührt, dass sie beschlossen, Thomas solle einen Stolperstein bekommen. Sie begannen mit der Recherche und fanden heraus, dass auch die Mutter und die Großmutter von Thomas mit ihm nach Riga deportiert wurden. Der Vater, Alfred Munderstein, emigrierte bereits im Jahr 1938 nach Uruguay und wollte die Familie eigentlich nachholen. Erst im Jahr 1956 erfuhr er von der Jüdischen Gemeinde in Berlin, welches Schicksal seine Familie erlitten hat.

So sind es dann vier Stolpersteine geworden, die unter musikalischer Begleitung des Bläserquartetts der Berliner Symphoniker*innen am 18. November 2022 nachmittags bei frostigen Temperaturen am Hohenzollerndamm 184 verlegt wurden. Besonders beeindruckend fanden die Teilnehmenden, dass Schüler*innen die Biografien und einen Brief von Thomas an den Lehrer Herrn Mühlhauser vortrugen. Hannah, Leni, Lina, Madita und Quoc Trung aus der 10h verlasen die Texte sehr emotional und ausdrucksstark. Gemeinsam wollen die Schüler*innen dafür sorgen, dass Thomas und seine Familie niemals vergessen werden. Sie planen im zweiten Schulhalbjahr ein weiteres Projekt.       

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46