Gewerkschaft
Folker mit F
Nach 20 Jahren Mitarbeit in der Redaktion der bbz erlaubt sich Folker Schmidt nun mit 77 Jahren seinen Rückzug.
Natürlich gönnen wir Folker seinen Abschied aus unserer bbz-Redaktion von Herzen. In den letzten Monaten – erst Recht mit Corona und den unvermeidlich gewordenen Videokonferenzen – hatte sich sein Rückzug angedeutet. Aber trotzdem hat es uns traurig gemacht, als er uns seinen Ruhestand dann endgültig verkündete. Folker mit F, wie er sich immer vorstellt, ist ein echtes Unikat und hat unsere Redaktionssitzungen mit seiner unnachahmlichen Art und seinem Witz viele Jahre lang bereichert.
Er ist am 1. Mai (natürlich nicht unabsichtlich!) 1975 der GEW beigetreten und hat sich, da er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FU tätig war, zunächst in der Abteilung Wissenschaft engagiert. Dort wurde er dann auch ganz schnell, so wie das in der GEW häufiger mal passiert, für zwei Jahre Vorsitzender, hat dann allerdings auch gerne wieder seinen Platz für andere Interessierte geräumt.
Ab 1999 (mit einem Jahr Pause) unterstützte er dann tatkräftig die bbz-Redaktion. Sein Hauptaugenmerk lag hier logischerweise auf den Hochschulthemen und er betreute eine ganze Reihe von Titel--Schwerpunkten. Darüber hinaus war er Mitglied der Landesdelegiertenversammlung und hat unter dem Titel »Die Landesdelegierten tagten« viele Male über die Veranstaltungen berichtet. Dabei hat er mit seiner eigenen launischen Art zu schreiben, den manchmal doch recht trockenen Sitzungen im Nachhinein Leben eingehaucht und sicherlich dem ein oder der anderen Lesenden ein Schmunzeln entlockt.
Folker war auch in der Redaktion für seinen trockenen Humor bekannt. Er ist grundsätzlich ein sehr freundlicher Mensch, der für seine Themen aber auch streiten kann. Viele schöne Sommerfeste haben wir in seinem gemütlichen Garten in Schöneberg verbringen dürfen. (Danke an dieser Stelle auch an seine Frau Anne für ihre Geduld mit ihm und uns.)
Im Verhältnis zu seiner jahrzehntelangen GEW-Erfahrung kennen wir Folker erst vergleichsweise kurz, seit nunmehr fünf bzw. sechs Jahren. In dieser Zeit haben wir uns immer darüber gefreut, wie gut Folker die sich nach und nach verjüngende Redaktion mit ihren neuen Veränderungsvorschlägen, ihren Ideen und Themen ausgehalten hat. Er hat uns niemals ausgebremst – sondern hat uns ganz im Gegenteil immer geduldig mit seinen Erfahrungen unterstützt.
Besonders beeindruckt hat uns Folkers Fähigkeit zur Reflexion und Meinungsänderung in der hitzigen Diskussion, die die Redaktion mehrere Monate lang über die Sinn- oder Unsinnigkeit des Genderns führte. Im Januar 2017 haben wir die geschlechterbewusste Schreibung mit Gender-Stern im Heft eingeführt. Auch Folkers Haltung war zunächst recht kritisch. Aber eines Tages kam er in eine Sitzung und sagte: »Ich habe es jetzt begriffen, warum das wichtig ist. Ich bin dafür. Wir machen das.«
Folker hört auf, aber er ist nicht ganz weg. Um unsere Rubrik »Gesichter der GEW«, die er seit ihrer Entstehung im Januar 2014 betreut, wird er sich weiterhin kümmern. Lieber Folker, wir werden dich sehr vermissen und hoffen, dass du uns gelegentlich besuchen kommst. Freundschaft!
Gesichter der GEW
Folker Schmidt heiße ich, habe mein Berufsleben bis zur Rente 2008 an der Freien Universität vollbracht. Ich bin auf Anordnung der Redaktion in diese Rubrik »empfohlen« worden.
Was regt dich am meisten auf?
Dass immer mehr Bürger*innen die Corona-Pandemie nicht wahrhaben wollen und gegen die zum Schutz aller angewiesenen Hygienemaßnahmen protestieren.
Drei Begriffe, die dir spontan zur GEW einfallen?
Gewerkschaft, Erziehung und Wissenschaft
Was würdest du an deiner Tätigkeit am ehesten ändern?
Der Ruhestand gefällt mir eigentlich ganz gut; mal sehen, wie lange noch, nachdem ich jetzt alle Ehrenämter aufgegeben habe.
Was wünschst du dir von deiner Gewerkschaft?
Die GEW gefällt mir als politische Gewerkschaft sehr gut. Die Vertretung von Arbeitnehmer*inneninteressen war mir im Öffentlichen Dienst erst an zweiter Stelle wichtig.
Was gefällt dir an deinem Beruf?
Ich war mit der Tätigkeit an der Universität sehr zufrieden, hatte abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Aufgaben in den Bereichen Lehre, Verwaltung und Selbstverwaltung und hätte keinen Tag später aufhören wollen.
Welches politische Amt würdest du am liebsten einen Monat lang ausüben?
Bademeister, um Kleinstkindern das Schwimmen (in Warmwasser) beizubringen, weil »sich über Wasser halten« lebensnotwendig ist.