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Tendenzen

Frauen tragen die Hauptlast

Zum 8. März: Frauen in Bildungsberufen und Mütter im Homeschooling lassen sich nicht gegeneinander ausspielen.

Foto: pixabay

In der COVID-19-Pandemie erreichen die GEW so viele Briefe, Tweets und E-Mails wie selten zuvor, und zwar auffallend häufig von Frauen. Erzieherinnen schreiben, wie sehr sie die Arbeit ohne Maske inmitten fast vollzähliger Kita-Gruppen gefährden und Konflikte über ein Ja oder Nein zur Notbetreuung zermürben. Lehrerinnen berichten, wie sie in Zeiten einer ausgedünnten Personaldecke zeitgleich Notbetreuung, Präsenz- und Distanzlernen stemmen sollen. Frauen in der Weiterbildung sehen sich von betriebsbedingten Kündigungen und ausfallenden Honorarverträgen betroffen. Und auch die Laufbahnen prekär befristeter Wissenschaftlerinnen sind noch unsicherer als zuvor.

All das macht deutlich: Wie unter dem Brennglas treten in der Pandemie ohnehin ungelöste Probleme auf dem Weg zur Geschlechtergerechtigkeit zutage. Frauen arbeiten besonders häufig in Kitas und Grundschulen, also mit Kindern, für die Betreuung und Lernbegleitung besonders wichtig sind. Damit sorgen sie dafür, dass Eltern – und damit ebenfalls Frauen – ihrer Arbeit nachgehen können. Und das zu Gehältern, die oft niedriger sind als die ihrer Kolleg*innen, die mit älteren Kindern und Jugendlichen arbeiten.

Die Kleinfamilie ist in Lockdown-Zeiten besonders gefordert. Darin liegt die Gefahr einer Retraditionalisierung von Rollenbildern. Zu sagen, die gestiegene Care-Arbeit werde nur bei Frauen abgeladen, springt in dieser Allgemeinheit zwar zu kurz, das zeigen auch Studien. Der größere Teil der Betreuung und des Homeschoolings und der Hausarbeit lastet aber durchaus auf Frauen, insbesondere wenn sie – frauentypisch – in Teilzeit oder prekär beschäftigt sind.

Mütter geraten mit Erzieherinnen in Konflikt

Hinzukommt: Wie nie zuvor werden Frauen in ihren unterschiedlichen Rollen gegeneinander ausgespielt: Mütter sind sauer, dass Kitas nicht oder nur eingeschränkt geöffnet haben – worüber Erzieherinnen mit ihnen in Konflikt geraten, weil die Entscheidung, wer kommen darf, auf die einzelne Einrichtung abgewälzt wurde. In den Schulen ist die Lage ähnlich. Es fehlen klare Ansagen der Schulverwaltung.

Die GEW fordert die politisch Verantwortlichen seit Monaten auf, Bedingungen zu schaffen, die pädagogische Arbeit ermöglichen, bei der der Gesundheitsschutz und das Recht auf Bildung unter einen Hut gebracht werden können. Ein föderaler Flickenteppich mit 16 – oft noch mehr – unterschiedlichen Umsetzungen, die sich zudem ständig ändern, ist weder Pädagog*innen noch Müttern und Vätern zuzumuten. Nachvollziehbare und einheitliche Regelungen sind überfällig – es ist zum Beispiel nicht Aufgabe einer Erzieherin oder einer Lehrkraft, über die Aufnahme von Kindern in die Notbetreuung zu entscheiden. Zudem brauchen Bildungseinrichtungen die Rückendeckung der Kultusministerien, wenn sie pädagogisch sinnvolle Maßnahmen – etwa Wechselunterricht statt Notbetreuung – ergreifen.

Die Frauenpolitikerinnen in der GEW und in allen DGB-Gewerkschaften haben all die Fragen von Betreuung und Bildung in der Familie wie im Beruf seit dem Ausbruch der Pandemie mit kritisch-feministischem Blick begleitet. Um darauf in Aktionen mit Gewerkschaftskolleg*innen und politischen Mitstreiter*innen aufmerksam zu machen, ist der Internationale Frauentag am 8. März – natürlich pandemiegerecht – eine gute Gelegenheit.

Viele unserer Forderungen finden sich in dem Aufruf zum Weltfrauentag des Deutschen Gewerkschaftsbundes wieder: Der DGB fordert eine Aufwertung der Berufe in sozialen und Bildungsberufen sowie Arbeitszeiten, die es Frauen und Männern gleichermaßen ermöglichen, erwerbstätig zu sein und Verantwortung für Familien- und Hausarbeit zu übernehmen. Ebenso erklären wir uns solidarisch mit den inhaltlichen Forderungen des Frauenstreikbündnisses, das in diesem Jahr unter dem Motto »Die Krise steckt im System – zusammen gegen Patriarchat und Kapitalismus« zu Aktionen aufruft.   

Alle Hände voll zu tun – unter diesem Motto hat der Landesfrauenausschuss der GEW BERLIN zu seiner 8. März-Aktion aufgerufen. Mehr: www.gew-berlin.de

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46