Akutmaßnahmen zur Entlastung
Fünf Mittel gegen akute Beschwerden
Es müssen dringend schulorganisatorische Entlastungsmaßnahmen getroffen und weitere Berufsgruppen zur Unterstützung hinzugeholt werden, um alle Pädagog*innen an den Schulen gesund zu halten und nicht noch höheren Personalmangel auszulösen.
Die GEW BERLIN zeigt, was akut helfen würde.
Nr. 1 Auf Kernaufgaben konzentrieren
- die Bildungsverwaltung soll Schulen dazu anregen, Aktivitäten zu reduzieren oder anders zu gestalten; schulische Gremien sollen die Aufgaben in der Schule auf Notwendigkeit prüfen und über Reduzierungen entscheiden; sämtliche Beauftragungen von Lehrkräften sind kritisch zu prüfen und ggf. auszulagern
- Reduzierung von Korrekturzeiten für Lehrkräfte durch weniger Klassenarbeiten in allen Schulstufen und Fächern, mehr Lernerfolgskontrollen in anderen Formaten und mit weniger Korrekturaufwand ermöglichen; Beibehaltung der Regelung, dass Zweitkorrekturen bei Abi-Prüfungen an selber Schule stattfinden und nur bei einem Punkte-Abstand von über drei Notenpunkten
- Möglichkeiten zu reduzierten EFöB-Zeiten in Früh- und Spätbetreuungsmodulen nach Abfrage bei den Erziehungsberechtigten
- Kriterien und zeitliche Begrenzung für Dienstbesprechungen festlegen: wann ist eine Dienstbesprechung zwingend erforderlich, wann können Informationen auf anderem (digitalem) Weg weitergegeben werden
Nr. 2 Zusätzliche Professionen einbeziehen
- pädagogische Assistenzen für Begleitung/Hilfestellungen im Unterricht, Aufsichten in den Pausen und zum Mittagessen
- Laborassistenzen, technische Mitarbeiter*innen, Werkstattleiter*innen, Bibliothekar*innen und weiteres Personal für die Betreuung von Fachräumen, Werkstätten, Druckereien, Bibliotheken; für die Inventur, Wartung, Sicherheit, Brandschutz; für die Vor- und Nachbereitung von Versuchen im naturwissenschaftlichen Unterricht etc.
- Personal für administrativen Aufgaben: mindestens eine Vollzeitstelle für Verwaltungsleitung pro 500 Schüler*innen und eine volle Sekretariatsstelle pro 200 Schüler*innen; zusätzlich einen bezirklichen Vertretungspool für beide Bereiche und großzügige Anerkennung von Berufserfahrung
- Assistent*innen für Büro-/ Kopierarbeiten, Korrekturen, Materialsortierung/-bestellung, Ablage
- eine Vollzeitstelle für IT- Administration pro Schule, für große Schulen entsprechend mehr; zusätzlich bezirklicher Vertretungspool
- eine Vollzeit-Stelle für Schul- Datenschutzbeauftragte für Schulen pro Bezirk
- Schulgesundheitskräfte für medizinische Unterstützungsleistungen einzelner Schüler*innen und zur aktiven Gesunderhaltung von Schüler*innen und Personal; Begleitung von Schulausflügen
- zusätzliche Stellen für weiteres Personal in Abhängigkeit von Schulgröße und sozialer Belastung (Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen etc.), unabhängig von der Umwandlung von Lehrkräftestellen
- Reinigungskräfte als fester Bestandteil der Schulgemeinschaften mit Anstellung im öffentlichen Dienst (Bezirk); zusätzlich bezirklicher Vertretungspool
- Ausbau der Hausmeister*innen-Stellen und Aufbau eines bezirklichen Vertretungspools
- verstärkter Einbezug schulexterner Bildungsangebote; Übersicht über berlinweite Angebote mit konkreten Inhalten und Formaten, Rahmenlehrplanbezug, Kontakt
Nr. 3 Schulleitungen entlasten und qualifizieren
- Fokussierung auf Kernaufgaben ermöglichen, Unterstützung durch nicht-pädagogisches Personal
- Jobsharing und Teilzeit in Funktionsstellen/ Schulleitung/ EFöB-Koordination ermöglichen
- Anleitungen und Schulungen für Schulleitungen zu Gesunderhaltung/ Arbeits- und Gesundheitsschutz, partizipativem Führungsstil und Kommunikation (Mitsprache und Mitgestaltung sowie Klima gegenseitiger Unterstützung essenziell für gute Arbeit)
- Berücksichtigung der Koordinierenden Erzieher*innen bei Führungskräfte-Angebote
Nr. 4 Mittel für die Vertretung ausbauen
- eine zusätzliche Ausstattung für die Schulen zur Einstellung von weiterem pädagogischen Personal; bei längerer Beschäftigung Angebote zur Weiterqualifizierung
- Vertretungslehrkräfte-Online- Plattform pflegen und aktualisieren
- Zusammenführung bzw. Deckungsfähigkeit der schulischen Budgets (PKB, Verfügungsfonds etc.); Möglichkeit zur Übertragung von Personal- und Sachmittel in den darauffolgenden Zeitraum; Rechenschaftslegung durch die Schulleitung
Nr. 5 Belastungen senken
- Erstellung von psychischen Gefährdungsbeurteilungen mit dem Ziel, Belastungsfaktoren genauer zu identifizieren und Belastungen zu senken; Mittel für die Schulen für betriebliche Gesundheitsmaß- nahmen
- berlinweit gültige, von der Bildungsverwaltung vor- gegebene Regelungen zum Umgang mit Teilzeit, für die Entlastung von teilzeitbeschäftigten Lehrkräften zur Wahrnehmung sog. unteilbarer Aufgaben müssen die Schulen ein zusätzliches, in den Zumessungsrichtlinien geregeltes Entlastungskontingent erhalten; unkomplizierte Möglichkeit der Aufstockung für kurze Zeiträume schaffen (analog Klassenfahrten) z.B. für Präsenztage, Projektwochen, Exkursionen, Wandertage, Prüfungszeiträume, Festtage, Einschulungswoche
- Funktionsstellen für die Grundschulen: im Lehrkräftebereich mind. eine Funktionsstelle für Inklusion und eine für den Ganztag; im EFöB deutlicher Aufwuchs an freigestellten Erzieher*innen mit Leitungsfunktion; mindestens ein*e Facherzieher*in für Integration für jede Grundschule, ohne Nachweis von besonderem Förderbedarf
- zeitlicher Vorlauf bei Änderungen in der Schulorganisation, bei Zeugnisformularen etc.mit Blick auf den mit der Umsetzung verbundenen Arbeitsaufwand
- Ausbau der Coaching-Angebote und Supervision für pädagogisches Personal
- Lärmschutzmaßnahmen für alle Räume
- Funktionierende IT-Infrastruktur, nutzbare und praxistaugliche IT-Endgeräte, gut ausgestattete IT-Arbeitsplätze für das gesamte Personal an den Schulen
- mehr Budget für Lehr- und Lernmaterialien
- Prüfung, inwiefern kleine Oberstufen zusammengelegt werden können
Der von der Senatsbildungsverwaltung einberufene Runde Tisch zum Lehrkräftemangel hat im Februar 2023 seine Ergebnisse präsentiert. Dabei wurde zwar das Thema Entlastung der Schulen in den Fokus gerückt, die vorgeschlagenen Maßnahmen blieben allerdings leider an vielen Stellen unkonkret. Zudem wurde die Schule nicht als Ganzes bzw. als Ort der multiprofessionellen Zusammenarbeit betrachtet.
Beschluss des Geschäftsführenden GEW-Landesvorstandes vom 6. März 2023
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