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Erwachsenenbildung

Geflüchtete brauchen Unterstützung und keine Schikane

Nachdem sie eine bessere Vergütung für die Dozent*innen der Integrationskurse erreicht haben, kämpfen die »Freien Dozent*innen« nun für die Kursteilnehmenden. Für den 20. Juni rufen sie daher zu einer Demonstration auf

Nun sind die »Freien Dozent*innen Berlin«, eine Gruppe von in Integrationskursen tätigen Dozent*innen, wieder aktiv geworden. Unter Federführung der CDU/CSU und der Stimmungsmache durch rechtspopulistische Gruppen wurden und werden die politischen Entscheidungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nach rechts gezogen. Der Druck auf die Teilnehmenden der Integrationskurse wächst, der Widerstand aber auch. Im Dezember 2018 haben die Freien Dozent*innen einen Brief an das BAMF geschickt, der von 30 weiteren Gruppen und Initiativen sowie über 100 Einzelpersonen mitunterzeichnet wurde. Unter dem Titel »Förderung statt Zwang in Integrationskursen« wiesen sie auf die Auswirkungen der neuesten Bestimmungen des BAMF hin.

Zwang, Kontrollen und Stress vermeiden

Die zum Integrationskurs verpflichteten Teilnehmenden müssen vom Träger, dem Jobcenter und der Ausländerbehörde gemeldet werden, wenn sie mehr als 20 Prozent der Unterrichtsstunden in einem Kursabschnitt oder ab drei Tagen am Stück entschuldigt oder unentschuldigt fehlen. Zwar setzen Sanktionen nur beim unentschuldigten Fehlen ein, aber dieses Kontrollsystem hat Auswirkungen auf den Alltag der Kurse. Die tägliche Mitteilung der Teilnahme jeder Person in jedem Kurs bedeutet für die Lehrenden und die Träger eine zusätzliche Arbeitsbelastung. Für die Teilnehmenden entsteht durch so ein Kontrollsystem ein Klima des Generalverdachts.

Darüber heben die »Freien Dozent*innen Berlin« in ihrem Brief hervor, dass die Bestimmungen des BAMF die freie Wahl des Bildungsträgers durch die Teilnehmenden sowie den Wechsel zu einem anderen Träger stark einschränken. Es ist nicht zu verstehen, wie diese Einschränkung zu mehr Erfolg in der Sprachausbildung und Integration führen kann, wie es das BAMF behauptet. »Freie Dozent*innen Berlin« betont, dass die Bestimmungen des BAMF das, für den Lernerfolg notwendige, Vertrauensverhältnis zwischen Teilnehmenden und Dozent*innen belasten. Zudem missachten sie die Lebensrealitäten der Teilnehmenden: Sie berücksichtigen nicht, dass diese regelmäßige Behördentermine zu absolvieren haben, einige auf Wohnungssuche sind, andere auf engstem Raum in Heimen leben, oft Traumata und chronische Krankheiten haben, Ärzt*innen aufsuchen müssen. Für diejenigen, die Kinder haben, kommen Termine in der Schule und bei Kinderärzt*innen hinzu.

Neugier, Motivation und Vertrauen schaffen

Für die freien Dozent*innen ist es wichtig, dass die Neugier, mit der die Teilnehmenden zu den Kursen kommen, erhalten bleibt, sodass ihnen ein positiver Zugang zur deutschen Sprache ermöglicht wird. Zwang versperrt aber diesen Zugang, allen unseren Erfahrungen nach. Neben Motivation und Vertrauen brauchen die Teilnehmenden ausreichend Zeit zum Lernen. »Freie Dozent*innen Berlin« fordert daher, dass die Kursdauer, -größe und -stabilität dringend den spezifischen Lern- und Lebenssituationen der Teilnehmenden, auch der älteren und lernungewohnten, angepasst wird.

»Freie Dozent*innen Berlin« ruft daher am 20. Juni 2019, dem internationalen Weltflüchtlingstag, zu einer Kundgebung vor dem Bundesministerium des Inneren in Berlin, Alt-Moabit 140, auf. Eingeladen werden nicht nur Organisationen der Dozent*innen, sondern auch Gruppen und Initiativen, die sich mit Flucht und Migration beschäftigen und sich den unterschiedlichen Aspekten der BAMF-Praxis widersetzen, wie beispielsweise der völlig unzureichenden Familienzusammenführung oder der Abschiebung in Krisengebiete. Zur Kundgebung gibt es einen Dachaufruf, in dessen Rahmen interessierte Gruppen dazu eingeladen werden, sich mit eigenen Stellungnahmen und Aufrufen an der Kundgebung zu beteiligen.