Schule
GEW BERLIN blickt kritisch auf das neue Schulgesetz
Verengter Leistungsbegriff und noch mehr Auslese: Die GEW BERLIN kann der Novellierung des Berliner Schulgesetzes nur wenig positives abgewinnen.
Zu den vom Berliner Senat geplanten Änderungen im Schulgesetz brachte die GEW BERLIN ihre Kritik in einer Anhörung des Bildungsausschusses zur Sprache.
Bei dem Übergangsverfahren von der Grundschule zum Gymnasium geht es einen Schritt nach vorn, aber auch drei zurück. Mit der eigentlich positiven Neuerung des abgeschafften Probejahrs gehen nun ein sehr verengter Leistungsbegriff und noch mehr Auslese einher. Ein Fokus auf Mathe, Deutsch, Englisch ist nicht zeitgemäß. Die GEW BERLIN befürchtet negative Auswirkungen auf die Chancengerechtigkeit beim Zugang zum Gymnasium.
Der Sprachfokus kann insbesondere für Kinder, denen die sprachlichen Bereiche nicht so liegen oder die mit einer anderen Sprache als Deutsch aufgewachsen sind, ein klarer Nachteil sein. Da weniger gute Leistungen in den drei Fächern nicht durch bessere Leistungen in anderen Fächern ausgeglichen werden, wird vieles davon abhängen, ob Eltern in den Fächern unterstützen oder Nachhilfe organisieren können. Erst vor Kurzem hat eine Studie des ifo Instituts wieder gezeigt, wie die unterschiedlichen Ausgangslagen sich auf die Bildungschancen auswirken. Berlin schnitt im Bundesvergleich mit am besten ab. Hier ist es etwa halb so wahrscheinlich, dass Kinder aus benachteiligten Verhältnissen ein Gymnasium besuchen wie Kinder aus günstigen Verhältnissen. Die weitere Verbesserung der Chancengerechtigkeit sollte das Ziel sein. Mit dem neuen Verfahren wird die positive Entwicklung aufs Spiel gesetzt.
Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf das Ruhen der Schulpflicht. Das ist ein schwerwiegender Eingriff in das Recht auf Bildung und nicht haltbar. Ebenso wie die GEW BERLIN fordert auch das Deutsche Institut für Menschenrechte eine stärkere Berücksichtigung der Belange von Schüler*innen mit Behinderungen.
Die Einführung eines 11. Pflichtschuljahres ist dagegen zu begrüßen.