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Gewerkschaft

Gleichstellung. Weiter denken!

Die LDV der GEW BERLIN stärkt das Thema Gleichstellung mit vier Anträgen.

Zur Abstimmung lagen auf der Herbst-Landesdelegiertenversammlung (LDV) am 11. und 12. Oktober 2022 vier Anträge vor, die im Nachgang zum Fachtag »Zeit zu leben, Zeit zu arbeiten« entstanden sind (die bbz 09/10-22 berichtete). Der Fachtag gab der gewerkschaftlichen Diskussion um eine feministische Zeitpolitik neuen Aufwind. Debattiert wurde unter anderem über ungleichverteilte Lohn- und Sorgearbeit und über die Frage, wie die Vereinbarkeit von Leben und Beruf gelingen kann. Ziel des Fachtags war es auch, das Engagement der GEW BERLIN beim Thema Gleichstellung zu stärken und weiterzuentwickeln.

 

Mehr Funktionsstellen in Grundschulen und Förderzentren

 

Die Gleichwertigkeit der Arbeit an allen Berliner Schulformen ist seit 2018 anerkannt, denn es gelang der GEW BERLIN, die Gehälter der Grundschullehrkräfte an die der anderen Lehrämter anzugleichen. E13 war ein Meilenstein für die Gleichstellung von Frauen und Männern, denn an Berliner Grundschulen sind acht von zehn Lehrkräften weiblich. Keineswegs gleichwertig sind aber die Aufstiegschancen für die Lehrkräfte der verschiedenen Schulformen. Das zeigt ein Beispiel zweier Schulen aus demselben Berliner Bezirk: An der beispielhaften Grundschule mit 634 Schüler*innen existieren 3 Funktionsstellen. Dem stehen am Gymnasium mit 665 Schüler*innen ganze 13 Funktionsstellen gegenüber.

Das Beispiel zeigt, dass sich am Gymnasium 13 Lehrkräfte beruflich weiterentwickeln können. Sie haben Gestaltungsmöglichkeiten, können Verantwortung übernehmen, bekommen ein höheres Gehalt und ihnen wird ein Aufstieg ermöglicht.

An der Grundschule im genannten Beispiel können dies nur drei Lehrkräfte. Viele Aufgaben, die Funktionsstelleninhaber*innen an Gymnasien leisten, werden an Grundschulen und ebenso an Förderzentren auch erledigt – nur ohne Bezahlung. Arbeit, die nicht bezahlt wird, macht den Beruf nicht gerade attraktiv. Wenn die Aufstiegschancen an den verschiedenen Schultypen gleich wären, wäre dies eine Motivation für junge Menschen, sich für eine Tätigkeit an Grundschulen oder Förderzentren zu entscheiden. Und wir wissen alle, wie dringend wir gut ausgebildete Kolleg*innen an diesen Schulformen brauchen.

Wir werden uns gegenüber der Senatsbildungs-, der Finanz- und der Gleichstellungsverwaltung dafür einsetzen, die Zahl der Funktionsstellen an Grundschulen und Förderzentren zu erhöhen.

 

Teamgedanken stärken: Jobsharing als Schulversuch

 

In den Rahmenlehrplänen sind Partizipation, Demokratieentwicklung und Gleichstellung selbstverständlich und werden in Schule, Unterricht, ergänzender Förderung und Betreuung schon lange umgesetzt. Dies steht im Widerspruch zur hierarchischen Schulstruktur. Darum fehlen auch alternative Modelle bezüglich der Funktionsstelle Schulleiter*in. An den Berliner Schulen gibt es keine Möglichkeit der gemeinsamen Bewerbung auf eine Funktionsstelle – das ist nicht zeitgemäß. Jetzt sind die Weichen zu stellen, für eine moderne und partizipative Schul- und Personalentwicklung. Wir brauchen in Schulen eine Kultur, in der Führungskräfte als Team arbeiten und sich als Teil der Schulgemeinschaft verstehen. Absprachen und Diskussionsprozesse benötigen Zeit, deshalb sind hierfür Ressourcen bereitzustellen. Jobsharing ist darüber hinaus ein Instrument, Gleichstellung umzusetzen. Denn in den Berliner allgemeinbildenden Schulen sind weniger als die Hälfte der Frauen Schulleiterinnen, obwohl fast dreiviertel der Lehrkräfte weiblich sind.

Beschlossen hat die LDV zudem: »Die GEW BERLIN vernetzt an Jobsharing Interessierte und bietet begleitende Treffen an.« Also – meldet euch in der GEW-Geschäftsstelle!

Zwei weitere Anträge hatten die Zusammenarbeit der Beschäftigtenvertretung im Fokus. Es geht darum, dass wir Gewerkschafter*innen die rechtlichen Grundlagen (PersVG, Landesgleichstellungsgesetz und Sozialgesetzbuch IX) kennen, uns austauschen und uns gemeinsam für die Interessen der Beschäftigten einsetzen. So können wir besser ein Gegengewicht gegenüber Schulleitungen bilden. Die Schulleitungsausbildung soll erweitert und eine respektvolle Kooperation mit der Beschäftigtenvertretung begünstigt werden. Zudem hat sich die GEW BERLIN zur Aufgabe gemacht, zu dieser Thematik eine landesweite Schulleiter*innentagung zu organisieren. Weiterhin wurde beschlossen, dass die Personalratsmitglieder bis zur nächsten Personalratswahl in Tagesseminaren zum Berliner Landesgleichstellungsgesetz geschult werden. Die GEW BERLIN hat sich vorgenommen Gleichstellung weiter zu denken – wir sagen: weiter so!    

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46