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Erwachsenenbildung

Hamburg zeigt, wie es geht

Beschäftigte in der Erwachsenenbildung kämpfen.

Foto: Till Bartels

Die Honorare und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in der Erwachsenenbildung sind in Hamburg so schlecht wie überall, aber die dortigen Kolleg*innen haben es geschafft, sich zu organisieren und Verbesserungen durchzusetzen. Ihre Tätigkeit stellt bundesweit das Beispiel für eine gute und erfolgreiche Praxis dar.

Ihre Forderungen betreffen zum einen alle Beschäftigten in der Erwachsenenbildung und zum anderen die Lehrkräfte an den lokalen Volkshochschulen (VHS). Die Forderungen sind im »Hamburger Appell zur Lage in der Weiterbildung« zu lesen. Gerne dürfen und sollen ihn alle unterschreiben. 

Die Hauptforderung der Hamburger VHS-Kolleg*innen ist, dass der Senat sich hälftig an den Kosten der Sozialversicherung der arbeitnehmer*innenähnlichen Kursleiter*innen beteiligt und das Honorar im Krankheitsfall fortzahlt, wie es in Berlin und Bremen passiert. Zudem sollen die Kursleiter*innen des offenen Angebots den gleichen Honorarsatz bekommen wie in den Integrationskursen, derzeit 42,03 Euro. Dazu kommen eine Erhöhung des Urlaubsentgelts (für 30 statt wie bisher 25 Tage) und die Einbeziehung in das Hamburger Personalvertretungsgesetz. 

Für alle anderen Beschäftigten bei staatlich finanzierten Erwachsenenbildungsangeboten sind die beiden Hauptforderungen: für die Angestellten maximal 25 Unterrichtseinheiten (UE) zu je 45 Minuten pro Woche bei einer Vollzeitstelle und für die Freiberufler*innen 71,70 Euro Honorar pro UE. 

 

Forderungen sichtbar machen

 

Die Fachgruppe Erwachsenenbildung der GEW Hamburg hat es in Zusammenarbeit mit dem Hamburger DGB geschafft, diese Forderungen bekannt zu machen und mit allen demokratischen Parteien und mit den Verantwortlichen des Hamburger Senats einen dauerhaften Kontakt aufzubauen. 

Die Honorarlehrkräfte in Hamburg sind mit wachsendem Erfolg und Sichtbarkeit für ihre Forderungen auf die Straße gegangen. Die Demonstration »Schluss mit prekär!« für faire Arbeitsbedingungen in der Erwachsenenbildung Anfang 2024 mit mehr als 300 Teilnehmenden stellte einen ersten Höhepunkt des langjährigen Kampfes dar.

Bis dahin war viel passiert: Im Juni 2022 versammelten sich mehr als 60 VHS-Kursleiter*innen, deutlich mehr als die angemeldeten 30, vor der VHS Hamburg Mitte zu einer bunten und lautstarken Kundgebung. Im Dezember 2022 wurden dem Hamburger Bürgermeister mehr als 2.000 Unterschriften gegen die Situation an den VHS übergeben. Am 1. Mai 2023 hielt Detlef Zunker, Sprecher der Fachgruppe Erwachsenenbildung, bei der DGB-Demo eine Auftaktrede zur Lage der Erwachsenenbildung. Ende Juni 2023 war ein wichtiger Erfolg zu feiern: An der VHS wurde das Standardhonorar für eine 45-Minuten-Unterrichtsstunde von 32,21 Euro auf 35 Euro erhöht und das Urlaubsentgelt von 20 auf 25 Tage.

Eine weitere positive Entwicklung war die Entscheidung des Personalrats der Hamburger Schulbehörde, die Beschwerden der arbeitnehmer*innenähnlichen Lehrenden an der VHS Hamburg zu sammeln. Nahezu alle Betroffenen haben sich an der Aktion beteiligt und im März 2024 übergab der Personalrat der zuständigen Senatorin mehr als 100 Beschwerden. 

Im Juni 2024 fand ein öffentlicher Unterricht von VHS-Dozierenden auf dem Rathausmarkt statt und Ende August waren über 20 Lehrende aus der Erwachsenenbildung bei der Schulausschusssitzung mit den T-Shirts »VHS fair – Schluss mit prekär« präsent. Ein Spalier der Lehrenden erinnerte die Ausschussmitglieder an das Thema »Soziale Absicherung und Honorarfortzahlung im Krankheitsfall«. 

Wir, die Kolleg*innen der Fachgruppe Erwachsenenbildung der GEW BERLIN, wünschen den Hamburger Kolleg*innen in ihrem wegweisenden Kampf weiterhin viel Erfolg. 

 

»Hamburger Appell zur Lage in der Weiterbildung« 

www.gew-hamburg.de/node/12978

 

Demonstration »Schluss mit prekär!«

www.gew-hamburg.de/themen/erwachsenenbildung/2023-12/schluss-mit-prekaer

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46