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Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit

How to: Arbeitskämpfe in der Sozialarbeit

Ein Audio-Feature über Zugänge zur Organisierung von und mit Sozialarbeiter*innen in Berlin.

Foto: IMAGO

Etwa anderthalb Millionen Menschen sind in Deutschland in der Sozialen Arbeit beschäftigt. Sie sind aufsuchend unterwegs oder in Schulen, Kitas, Jugendclubs, Jugendämtern, Frauenhäusern, Wohngruppen, Unterkünften, in den Sozialdiensten im Krankenhaus oder in Beratungsstellen. Sie arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, alten Menschen, Menschen in Krisen, erwerbslosen Menschen, Menschen mit Behinderungen, Menschen im Asylverfahren, mit drogennutzenden Menschen, sie unterstützen Familien in Konflikten, gestalten Freizeitangebote. Dabei verfolgen sie den Auftrag, zum Abbau sozialer, zwischenmenschlicher und struktureller Probleme beizutragen, Beziehungen aufzubauen und zu mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft beizutragen. Viele Sozialarbeiter*innen arbeiten seit Jahren am Limit und die Lebensrealitäten ihrer Adressat*innen werden gleichzeitig immer schlechter.

 

Erfahrungen von Sozialarbeitenden 

 

Als Sozialarbeitende saßen wir im Frühjahr 2024 zu dritt beisammen und stellten fest, dass wir die Erfahrung von frustrierenden Arbeitsbedingungen bis hin zu Erfahrungen von Burnout teilten. Dies war der Ausgangspunkt eines Projektes im Rahmen unseres Masters »Soziale Arbeit: Kritische Diversität und Community-Studies«. Wir stellten fest, dass wir von unterschiedlichen Möglichkeiten, Arbeitskämpfe zu führen und für Veränderungen zu kämpfen, wenig wussten. Weder in unseren pädagogischen Ausbildungen noch in unseren bisherigen Praxisfeldern waren wir mit dem Thema in Berührung gekommen. Das wollten wir ändern.

Entstanden ist daraus ein Audio-Feature in vier Akten. Wir sprechen darin mit elf Sozialarbeitenden, die sich in Berlin für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen, über ihre Strategien, Motivationen und Erfahrungen. Was denken sie zum Widerspruch zwischen Auftrag und Wirklichkeit Sozialer Arbeit und was führte dazu, dass sie sich dagegen zur Wehr setzen? Dies fragen wir im ersten Teil des Features. Im zweiten Teil untersuchen wir die Potenziale, Strategien und Leerstellen gewerkschaftlicher Arbeit in Arbeitskämpfen der Sozialen Arbeit. Ist Streik hier ein geeignetes Mittel? Was müsste sich ändern, damit sich mehr Menschen von Gewerkschaften angesprochen fühlen?

Initiativen, die sich für gute Arbeitsbedingungen von Sozialarbeitenden einsetzen, stellen wir im dritten Teil vor. So unter anderem, mit welchen Herausforderungen sich Selbstorganisationen von Migrant*innen konfrontiert sehen oder inwiefern die Arbeit im feministischen Betrieb eine Form ist, Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im letzten Teil sprechen mit unseren Interviewpartner*innen über Erfolge und Motivationen: Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Welche Bündnisse braucht es, und was muss noch geschehen, um die Kämpfe in der Sozialen Arbeit voranzubringen?

 

Es braucht Zeit, Mut und Kraft

 

Trotz des Kahlschlags in der Sozialen Arbeit, hat uns die Arbeit am Feature viel Inspiration, Mut und Motivation gegeben. Wir haben gesehen, wie viele Menschen sich auf unterschiedlichen Ebenen gemeinsam mit anderen für gute Arbeitsbedingungen und für eine nachhaltige soziale Infrastruktur organisieren. Klar ist: Es wird sich nicht alles auf einmal verändern. Gesellschaftlicher Wandel ist zäh und braucht Zeit, Mut und Kraft. Doch all diese Kämpfe und Bemühungen sind wichtig, und ihr Potenzial umso größer, je mehr sie zusammengehen.

Die knapp zweieinhalb Stunden des Features wurden als Gastfolgen beim Podcast »nah und distanziert« veröffentlicht. Dort ist es auch zum Lesen transkribiert. Wir danken allen Beteiligten.      

 

Hier könnt ihr die Folgen des Podcasts »nah und distanziert« anhören