Schule
In dieser Form ungeeignet
Die mediengestützte Projektarbeit ist eine neue Form der Leistungserbringung an Gymnasien. Die Fachgruppe Gymnasium der GEW BERLIN sieht diese kritisch.
Die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA) am Gymnasium wurden 2023 abgeschafft. Demnach erhalten die Schüler*innen den MSA nun automatisch, wenn sie in die 11. Klasse versetzt werden. Statt der bisherigen MSA-Prüfungen wurde in der Sek I-Verordnung eine mediengestützte Projektarbeit (mPA) festgeschrieben.
Diese Leistung soll im 9. oder im 10. Jahrgang erbracht werden und dient der Vorbereitung auf die fünfte Prüfungskomponente im Abitur. Die mPA ist ein Teil der regulären Fachleistungen. Sie besteht aus einer Präsentation mit Auswertungsgespräch sowie einer schriftlichen Ausarbeitung. Diese Arbeit wird in einem von den Schüler*innen zu wählenden Fach durchgeführt und geht in die Fachnote ein. Die konkrete Ausgestaltung der mPA wird auf schulischer Ebene entschieden. Die Senatsbildungsverwaltung hat auf ihrer Webseite eine Sammlung von Fragen und Antworten veröffentlicht, die die Umsetzung konkretisieren sollen.
Die Vorbereitung muss gelingen
Die Fachgruppe Gymnasium der GEW BERLIN begrüßt grundsätzlich, dass nach der Abschaffung der MSA-Prüfungen an Gymnasien eine Präsentationsleistung beibehalten wird. Zur Vorbereitung auf die fünfte Prüfungskomponente im Abitur muss der Erwerb von Medien- und Präsentationskompetenz weiterhin einen wichtigen Stellenwert haben.
Dennoch betrachten wir die mPA in ihrer jetzigen Form als ungeeignet, dieses Ziel optimal zu erreichen. Denn die bisherige Ausgestaltung der mPA weist erhebliche Mängel auf, die sowohl die Qualität der Prüfungsvorbereitung als auch die Chancengleichheit der Schüler*innen beeinträchtigen. Die mPA sehen wir im Vergleich zur bisherigen Präsentationsprüfung als weniger wertvoll und strukturell problematisch.
Da die Themen sich an den Rahmenlehrplänen der Jahrgangsstufen 9 und 10 orientieren sollen, wird die intellektuelle
Freiheit der Schüler*innen beschränkt. Die frühere Präsentationsprüfung bot hier deutlich mehr Flexibilität und ermöglichte eine Auseinandersetzung auch mit Interessen außerhalb des Rahmenlehrplans.
Die mPA ersetzt die klare Prüfungsstruktur der Präsentationsprüfung durch eine alltägliche Leistungserbringung, wodurch die Vorbereitung auf die Abiturprüfungen an Bedeutung verliert. Die Bewertung durch eine einzelne Lehrkraft ohne den Austausch in einer Prüfungskommission kann die Objektivität und Qualität der Bewertung mindern, da sie dem Prinzip der kollegialen Abstimmung widerspricht.
Die Mängel sind vielfältig
Die Kriterien für die Bewertung mediengestützter Arbeiten sind weniger klar definiert. Die mPA könnte zu einer geringeren Vergleichbarkeit der Leistungen führen, da einheitliche Standards fehlen. Für den Zugang zu weiterführenden Schulen oder zur beruflichen Ausbildung ist dies potenziell problematisch.
Es fehlt auch eine zentrale Regelung zur Notengewichtung. Wir befürchten eine erhebliche Ungleichheit sowohl zwischen Fächern als auch zwischen Schulen. So ist nicht nachvollziehbar, dass die mPA in denjenigen Fächern, in denen Klassenarbeiten geschrieben werden, eine Klassenarbeit ersetzt, während diese in den anderen Fächern als Teil der sonstigen Leistungen zu werten ist. Klassenarbeiten und sonstige Leistungen sind ihrem Charakter nach sehr unterschiedliche Leistungsformen.
Außerdem ist die Anzahl der zu betreuenden Schüler*innen pro Lehrkraft nicht begrenzt, was eine ungleiche Arbeitsverteilung und zusätzliche Belastung des Kollegiums zur Folge haben kann, die durch organisatorische Maßnahmen nicht aufgefangen werden kann. Es ist wichtig, dass die Gesamtkonferenz einen für das Kollegium passenden Grundsatzbeschluss fällt.
Die Fachgruppe Gymnasium schlägt in Anbetracht dieser Kritikpunkte vor, das gut erprobte Modell der Präsentationsprüfung, wie dieses an Gymnasien bislang durchgeführt wurde, wieder einzuführen. Das Bestehen der Präsentationsprüfung ist auf dem Zeugnis zu vermerken. Es sollte geprüft werden, ob es Schulen freistehen soll, diese Präsentationsprüfung durch ein anderes geeignetes Konzept zu ersetzen.
Eure Meinung ist gefragt
Wie stehst du zur Einführung der mediengestützten Projektarbeit? Wie bewertest du die mPA im Vergleich zur bisherigen Präsentationsprüfung? Welche Erfahrungen hast du in der Praxis gemacht? Siehst du Verbesserungspotenziale oder teilst du unsere Kritikpunkte? Teile uns deine Einschätzungen, Ideen und Vorschläge mit! Deine Erfahrungen können dazu beitragen, die Diskussion um die mPA weiterzuführen und mögliche Reformen anzustoßen.