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Recht & Tarif

Keine Anerkennung

Internationale Kolleg*innen bereichern das Berliner Schulsystem und werden dringend gebraucht. Umso unverständlicher, warum es mit der Anerkennung ihrer Abschlüsse so hapert.

Foto: Adobe Stock

Ich arbeite an der Wangari-Maathai-Internationale-Schule. Wie bei vielen anderen internationalen beziehungsweise europäischen Schulen in Berlin sind unser Profil und Curriculum bilingual, unsere Schüler*innenschaft multilingual und von großer Diversität geprägt. Es ist eine Herausforderung, den vielfältigen Bedürfnissen unserer Schüler*innen gerecht zu werden.

Zum Glück haben wir ein internationales Kollegium hochqualifizierter und engagierter Lehrkräfte, das einen wahren Schatz an vielseitigen Kompetenzen und Erfahrungen mitbringt, durch den wir das deutsche Kollegium ergänzen. In all unserer Diversität haben wir außerdem folgende Dinge gemeinsam: Täglich zeigen wir höchstes Engagement in unserer Arbeit – und trotzdem fehlt die Anerkennung dessen im Berliner Schulsystem.

Das, was wir täglich leisten und investieren, unterscheidet sich in keiner Weise von der Arbeit unserer deutschen Kolleg*innen; nicht vom Wert und der Relevanz der akademischen und beruflichen Erfahrung her; nicht von den Aufgaben, die täglich unsere Arbeit ausmachen, und schon gar nicht in der Qualität und Professionalität der Bewältigung dieser. Und diese Kompetenzen, die wir täglich einbringen, werden dringend gebraucht, um die internationalen Schulen, die in der Berliner Bildungslandschaft gewollt werden, erfolgreich gestalten zu können. Ohne uns ist das, schon allein aus sprachlicher Sicht, schlichtweg nicht möglich.

Kriterien nicht mehr zeitgemäß

Umso fassungsloser macht mich die offensichtliche Kluft zwischen den in Berlin ausgebildeten Lehrkräften und den internationalen Kolleg*innen in Bezug auf die Anerkennung, die sie in diesem System erfahren – oder eben nicht. Wenn Hochschulabschlüsse an international renommierten Universitäten als nicht gleichwertig eingestuft werden und wenn jahrelange praktisch nachweisbare Eignung im täglichen Schulalltag in diesem System komplett vernachlässigt wird – zumindest solange diese Erfahrungen nicht nach Berliner Art eindeutig in Bezug zu bestimmten Fächern zu setzen sind – dann erscheinen die Kriterien, die hier – in einer europäischen Hauptstadt im Jahre 2022 – in dem Anerkennungsprozess ihrer Abschlüsse herangezogen werden, doch sehr fragwürdig.

Trotz meiner sechs Jahre Vollzeitstudium und erfolgreich abgeschlossenen Lehrqualifikation an einem der renommiertesten Bildungsinstitute der Welt in Großbritannien stellt die Senatsbildungsverwaltung aufzuholende Ausbildungsunterschiede fest. Als Lehrkraft für muttersprachlichen Unterricht auf Englisch, werde ich zunächst in E10, erst nach Intervention der Landesrechtsschutzstelle der GEW in E13 eingruppiert. Die Zulage zur Stufe 5 erhalte ich nur, da ich ausschließlich muttersprachlichen Unterricht (Englisch) erteile, andernfalls erhielte ich die Stufe 3. Denn ich habe zwar mittlerweile eine Anerkennung meiner britischen Lehrbefähigung erhalten und bin nun »Lehrkraft nach Recht des Heimatlandes«, aber dies bedeutet noch lange keine Gleichstellung mit dem Berliner Lehramt. Dies bindet mich nicht nur an zweisprachige Schulen und englischsprachige Fächer, unabhängig des Bedarfs, sondern verwehrt mir auch alles Weitere, was mit der Gleichstellung einhergeht, beispielsweise die Verbeamtung.

Die Mehrheit meiner internationalen Kolleg*innen an unserer Schule ist übrigens nur in E11 eingruppiert.

Ich verstehe, dass unsere internationalen Hintergründe vielleicht nicht immer alles genau so reflektieren, wie man das in Berlin macht. Deshalb pauschal anzunehmen, alles auf Papier nicht klar Zuzuordnende sei automatisch nicht gleichwertig, scheint mir im Kontext der heutigen Bildungslandschaft und bei dem, was wir hier täglich leisten, nicht nur absurd und realitätsfern, sondern auch fatal.

Die Frage ist doch, was Berlin sich weniger leisten kann: hochqualifizierte, kompetente und engagierte Fachkräfte fair und angemessen zu bezahlen oder diese weiterhin zu verlieren?

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46