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Schule

Kleine Hände – krumme Rücken

Bewusstseinsbildung zum Thema Kinderarbeit gehört in Schulen. Die GEW-Stiftung fair childhood empfiehlt Materialien und wirbt für das Thema im Unterricht.

Foto: IMAGO

Wir alle, auch die Kinder, sind von Dingen umgeben, in denen Kinderarbeit stecken kann. Ob T-Shirts, Sneakers, Jeans, Handys oder Nahrungs- und Genussmittel wie Schokolade, Kakao, Nutella, Kaffee, Tee, Nüsse bis hin zu Blumen oder Steine für den Gartenweg, für öffentliche Plätze oder für Grabsteine, Teppiche – Kinderarbeit ist allgegenwärtig. Über 160 Millionen Kinder arbeiten weltweit, gemäß der Statistik der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), viele von ihnen unter schwersten und gesundheitsschädlichen Bedingungen. Dazu gibt es höchst anschauliche Materialien von verschiedenen Herausgeber*innen, wie von unserer GEW-Stiftung fair childhood (fc), der UNESCO, Brot für die Welt, dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung et cetera. Es gibt also hervorragende Quellen, sich als Lehrer*in über Kinderarbeit zu informieren und dazu Unterricht bis hin zum Projekt zu gestalten. Das Thema hat es in sich und hat viele Bezüge zu verschiedenen Fächern, wie Politik, Erdkunde, Ethik. Jedes Kind und jeder junge Mensch, die hierzulande Zugang zu Bildung haben, sollte darüber informiert sein, wie Kinder in anderen Ländern armutsbedingt zum Arbeiten gezwungen, von Bildung ausgeschlossen werden und wie sich das auswirkt. Eine Bewusstseinsbildung, die in die Schulen gehört. Nur ein weltweiter Widerstand gegen Kinderarbeit wird dazu führen, dass Kinderarbeit geächtet werden kann. Nicht zuletzt gehört dieses Thema in die Lehrkräfteweiterbildung.

Auch wenn es seit dem 1. Januar 2023 in Deutschland ein Lieferkettengesetz gibt, das Kinderarbeit verbietet, sind dessen Lücken eklatant und die Durchsetzung schwierig. Gut, dass dieses Gesetz gegen große Widerstände durchgesetzt wurde. Jedoch ist der Weg lang und mühsam, Kinderarbeit wirkungsvoll zu bekämpfen. Ohne breite Unterstützung wird das nicht gelingen. Gut ist auch, dass ein europäisches Lieferkettengesetz in Arbeit ist und in anderen Ländern solche Gesetze entwickelt oder verbessert werden. Die Gesetzesebene ist das eine, das andere unentbehrliche ist der öffentliche Druck. Und dazu gehört, dass Aufklärung stattfindet. Aufklärung über Kinderarbeit und aktive Unterstützung für Bildung für alle Kinder ist auch das Ziel der GEW-Stiftung fair childhood, seit ihrer Gründung im Jahr 2011. Bildung statt Kinderarbeit ist unser Motto. Dafür zu spenden ist das eine, das andere ist, dass in den Schulen das Thema Kinderarbeit aufgegriffen wird, und so die Kinder, Jugendlichen und ihre Eltern darüber informiert werden.

 

Kinderarbeit zum Thema machen

 

Um Missverständnissen vorzubeugen: Die ausbeuterische Form von Kinderarbeit ist etwas Anderes, als wenn Kinder mal bei der Ernte helfen, kleine Aufgaben im Haushalt übernehmen oder im Praktikum handwerkliche, industrielle oder sonstige Arbeit kennen lernen. Die Welt der Arbeit zu erkunden und an lebenspraktische Tätigkeiten herangeführt zu werden, ist unentbehrlich und für eine berufliche Orientierung erforderlich. Aber von Bildung ausgeschlossen zu sein, ist diskriminierend, schädlich und das gesamte Leben belastend. Die bestürzende Folge der Ausbeutung von Kindern ist ein eklatant hoher Analphabetismus in den Ländern des globalen Südens und damit geringe Zukunftschancen, ein Teufelskreis von Armut und Arbeitslosigkeit, schlimme gesundheitliche Schäden. In der Ausstellung »Kleine Hände – krummer Rücken« von UNICEF, per download abrufbar, heißt es: »Für die Arbeitgeber ist Kinderarbeit ein gutes Geschäft. Denn Kinder lassen sich viel leichter ausbeuten als Erwachsene. Sie arbeiten oft sehr bereitwillig und erhalten wenig Lohn. Oft ist ihnen nicht bewusst, welche Gefahren ihnen drohen – und wie sehr sie ausgebeutet werden.«

In dieser UNICEF-Ausstellung werden Beispiele gezeigt. Das Foto eines Mädchens aus Djenne in Mali, das Steine schleppt. Die gleiche Arbeit verrichten Kinder aus Peru, bei einem Steinbruch in der Nähe von Arequipa. Gezeigt wird ein zwölfjähriges Dienstmädchen in Nairobia, Kenia und eines in Davao, einer Stadt in den Philippinen. Dazu heißt es: »Millionen von Mädchen schuften in privaten Haushalten. Oft müssen sie von frühmorgens bis spät kochen, putzen und waschen – ohne jeden Kontakt zur Außenwelt. Die Dienstmädchen sind der Willkür ihrer Arbeitgeber oft schutzlos ausgeliefert. Gewalt und sexueller Missbrauch sind für viele von ihnen Alltag. Zur Schule gehen die Mädchen fast nie.« Ein Junge aus Brasilien befestigt auf Drahtleinen Sisal, der als Grundstoff für viele Textilien verarbeitet wird. Der Kommentar dazu: »Zwei von drei arbeitenden Kindern und Jugendlichen sind in der Landwirtschaft tätig. Die Arbeit auf dem Feld ist anstrengend und häufig auch gefährlich: Viele Kinder kommen mit giftigen Düngemitteln oder Pestiziden in Berührung oder verletzen sich – zum Beispiel beim Ernten der messerscharfen Blätter der Sisal-Pflanze.« Weitere Beispiele folgen: aus der Teppichindustrie in Nepal, Kinderprostitution in Tschechien, Straßenkinder mit Gelegenheitsarbeiten wie Schuhe putzen, Autos waschen, betteln. Am Beispiel Pakistan: Arbeit auf den Müllhalden. Und für diese Kinder gilt, dass ihre Familien in großer Armut leben.

Materialien zur Kinderarbeit wurden auch vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung herausgegeben und können dort bestellt werden. Im Folgenden zwei Beispiele. Zum ersten: »Woher kommt die Schokolade? Eine Reise in die Welt des Kakaos«. Hier erfahren die Kinder, dass zwei Drittel des gesamten Kakaos aus Westafrika stammen, mit dem Schwerpunkt Elfenbeinküste. Arbeit in Kakaoplantagen wird gezeigt. Genannt wird die Zahl von fast zwei Millionen Kindern, die in Ghana und der Elfenbeinküste gefährliche Arbeiten machen, auch auf Kakaoplantagen. Weiterhin wird die Gefährdung der Umwelt durch Abholzung der Wälder thematisiert, sowie nicht ausbeuterische Produktionsmöglichkeiten in Genossenschaften und fairer Handel. All dies in kindgerechter bildhafter Darstellung und Sprache. Zum zweiten: »Ein T-Shirt auf Reisen. Wo kommt unsere Kleidung her?«. In dieser Broschüre finden Kinder in Detektivarbeit heraus, was es bedeutet, dass ihr T-Shirt in Bangladesch produziert wurde: Arbeiten für wenig Geld bei der Baumwollernte, bei der Stoffherstellung, beim Kleidung nähen, Kinderarbeit, einschließlich Gesundheits- und Umweltschäden durch Färben und Bearbeitung der Kleidung mit Chemikalien. Und wieder: faire Produktion und fairer Handel. Am Schluss bei beiden Broschüren die Frage: »Was kannst du tun?«

Auch unsere Stiftung fair childhood bietet eine Ausstellung an mit dem Schwerpunkt, wie das Ziel Bildung statt Kinderarbeit vor Ort durchgesetzt wird. Es gibt diverse Flyer als Info-Material zu diesem Thema und drei kleine Filme über Schulen in Simbabwe, Uganda und Malawi, die online abrufbar sind und im Rahmen unserer Projekte gefördert wurden. Das Besondere an unserer Stiftung ist, dass wir mit den Bildungsgewerkschaften der betreffenden Länder zusammenarbeiten und die darin organisierten Kolleg*innen in den Gemeinden mit Hilfe eines Netzwerks von Dorfältesten, Müttern und Schulclubs schon viele Kinder aus der Kinderarbeit herausgeholt und Schulbesuch ermöglicht haben.

Am 21. Juni 2023 wird im Berliner GEW-Haus auf einer Veranstaltung der GEW-Senior*innen über unsere fc-Arbeit informiert und eine Auswahl des Materials, wie die Ausstellung, die Filme und Flyer gezeigt. Die für die Stiftung fc aktiven Kolleg*innen sind in mehreren Bundesländern dabei, über dieses Thema zu werben und zum Spenden aufzurufen.

 

Spende an: fair childhood, Bank für Sozialwirtschaft Spenden, IBAN: DE16 7002 0500 0009 8400 00,
BIC: BFSWDE33MUE. Für Spenden über 300 EUR stellen wir gerne eine Spendenbescheinigung aus. Bitte denke daher daran, deine Adresse bei der Überweisung anzugeben!

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46