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Schwerpunkt „Künstliche Intelligenz in der Schule“

Kreatives Arbeiten mit Medien und KI

Seit über zwanzig Jahren setzt das Medienkompetenzzentrum Reinickendorf (Meredo) medienpädagogische Projekte mit Kindern und Jugendlichen erfolgreich um. Wir haben nachgefragt, was ihre Arbeit auszeichnet.

Foto: Adobe Stock

bbz: Liebe Lisa, ihr habt im Rahmen von Medienkompetenzvermittlung auch schon mit KI-Programmen gearbeitet. Kannst du euren Ansatz beschreiben, warum und wie ihr mit Medien arbeitet?

Lisa Elm: Digitale Medien haben eine wesentliche Bedeutung in unserem Leben und spielen eine sehr wichtige Rolle im Alltag von Kindern und Jugendlichen. Das Erlangen von Medienkompetenz ist also eine grundsätzliche Voraussetzung und Teilhabebedingung für Kinder, Jugendliche und Familien in allen Lebensbereichen. Dabei steht für uns das Erlangen eines selbstbestimmten, kritischen und aktiv-aneignenden Umgangs mit Medien durch die Teilnehmenden im Mittelpunkt. Die Projektvielfalt reicht von Foto, Video und Trickfilm über die Nutzung mobiler Medien bis hin zum Coding, Making und kreativen Ausprobieren im Rahmen von Do-it-yourself-Projekten.

 

Der gemeinsame Prozess ist euch wichtig.

Elm: Genau. Partizipation ist ein zentrales Element aller Projekte im Meredo. Dabei können die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen je nach Projekt nicht nur über Inhalt und Schwerpunkte, sondern auch über Gestaltung und Ablauf entscheiden. Die Teilnehmenden entwickeln unter Anleitung Ideen und setzen eigene Kleinprojekte wie einen Film, ein Hörspiel oder Ähnliches um. In unseren AGs, Ferienprojekten und Veranstaltungen sollen die Kinder und Jugendlichen sich wohlfühlen und Freude am gemeinsamen Lernen haben. Uns ist das Zusammenspiel wichtig. Die Kinder und Jugendlichen sind gemeinsam als Gruppe da und können miteinander kreativ sein. Alle unsere Projekte werden oft von den Teilnehmenden selbst dokumentiert, sodass vielseitige Bilder und Videos der Projekte entstehen. Insgesamt versuchen wir, Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, dass sie sich selbstbestimmt im digitalen Raum bewegen können.

 

Als Angebot führt ihr auch Projekttage an Schulen durch?

Elm: Wir haben vormittags ein Workshopangebot, das wir durchführen. Das heißt, Schulklassen aus Reinickendorf kommen zu uns ins Meredo oder wir kommen in Schulen, um einen Projekttag durchzuführen. Da geht es oft um Themen wie den »Umgang in sozialen Netzwerken«, »Hass im Netz« oder »Fake News«. Aktuell bieten wir 22 verschiedene Projekttage an. Meist gibt es zunächst einen Input-Teil, in dem ein Austausch zum jeweiligen Thema erfolgt. Im Anschluss überlegen die Gruppen, wie ein Kurzfilm zum Beispiel zum Thema Cybermobbing aussehen kann. Sie entwerfen eine Storymap, verteilen in ihrer Kleingruppe die Aufgaben wie Regie, Ton, Kamera und legen los. Auf diese Weise setzen sie ihr eigenes Projekt um und beschäftigen sich gleichzeitig mit dem Thema des Projekttages.

 

Wie groß ist der finanzielle Aufwand für die Schulen?

Elm: Für die Schulen in Reinickendorf ist es so, dass zwei Projekttage pro Kalenderjahr kostenfrei sind. Inzwischen haben wir mit einigen Schulen Kooperationen, sodass mehrere Klassenstufen einer Schule Projekttage mit uns durchführen. Bei den Schüler*innen sind wir inzwischen oft bekannt, und sie erzählen von den vielen Projekten, die sie bei uns durchgeführt haben. Die Schulen können über unsere Website meredo.de oder über verein@meredo.de Projekttage anfragen. 

 

Wie weit habt ihr KI schon in euren Projekten eingebaut oder genutzt?

Elm: Wir haben uns mit der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz ausführlich auseinandergesetzt, bevor wir angefangen haben, konzeptionell zu arbeiten. In Kooperation mit der Universität Stralsund haben wir uns gefragt, wie wir Kompetenzen im Umgang mit KI-Systemen für junge Menschen herausarbeiten und für junge Menschen interessant gestalten können. Ein wesentlicher Ansatz war, dass sich die Jugendlichen mit Chancen und Risiken von KI-Systemen auseinandersetzen und ein Gespür dafür entwickeln, wann wir KI in unserer Lebenswelt nutzen und welche Konsequenzen dieser Nutzen hat. Unsere beiden Projekttage zum Thema heißen »KI Entdecken« und »KI Verstehen«. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen erfahren in den eintägigen Workshops mehr darüber, wie und wo KI-Systeme im Alltag eingesetzt werden und beschäftigen sich mit Beispielen aus der Praxis. Ein Beispiel ist das selbstfahrende Auto: Wie kann es zwischen Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen unterscheiden? Anhand einer Teachable Machine lernen die Schüler*innen, wie sie Daten richtig zuordnen und ein KI-System trainieren, damit es zwischen Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen unterscheiden kann.

 

Wo spielt KI noch eine Rolle in euren Projekten?

Elm: Sie spielt eine große Rolle im Austausch mit den Schüler*innen. Sie nutzen verschiedene KI-Tools oft in ihrem Alltag. In dem Projekttag »Recherchieren und Präsentieren« erleben wir, dass die Teilnehmenden KI-Tools wie ChatGPT für die Recherche nutzen. Wir geben dann Tipps zum Erstellen von Prompts und weisen darauf hin, Fakten zu checken und nach Quellen für die Informationen zu suchen, die ihnen das KI-System liefert. Auch bei der Bildersuche weisen wir auf die Angabe von Quellen hin, um Deep Fakes entgegenzuwirken und die Teilnehmenden für den Umgang mit Fake News zu sensibilisieren. Bei dem Projekttag »Fake News« ist bereits der Missbrauch von Tonmaterial und Stimmen durch die Nutzung von KI-Systemen Thema gewesen.

 

Ist es für die Schüler*innen eine Erleichterung, KI-Tools zu verwenden, und reflektieren sie dabei ihren Umgang mit KI?

Elm: Oft erfahren die Schüler*innen erst bei uns, dass sie bereits viele Anwendungen mit KI nutzen, ohne das zu wissen: Maps, Übersetzungstools, Chatbots usw. Oft sind sie erstaunt, zu erfahren, wie verankert KI-Nutzung bereits in unserem Alltag ist. Umso wichtiger ist, dass sie sich bewusst sind, wann sie eine KI benutzen und wann nicht. Hierbei begleiten wir die Schüler*innen. Und natürlich kann die Nutzung von KI einen barriereärmeren Zugang zu Anwendungen bedeuten, die sonst schwieriger wären, was eine große Erleichterung sein kann. Die Generierung von Bildern zum Beispiel geht schnell, macht viel Spaß und hat einen großen Lerneffekt. Die Teilnehmenden sind kreativ, lernen zu prompten und beschäftigen sich mit Themen wie Urheberrechten. Der Weg zu einer reflektierten Nutzung von KI-Systemen geht auch an uns Erwachsenen nicht vorbei. Wir sollten uns dieser Verantwortung stellen, selbst neugierig sein, unser Wissen über die ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte von KI bedenken und für die Gefahren und Risiken sensibilisieren.            

 

Jahresprogramm von Meredo und Kontakt für Anfragen: meredo.de

 

Handlungsempfehlung für die Bildungsverwaltung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz in Bildungs prozessen

 

Website des Projektes mit der Uni Stralsund