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Tendenzen

Krieg in der Ukraine

Noch im Dezember 2021 waren Lehrkräfte aus der Ukraine im Rahmen eines Austauschprogramms des Städte-partner-schaftsvereins Steglitz-Zehlendorf in Berlin zu Gast. Unsere Autorin ist mit den Kolleg*innen in Kontakt geblieben. Sie gibt einen Einblick über das Leben und Lehren im Krieg.

Foto: privat

Seit Kriegsbeginn durch die russische Invasion in die Ukraine hat sich die Tätigkeit der Lehrer*innen vollkommen verändert. Über soziale Netzwerke versuchen wir weiterhin, den Kontakt mit ihnen zu halten und nach Möglichkeit zu unterstützen. Während der ersten zwei Kriegswochen hat die ukrainische Regierung außerplanmäßige Ferien für die ukrainischen Schulen angeordnet. Während dieser Zeit wurden nach Lehrer*innenangaben einige Schüler*innen in verschiedenen Städten an sicherere Orte evakuiert, andere sind jedoch mit ihren Eltern zu Hause geblieben. Die Kolleg*innen haben während dieser Zeit den regelmäßigen Kontakt zu ihren Schüler*innen über die sozialen Medien aufrechterhalten.

Die Schule wird zum Luftschutzkeller

Ab dem 14. März wurde der Unterricht an den Orten, wo keine aktiven Kriegshandlungen stattfinden, im Online-Format wieder aufgenommen. Einige Lehrer*innen und Schüler*innen aus der Ostukraine waren gezwungen, ihre Wohnorte zu verlassen und in die West-, Zentralukraine oder ins Ausland zu gehen. Eine Lehrerin* am Pädagogischen Lyzeum Nr. 4 in Charkiw musste aus der Stadt fliehen. Sie bestätigt, dass Charkiw jeden Tag den Raketen- und Bombenangriffen ausgesetzt ist. Es trifft Wohnviertel, Schulen und Krankenhäuser. Die meisten ihrer Schüler*innen und Kolleg*innen verließen ihre Heimatstadt. Ihre Schule ist zu einem Luftschutzkeller für mehrere Familien geworden.

Tarnnetze weben statt lehren

Viele Lehrer*innen und Schüler*innen helfen den Verteidigern des Landes: in der Region Poltawa treffen sie sich in ihrer Schule, um Tarnnetze zu weben; in Lemberg bereiten sie Snacks für die Soldaten zu; einige schreiben Beiträge in den sozialen Netzwerken.

Aber nicht überall war es möglich, ab dem 14. März das Unterrichten in digitaler Form aufzunehmen: ein Lehrer* aus Toretzk berichtet, dass es tageweise kein Licht gab und die Wasser- und Gasversorgung öfter unterbrochen wurde. Da die Schule sich nah an der Grenze befindet, ist sie zu einem unsicheren Ort geworden.

Die Situation bleibt instabil

Die Situation in der südlichen Region der Ukraine bleibt instabil. Es gab mehrere Versuche des russischen Militärs, Städte wie Kachowka, Cherson und Odessa zu besetzen. Laut einer Lehrerin* aus der Schule Nr. 13 in Odessa, ist im Schulgebäude ein Evakuierungszentrum eingerichtet worden, wobei sich zur Zeit noch keine Evakuierten dort befinden. Das Lehrer*innenpersonal hat in den letzten Tagen mitgeholfen, im Schulkeller einen Lagerraum einzurichten, wo warme Kleidung, erste Hilfe und wichtige Gegenstände zur Selbstverteidigung weiter gesammelt werden.

Inzwischen gibt es noch kaum »sichere« Orte in der Ukraine, auch in westlichen Regionen wird zunehmend bombardiert. Viele Schulen, Kindergärten wurden durch die Luftangriffe getroffen, ein regulärer Schulbetrieb ist momentan nicht möglich.

* Die Namen der Kolleg*innen sind der Redaktion bekannt.         

Über den Städtepartnerschaftsvereins Steglitz-Zehlendorf könnt ihr die Kolleg*innen in der Ukraine unterstützen: www.bsz-spv.de

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46