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Schule

Lauter Unmut gegenüber Senatorin

Neuköllner*innen wehren sich gegen die Kürzungen im Bildungsbereich.

Foto: privat

Mit Buhrufen, Plakaten und der Parole »Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut« wurde Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch am 14. Mai von rund 200 Eltern, Schüler*innen und Schulbeschäftigten vor der Otto-Hahn-Schule in Neukölln empfangen. Die Bildungssenatorin besuchte die Sitzung des Bezirkselternausschusses (BEA) und des Bezirksschulbeirats (BSB) Neukölln. Der von der Kampagne »Schule muss anders« organisierte Protest unter dem Motto »Mehr Geld statt leere Worte« richtete sich vor allem gegen die drastischen Haushaltskürzungen im Berliner Bildungsetat, die wir derzeit erleben. Als GEW Neukölln unterstützten wir die Kund­gebung und riefen unsere Kolleg*innen dazu auf, sich am Protest zu beteiligen. Die Auswirkungen der Haushaltskürzungen treffen den Bezirk Neukölln besonders hart, fast 700.000 Euro aus dem Bonusprogramm sollen für Schulen in schwieriger Lage wegfallen.

Der Elternvertreter Martin Schmucker von der Karlsgarten-Schule brachte es auf den Punkt: Eine Kürzung des Budgets um 50.000 Euro bedeutet für die Karlsgarten-Schule das Aus für den Förderunterricht, die Theaterprojekte und die Ausflüge. Zwei Lehrkräfte müssen gehen.

Auch die Kolleg*innen der Eduard-Mörike-Grundschule waren mit einem Transparent mit der Aufschrift »Bildungsgerechtigkeit jetzt« auf der Kundgebung vertreten. Durch die Kürzungen fallen dort das Angebot »Heldenwerkstatt« und die Hausaufgabenhilfe weg, zudem können weniger Vertretungsverträge abgeschlossen werden. Zählt man die Einsparungen im Bonusprogramm, den PKB-Mitteln und dem Verfügungsfonds zusammen, verliert die Schule allein darüber über 15.000 Euro ihres Haushalts.

 

Pädagog*innen wurden gekündigt

 

Auch von meiner Schule, der Grundschule in der Köllnischen Heide, waren mehrere Kolleg*innen anwesend, ebenso unser ehemaliger Schulsozialarbeiter Khaled Abu Attieh, der im April nach 15 Jahren unsere Schule verlassen musste – wegen der Kürzungen. Bei uns wurde das Modellprojekt der Schulsozialarbeit »Eltern im Blick – Grenzen ziehen – Brücken bauen« beendet, woraufhin drei der sechs Sozialarbeiter*innen gehen mussten. Auf eine Stelle der Schulsozialarbeit kommen nun 308 Schüler*innen. Somit ist bei uns nur noch eine Rumpfsozialarbeit möglich – und das, obwohl das Quartier unserer Schule eine der höchsten Kinderarmutsquoten Berlins aufweist.

Henny Schmid vom Albrecht-Dürer-Gym­nasium sprach für die GEW Neukölln. »Wir haben bereits über zwanzig Mal für kleinere Klassen gestreikt. Die Bildungssenatorin ignoriert unseren Protest und hat nicht einmal den Anstand, mit uns darüber zu sprechen«, sagte sie. Sie rief die Protestierenden dazu auf, noch viel lauter und unverschämter zu werden.

Die einstündige Kundgebung war eine gelungene Aktion. Die Stimmung war gut und der Vorplatz der Otto-Hahn-Schule voll besetzt. Einige Vertreter*innen der BEA und BSB beteiligten sich daran. Philipp Dehne von »Schule muss anders« resümierte: »So eine Wut habe ich bei unseren Demos selten erlebt. Die Leute sind einfach sauer. Es wird gekürzt, und das Bildungssystem sowie junge Menschen gehen vor die Hunde. Dass die Bildungssenatorin durch die Bezirke tourt, um die Kürzungen schönzureden, wollen wir nicht mehr hinnehmen.«

 

Der Druck muss steigen

 

Der Protest hat der Bildungssenatorin gezeigt, dass wir nicht tatenlos zusehen werden, wie unsere Schulen kaputtgemacht werden. Es ist offensichtlich, dass wir als Gewerkschaft mit der Bildungsbewegung mehr zusammenkommen sollten, um schlagkräftiger zu werden. Wir können es nicht zulassen, dass unsere Arbeitsbedingungen verschlechtert werden und die Schulen kaputtgespart werden. Wir müssen die politischen Entscheidungsträger*innen mehr mit dem Unmut der Kolleg*innen, der Eltern und Schüler­*­innen konfrontieren. Wenn die Bildungssenatorin nicht mit uns reden möchte, werden wir unseren Protest zu ihr tragen. Die Senatorin hat sich vorgenommen, in den nächsten Monaten auch bei den BEA und BSB der anderen Berliner Bezirke aufzutreten. Ich denke, das ist eine gute Möglichkeit, sie so freundlich zu begrüßen, wie es vor der Otto-Hahn-Schule geschehen ist. Der Druck muss steigen!