Gewerkschaft
Meinungsbildung als Herausforderung
Die bbz soll das gewerkschaftliche Leben in seiner Vielfalt widerspiegeln und vorantreiben. Das ist oftmals leichter gesagt als getan
Ein Forum für die Mitglieder der GEW BERLIN – das ist das Selbstbild der bbz. Es geht nicht darum, die Beschlüsse des Vorstands zu verkünden, sondern Meinungsbildung zu ermöglichen. Die Redaktion besteht aus insgesamt 13 Personen, die zum größten Teil ehrenamtlich den redaktionellen Prozess gestalten. Sie hat die Aufgabe, Themenschwerpunkte zu setzen und aus den vorgeschlagenen Artikeln eine Auswahl zu treffen. Um im Sinne der Mitglieder entscheiden zu können, sollte die Redaktion auch in ihrer Zusammensetzung deren Diversität widerspiegeln.
Die Redaktion entscheidet dabei grundsätzlich autonom, sowohl gegenüber dem Vorstand als auch gegenüber Autor*innen. Alle Mitglieder haben das Recht, Artikel vorzuschlagen, einen Anspruch auf Veröffentlichung haben sie jedoch nicht. Die Vorsitzenden haben nur in Ausnahmefällen ein Vetorecht gegen den Abdruck eines Artikels; abschließend entscheidet der Landesvorstand. Manchmal muss die Redaktion sich gegen eine Instrumentalisierung durch Einzelne oder Gruppen verwahren.
Entscheidungen transparent machen
Pro Ausgabe entscheidet die Redaktion über mindestens 30 Artikel. Einen Teil der Texte fragen wir selbst an. Die meisten Texte werden uns jedoch von Autor*innen vorgeschlagen. In den vergangenen 12 Monaten waren das 134 Artikel, von denen wir über 80 Prozent angenommen und knapp 20 Prozent abgelehnt haben. Die Autor*innen erhalten bei einer Ablehnung in der Regel eine ausführliche Rückmeldung zu der Entscheidung der Redaktion. Manchmal ergibt sich daraus ein alternativer Weg zu einem überarbeiteten Artikel.
Wir möchten einige Kriterien transparent machen, anhand derer die Redaktion entscheidet. So sind wir offen für Berichte über aktuelle und auch historische Fragen von Bildung und Gewerkschaft. Diese können auch die Form von Kommentaren, Interviews, Reportagen oder Features annehmen. Auch Glossen nehmen wir mitunter in die bbz auf. Wir veröffentlichen jedoch keine Gedichte, Liedtexte, Parabeln oder ähnliche künstlerische Formen. Auch Brandbriefe oder solche Stellungnahmen, die ein Problem nicht einordnen, eignen sich nicht. Wir bitten Mitglieder, die von einer Veranstaltung berichten wollen, einen Artikel über das Thema zu schreiben, anstatt den Ablauf der Veranstaltung wiederzugeben.
Wir wünschen uns eine faktenbasierte und kritische Auseinandersetzung mit bildungs- und arbeitspolitischen Entwicklungen, gewerkschaftlichen Aktivitäten oder Strategien und gesellschaftlichen Tendenzen. Inhaltliche Gründe für eine Ablehnung können sein, dass die Themenwahl zu weit weg von unseren Schwerpunkten liegt, dass das Berichtete für die Leser*innen nicht neu oder interessant ist oder dass Positionen gegen die Grundsätze der GEW verstoßen, wie im Falle einer Unterstützung für die AfD.
Kontroversen können voranbringen, sind aber anspruchsvoll
Auch eine kontroverse Auseinandersetzung mit der Politik der GEW oder deren Vorstand ist erwünscht. Manchmal muss das Bedürfnis nach Transparenz und offener Kritik aber auch gegen berechtigte Interessen der Gewerkschaft abgewogen werden. Schließlich wird die bbz auch von Arbeitgeber*innen interessiert gelesen.
Gewerkschaftsinterne Konflikte können durchaus auch in der bbz ausgetragen werden. Dies hat jedoch Grenzen und die Redaktion muss darauf achten, dass die verschiedenen relevanten Standpunkte angemessen abgebildet werden. So sehr wir an Kontroverse interessiert sind, wenn sie produktiv und mit Interesse an Erkenntnisgewinn geführt wird – sie ist kein Selbstzweck und kann im gegenteiligen Fall auch destruktiv wirken.
Seit Oktober 2023 bekommen wir regelmäßig Artikel zu den Ereignissen in Israel und Gaza vorgelegt, mit unterschiedlichen Positionen. Wir bemühen uns auch hier, dem Anspruch an eine kontroverse Zeitschrift gerecht zu werden. Eine ehrenamtliche Redaktion kommt aber an Grenzen, wenn in Einzelfällen kaum nachvollzogen werden kann, ob Autor*innen Tatsachen darlegen oder der Propaganda einer der Konfliktparteien aufsitzen.