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Gewerkschaft

Nachruf für Peter Heyer

Gemeinsames Lernen war seine Herzensangelegenheit.

Foto: privat

Am 12. Oktober 2024 ist Peter Heyer gestorben. Wir haben mit ihm einen großen, ganz besonderen Pädagogen verloren. Peter Heyer hat seit den sechziger Jahren insbesondere die Grundschulpädagogik und die Schulentwicklung in Berlin und der Bundesrepublik wesentlich mitgeprägt. Das begann mit seiner Tätigkeit im damaligen »Pädagogischen Zentrum« (PZ) in West-Berlin, Ort der Lehrkräftefortbildung, curricularen Arbeit und pädagogisch-bildungspolitischen Arbeitsgemeinschaften. Viele von uns haben Peter Heyer dort und in vielen Veranstaltungen als konsequenten Streiter für eine gute (Grund-)Schule erlebt. Viele werden sich auch an den »PZ-Leselehrgang« erinnern. Peter entwickelte ihn als ersten materialreichen Lehrgang mit dem Anspruch, neue Differenzierungsformen und individuelles Lernen zu praktizieren.

Sein bildungspolitisches Engagement für die Qualitätsverbesserung der Grundschule zeigte sich auch in der GEW, so etwa in den siebziger Jahren bei der Mitverfassung des »Rahmenprogramms zur Sanierung der Grundschule« oder in Kampagnen wie »Kinder brauchen kleine Klassen« oder »Keine Klasse über 25«. In den aufregenden Jahren der Spaltung der Berliner GEW durch den Kampf gegen die »Unvereinbarkeitsbeschlüsse« übernahm er die Leitung des Bildungsreferats in der aus dem DGB kurzzeitig rausgeworfenen »GEW BERLIN«. 

Peter Heyers umfassendster Schwerpunkt, und für ihn wirklich eine Herzensangelegenheit, war das gemeinsame Lernen aller Kinder. Durch und mit Peter entstand in den siebziger Jahren in der GEW die erste Arbeitsgruppe zur Konzipierung des gemeinsamen Unterrichts von Kindern mit und ohne Behinderung und daraus das Modell der integrativen und wohnortnahen Grundschule. Er war wesentlicher Impulsgeber und Säule in der Inklusionsbewegung. Mit dem Geist dieser Pädagogik hat Peter auch den Grundschulverband aufgebaut und die Berliner Landesgruppe bis ins hohe Alter geleitet und begleitet.

Mit dem Ziel, vom ersten bis zum letzten Pflichtschuljahr »Länger gemeinsam lernen« in einer Schule, hat Peter auch bei der Entwicklung des Pilotprojekts »Gemeinschaftsschule« in Berlin mitgewirkt. 

Bemerkenswert war immer sein Arbeits- und Diskussionsstil. Immer sachlich, immer bestens vorbereitet, immer zuverlässig dabei, wenn man ihn als Veranstaltungsredner oder Teilnehmer in einer pädagogisch-bildungspolitischen Veranstaltung brauchte. Uns Lehrkräfte in unserer reformorientierten Unterrichtspraxis und Schulentwicklungsarbeit hat Peter gegenüber der überwiegend misstrauischen Schulverwaltung immer gestärkt und verteidigt.

Peter Heyer hat für zig Pädagogische Bücher und Zeitschriften geschrieben und im Jahr 2000 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 

Wir danken ihm.