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Gewerkschaft

Corona-Chronik

Die Corona-Krise zwingt Schulen und Kitas zum Arbeiten im Ausnahmezustand. Wöchentlich verändert sich die Lage. Wir blicken zurück auf einige turbulente Monate.

Wer den Kopf in den Sand steckt, darf sich nicht wundern, wenn es zwischen den Zähnen knirscht. So das Motto einer GEW-Aktion vor der Senatsverwaltung

29./30. Oktober 2020

Die Bund-Länder-Konferenz beschließt für den November einen »Teil-Lockdown«, Schulen und Kitas sollen offenbleiben. Es heißt, sie hätten gesellschaftliche Priorität und seien »keine Treiber der Infektion«. Die GEW BERLIN fordert die Halbierung der Lerngruppen an den weiterführenden Schulen und feste Zuordnungen von Pädagog*innen und Schüler*innen an den Grundschulen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht die Halbierung der Lerngruppen und den Wechsel von Präsenz- und Distanzlernen ab einer Inzidenz von 50 Infektionen auf 100.000 Einwohner*innen vor. Diese ist in Berlin längst überschritten. Den neuen Berliner Corona-Stufenplan kritisiert die GEW BERLIN. Die Einordnung des Infektionsgeschehens an den Schulen ist in den Bezirken nicht einheitlich und nicht nachvollziehbar.

6. November 2020

Die GEW BERLIN warnt vor einer Zuspitzung der Situation in den Bildungseinrichtungen, weil die Infektionszahlen nach wie vor stark steigen. »Für uns als Bildungsgewerkschaft ist das Recht auf Bildung ein hohes Gut. Aber wir dürfen die Schulen nicht auf Kosten der Gesundheit der Beschäftigten und der Schüler*innen im Regelbetrieb halten. Das wird zunehmend zu einem unkalkulierbaren Risiko. Die Folge könnte nicht zuletzt auch sein, dass die Schulen wieder in den kompletten Lockdown müssen. Zum Schutz aller und für den Erhalt der Bildungsangebote fordern wir eine zeitweise Umsetzung des Alternativszenarios mit Halbierung der Lerngruppen und festen Zuordnungen der Pädagog*innen zu den Lerngruppen«, forderte Erdmann. Die Senatsverwaltung hält weiter an der Darstellung fest, dass es in Schulen und Kitas keine Infektionen gäbe.

13. November 2020

Die Berliner Bildungsverwaltung erlässt neue Corona-Maßnahmen für die Schulen, darunter eine Maskenpflicht ab Klasse 7 und ein versetzter Schulbeginn. Die GEW BERLIN kritisiert, dass erneut Maßnahmen kurzfristig und ohne Rücksprache mit Schulpraktiker*innen umgesetzt werden. Tom Erdmann ruft Bildungssenatorin Sandra Scheeres auf, einzugestehen, »dass der viel beschworene Regelbetrieb an Schulen nicht praxistauglich ist. Setzen Sie sich mit uns an einen Tisch und holen Sie die Personalräte mit dazu. Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, wie Schule unter Pandemiebedingungen bestmöglich funktionieren kann. Die Kolleg*innen können die massiv gestiegenen Arbeitsbelastungen so nicht durch den Winter tragen.«

24. November 2020

Die GEW BERLIN schreibt im Vorfeld erneuter Bund-Länder-Verhandlungen einen Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller mit der Aufforderung, bei den Einschränkungen die Kitas und Schulen nicht länger außen vor zu lassen und die Infektionsgefahren dort klein zu reden. Die GEW fordert einen bundesweit einheitlichen Maßnahmenplan, der an transparente Kriterien wie Inzidenzen gekoppelt ist. Die GEW BERLIN ruft außerdem die Ministerpräsident*innen auf, in der Runde mit der Bundeskanzlerin die Kinder- und Jugendhilfe bei den Maßnahmen zum Gesundheitsschutz nicht zu vergessen.

26. November 2020

Bund und Länder beschließen einige verschärfte Regeln für Schulen wie den Wechselunterricht an weiterführenden Schulen ab einer Inzidenz von 200 pro 100.000, allerdings nicht für alle Jahrgänge. In Berlin liegen die Werte zu der Zeit bei 218. Der Beschluss geht aus Sicht der GEW BERLIN nicht weit genug.

7. Dezember 2020

Im Hygienebeirat fordert die GEW BERLIN einen Fahrplan für die zwei Wochen nach den Weihnachtsferien. Es soll zumindest für diese Zeit flächendeckend Wechselunterricht geben, um auf die zu erwartenden steigenden Infektionszahlen zu reagieren. Der Vorschlag wird von der Bildungsverwaltung vom Tisch gewischt. Die GEW-internen Debatten über den Verbleib im Hygienebeirat beginnen.

16. Dezember 2020

In Deutschland tritt ein verschärfter Lockdown in Kraft, auch der Präsenzunterricht an den Schulen wird ausgesetzt. Bei der Umsetzung kritisiert die GEW, dass die Erzieher*innen in Kitas und Schulen sich einem erhöhten Risiko aussetzen müssen. Die Kolleg*innen müssen meist ohne Masken und Mindestabstände arbeiten. »Einmal mehr zeigt sich jetzt, wie unersetzbar – wie systemrelevant – die Arbeit der Erzieher*innen ist. Ihre Aufgabe übernehmen die Kolleg*innen mit Verantwortung und Pflichtbewusstsein. Doch sie kommen an ihre Grenzen. Tag für Tag«, erklärte Doreen Siebernik, Vorsitzende der GEW BERLIN.

6. Januar 2021

Die Ankündigung, die Berliner Schulen ab Mitte Januar schrittweise zu öffnen, sorgt für heftige Empörung bei Lehrer*innen, Schüler*innen, Eltern sowie der GEW BERLIN. Bund und Länder hatten sich kurz zuvor über eine bundesweite Verschärfung des flächendeckenden Lockdowns verständigt. Binnen weniger Tage werden 50.000 Unterschriften gesammelt, um gegen die Pläne Senatorin Scheeres zu protestieren. Kurz darauf rudert der Senat zurück: Die Schulen bleiben, wie von Bund und Ländern auch ursprünglich beschlossen, bis zum 31. Januar geschlossen. Die für den Digitalunterricht bereit gestellte Lernplattform Lernraum Berlin hält der Belastung nicht stand und bricht zusammen.

8. Januar 2021

Die GEW BERLIN beendet mit sofortiger Wirkung ihre Mitarbeit im Hygienebeirat der Senatsbildungsverwaltung. Der Gesundheitsschutz der Pädagog*innen und die Interessen der Beschäftigten finden im Beirat kaum Berücksichtigung. Doreen Siebernik kritisiert die Arbeitsweise im Hygienebeirat: »Eine wirkliche Beteiligung und ein gemeinsames Abwägen mit allen Akteur*innen waren im Hygienebeirat nicht möglich. Er war nie ein Entscheidungsgremium. Auf die Perspektive der Beschäftigten wurde nicht eingegangen, selbst wissenschaftliche Empfehlungen, wie Orientierung an Infektionszahlen, wurden nicht umgesetzt.«

14. Januar 2021

Über 13.500 Menschen haben den Erzieher*innen-Brandbrief unterzeichnet, den die GEW BERLIN gemeinsam mit Personalräten an Bildungssenatorin Scheeres geschrieben hat. Die Unterzeichner*innen des Brandbriefs fordern für den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Beschäftigten: FFP2-Masken für alle Kolleginnen und Kollegen – mindestens zwei pro Tag; die sofortige Möglichkeit zur Impfung der Erzieher*innen; mindestens wöchentliche (freiwillige) Schnelltests für Erzieher*innen; die Bereitstellung von Luftfilteranlagen für alle Einrichtungen und die Anerkennung der Folgen einer Infektion mit COVID-19 als Berufskrankheit.

19. Januar 2021

Bund und Länder beschließen eine Verlängerung des Lockdowns, und somit auch der Schulschließungen, bis zum 14. Februar. Die GEW BERLIN hatte sich im Vorfeld der erneuten Bund-Länder-Beratungen deutlich gegen eine Öffnung der Schulen ausgesprochen. »Das RKI beschreibt die Gefährdungslage als sehr hoch. Es gibt einen Anstieg von Infektions- und Todeszahlen und viele Unsicherheiten im Hinblick auf die Virus-Mutationen. In dieser Lage ist die Gefahr von Ansteckungen in den Schulen ein zu hohes Risiko. Sollten die derzeitigen bundesweiten Einschränkungen verlängert oder verschärft werden, müssen auch die Schulen geschlossen bleiben.«

28. Januar 2021

Die GEW und die Beschäftigtenvertretungen fordern mehr Mitsprache bei den Corona-Maßnahmen im Bildungsbereich ein. Obwohl die GEW der Senatorin binnen Tagen mehr als 65.000 Unterschriften überreicht hat, die sich unter anderem für eine Beteiligung der Betroffenen aussprechen, steht eine Antwort von Frau Scheeres aus. Die Beschäftigtenvertretungen warten weiter auf ein Gespräch. Vor der Senatsverwaltung stellt die GEW einen lebensgroßen Vogelstrauß auf, um die Senatorin aufzufordern, den Kopf nicht länger in den Sand zu stecken und das Gespräch zu suchen. »Wir sind weiterhin bereit, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie wir durch diese Krise kommen«, erklärten die GEW-Vorsitzenden.

Wie sich die Lage im Februar weiterentwickelt, war zum Redaktionsschluss der Ausgabe nicht abzusehen. Aktuelle Informationen findet ihr immer unter www.gew-berlin.de

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46