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Gewerkschaft

Ein bezopfter Draufgänger

Nach mehr als 30 Jahren ehrenamtlichem Engagement hat Dieter Haase den Geschäftsführenden Vorstand der GEW BERLIN verlassen.

Foto: Fotostudio Charlottenburg

Dieter Haase hat wie kein anderer GEW gelebt – Genuss, Erholung, Wellness. Dieter war 30 Jahre lang der Schatzmeister der GEW BERLIN und zeitweise auch unser stellvertretender Landesvorsitzender. Dieter hinterlässt der GEW eine gut gefüllte Kasse und hat zu jeder Zeit die Mitgliederbeiträge zusammengehalten – und das in politisch und finanzpolitisch turbulenten Jahren.

Die 90er Jahre waren auch in der GEW BERLIN geprägt durch das Zusammenwachsen der beiden Städte Berlins, die hohen Überhänge an Personal, befristete Einstellungen, den Rausschmiss aus der Tarifgemeinschaft deutscher Länder, dem Zusammenschluss der GUE mit der GEW. Vor allem als Schatzmeister werden die zunächst riesigen Mitgliederzuwächse und der darauf folgende 15-jährige Negativtrend aufregend gewesen sein.

Die 2000er begannen mit der Bezirksreform, 23 Stadtbezirke in 12 neue Regionen, mit der Erhöhung der Arbeitszeit der Lehrkräfte, dem Ende der Verbeamtung, keinem Tarifvertrag für angestellte Lehrkräfte, zehn Prozent Gehaltsverluste für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst zum Erhalt der Arbeitsplätze – kurz gesagt, dem »Sparen bis es quietscht«.

Im darauffolgenden Jahrzehnt hat Dieter viele teure Arbeitskämpfe organisiert. Seit 2012 unser Tarifkampf »Gleiches Geld für gleiche Arbeit«, anschließend haben wir in Berlin die Tür aufgebrochen, dass heute die Grundschullehrkräfte so viel verdienen wie ihre Kolleg*innen am Gymnasium. Wir haben in dieser Zeit mit Dieter 24 Streiktage organisiert. Dieter ist immer vorangegangen mit der größten Fahne. Auch Dieters Arbeit ist es zu verdanken, dass die GEW BERLIN mittlerweile der drittgrößte Landesverband der GEW ist.

Dieter hat über Jahrzehnte auch die GEW-Geschäftsstelle ausgebaut und weiterentwickelt. Nur eines hat er immer noch nicht geschafft: den Bau des Aufzugs. Von daher ist es gut, dass Dieter als Geschäftsführer der Treuhandgesellschaft VTG noch diese Aufgabe abarbeiten wird. Wir sagen DANKE!

Doreen Siebernik, ehemalige Vorsitzende, und Uwe Friese, Schatzmeister der GEW BERLIN

Das erste Mal begegnete mir Dieter auf dem Kongress der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung Anfang 1990. Die Bundes-GEW hielt es nicht für opportun, die alte GuE-Führung durch Anwesenheit aufzuwerten und fragte in Berlin an, ob wir nicht eine Delegation entsenden könnten. Die Wahl fiel auf Klaus Will und mich. Wir wurden hinter den (Ost-)Berliner Delegierten der GuE platziert, mit denen wir auch gleich Kontakt aufnahmen. Dabei fiel mir ein Exot ins Auge: Der lange blonde Zopf und die Lennon-Brille entsprachen so gar nicht meinem bisherigen Bild der DDR-Lehrkräfte. Und Dieter blieb eine Ausnahmeerscheinung auch in der späteren gemeinsamen GEW. Mit keinem anderen GLV-Mitglied habe ich über eine ähnlich lange Zeit so vertrauensvoll und freundschaftlich zusammengearbeitet.

Udo Jeschal, Geschäftsführer der GEW BERLIN von 1986 – 2019

Anfang der 90er kreuzten sich uns unsere Wege. Dieter hat in den Kitas für die GEW BERLIN und die Mitarbeit in den Personalräten geworben. Mobilisierung zum Streik, Schlagabtausch in Personalversammlungen, Input bei Seminaren (mitunter auch mit einem Bade in der Havel), Glücksfee bei Fit for the job, DJ bei den legendären Partys der Erzieher*innen und noch so vieles mehr zeichnen Dieter als Vollblut-Gewerkschafter aus. Mit ihm war immer was los, er kam immer mit einer verrückten Idee um die Ecke, die wir so manches Mal gemeinsam in die Tat umsetzten. Vielen Dank für deine sprühenden Funken und deine Verbundenheit.     

Christiane Weißhoff, Leiterin des Vorstandsbereichs Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit

Wenn Geld gebraucht wird, muss es da sein, wenn viel verlangt wird, muss man bremsen. Denn Mitglieder erwarten, dass ihre Beiträge für die Ziele der Gewerkschaft wirtschaftlich eingesetzt werden. Das sind die Leitgedanken eines Schatzmeisters. Dieter hat immer danach gehandelt und jeden Geschäftsführenden Landesvorstand in diesem Geiste mitgezogen. Dieter vertrat immer das Prinzip der Ehrenamtlichkeit in GEW-Funktionen, damit keine Abgehobenheit gegenüber denjenigen entsteht, für die die Gewerkschaft da ist. Damit es Einnahmen gibt, braucht man Mitglieder. Während Dieters Zeit als Schatzmeister gelang es, die Mitgliederzahl um mehr als 50 Prozent zu erhöhen. Ohne Dieter stünde die Gewerkschaft nicht dort, wo sie heute ist. Vielen Dank, auch für viele gemeinsame Jahre!

Peter Baumann, ehemaliger Schatzmeister der GEW BERLIN

Frühjahr 1990: Die Gewerkschaftsbewegung der DDR ist im Umbruch. Dieter ist mittendrin. Ich kenne ihn da noch nicht, denn er ist Teil der Leitung der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung (GUE), während ich mich der GEW BERLIN (Ost) angeschlossen habe. Ich kann ihn aber auf dieser ersten „gemeinsamen" Kundgebung sehen. Ein kleiner, von Energie und Selbstbewusstsein getriebener, bezopfter Draufgänger, der keinen Halt vor den Türen des Bildungsministeriums machte. Diesen Willen, sich durchzusetzen und dabei auch die eine oder andere Grenze zu überschreiten, hat er in der gesamten Zeit der gemeinsamen Tätigkeit bis heute behalten.

Holger Dehring, Leiter der Landesrechtsschutzstelle

Als Stellvertreter von Frau Mischmang hast du vor vielen Jahren das erste Mal vor mir gestanden. Heute bin ich selbst seit Jahren Teil des Schulungsteams und bewohne im GPR das Büro neben dir. Meine Arbeitstage werden demnächst leider ohne deine wie von Geisterhand verschwundenen Mails (wir haben übrigens alles wieder gefunden), ohne intensive Auseinandersetzungen (und anschließende Kaffeekränzchen) sowie ohne Hackepeter (jedoch weiter mit Bergkäse) ablaufen. Die offene Tür zu diesem unglaublichen Erfahrungsschatz gleich nebenan wird mir sehr fehlen. Danke, Dieter.

Thomas Rosenbaum, GPR

Von 2002-2005 teilte ich mit Dieter die Freuden und Leiden im GLV. Dieter war unser Jüngster und unter anderem zuständig für die Alten. Dieters kreativer Unternehmungsgeist war beeindruckend. Mir fällt ein, dass der GLV auf Dieters Initiative mit Mobiltelefonen ausgestattet wurde. Er besorgte auch einprägsame Nummern dafür und ist der Letzte und Einzige, der sie bis heute hat:  0151 151…. Nun begrüßen wir Dieter in Kürze bei den GEW-Senior*innen, deren Entwicklung er so viele Jahre gefördert hat!

Monika Rebitzki, GLV GEW BERLIN

Dieter und mich verbinden in 24 Jahren viele Erlebnisse. Ich werde das gemeinsame Kaffeetrinken in unserem Büro vermissen. Lieber Dieter, ich danke dir für die letzten 24 Jahre, in denen wir auf Augenhöhe gearbeitet haben, in denen ich wachsen durfte, für dein Vertrauen und deinen Rückhalt. Ich wünsche dir alles Glück dieser Erde und wenn du Lust auf Kaffee hast, meine Tür steht immer offen.

Yvonne Schmidt, GEW BERLIN

Mit Dieter verbinde ich zahllose erfolgreiche GEWerkschaftliche Aktionen, Kundgebungen, Demos, STREIKS, vorzugsweise im Herbst/Winter. Anstrengend für alle Beteiligten, hat aber Spaß gemacht! Er hat den Überblick und packt mit guter Laune selber mit an, manch einer macht erst mal einen Plan, Dieter ist inzwischen schon fast fertig. Lieber Dieter, gut, dass du bist, wie du bist. Es war super mit dir zusammen zu arbeiten! Wünsche eine glückliche Zeit im Un-Ruhestand in bester Gesundheit bei vielseitigen Aktivitäten, für die du jetzt endlich mal richtig Zeit ist.

Sabine Kube, GEW BERLIN

Dieter Haase ist ein leidenschaftlicher und sehr streitbarer Gewerkschaftler und Personalrat mit klaren Zielvorstellungen. Wir kennen uns jetzt 30 Jahre und sind in unseren unterschiedlichen Rollen mitunter sehr verschiedener Meinung gewesen. Eins der größten Themen bei dir war unter anderem die Dienstvereinbarung „Umsetzungen“. Wir konnten aber auch so manches im Interesse des Personals und der Dienstbehörde gemeinsam konstruktiv auf den Weg bringen.  Dieter ist ein sehr hilfsbereiter, zuverlässiger und lieber geschätzter Kollege und Freund, der mich unter anderem zum Tauchsport gebracht und mir in vielen schwierigen Lebenssituationen geholfen hat. So verbinden uns sowohl eine lange gemeinsame dienstliche Tätigkeit als auch eine lange Freundschaft, in der wir gemeinsame Interessen und Hobbys geteilt und uns gegenseitig geholfen haben.
Ich danke Dieter an dieser Stelle schon mal dafür und wünsche ihm alles Gute für seine Zeit nach dem aktiven Dienst in dem Wissen, dass wir diese auch zum Teil gemeinsam gestalten werden.

Detlev Thietz, Dienststellenleiter

Mit Dieter verbinden mich 13 Jahre Vertrauen, Heranwachsen zu dürfen und viele lustige Kaffeemomente… Ich habe immer sehr gerne mit Dieter geplaudert, vor allem wenn es um das Tauchen ging, aber auch wenn es um das gemeinsame Arbeiten ging. Ich erinnere mich an mein erstes Jahr nach meiner Ausbildung in der Finanzbuchhaltung der VTG und GEWIVA, gerade 19 Jahre alt geworden und die Elternvertretung von Yvonne Schmidt übernommen und Dieter sagte mir: „Das kriegen wir schon zusammen hin, zusammen sind wir stark“. Ich danke dir Dieter, für all die Jahre! Du weißt, du bekommst auch immer wieder gerne Schokolade!

Vanessa Stahl, GEW BERLIN

Seit dem März 2007 machen Dieter Haase und ich zusammen die bbz-Beilage „SenioRita“, drei Ausgaben im Jahr, inzwischen haben wir immerhin 38 Ausgaben zusammen rausgebracht. Genauso unkompliziert und fix wie wir diese „Extraseiten für das gehobene Alter“ gegründet haben, haben wir die jeweiligen Gesprächspartner*innen ausgesucht und interviewt: Eine kleine Geschichte der GEW BERLIN kann man da inzwischen nachlesen. Danke Dieter!

Klaus Will, SenioRita bbz-Beilage

Seit vielen Jahren mache ich mit Dieter zusammen die Info-Veranstaltungen für die Referendar*innen zum Berufseinstieg in die Berliner Schule. Wie viele Termine wir vor Ort in den Schulpraktischen Seminaren wahrgenommen haben, kann ich gar nicht mehr nachzählen, vermutlich geht das an die hundert. Das war immer sehr lustig. Wir haben uns die Bälle zugespielt und wussten genau, wann der andere was sagt und vor allem auch, was er sagt. Wie zwei Schauspieler, die seit Jahren auf der Bühne stehen. Dieters Standardvorstellung: Ich bin der Praktiker und Matthias der Theoretiker. Ich mochte das nicht, er hats trotzdem immer wieder gebracht.

Was ich nicht vergessen werde, sind die Fahrten dorthin mit seinem Auto – viel zu schnell; nebenbei noch die Route eingestellt und viel zu laute (furchtbare) Musik. Das Gute: alle wichtigen Sachen konnten wir bei diesen Fahrten besprechen. Da hatten wir Zeit zum Reden und Dieter hat die Musik ausgemacht.

Ansonsten gilt für Dieter: Nicht lange reden – einfach machen. Das ist mir sehr sympathisch. Keine Demo ohne Dieters tolle Organisation! Unkompliziert, schnell entschieden, gradlinig und gerade heraus, menschlich sehr umgänglich– das schätze ich an Dieter. Die Kehrseite: Schnelle Mails, wenn ihn was ärgert. Daher, lieber Dieter: Gelassenheit! Erst einmal ums Haus laufen und dann die Mail abschicken.

Ohne Dieter würde die GEW BERLIN heute finanziell nicht so gut aufgestellt sein, hätte weniger Mitglieder, das Haus wäre baufällig und von einem Fahrstuhl wäre keine Rede.

Bleib gesund und munter, lieber Dieter, kauf Dir ne Harley und ab auf die Route 66. Das machen alle ergrauten Studienräte mit Zopf. Das passt!   

Matthias Jähne, GEW BERLIN

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46