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Debatte

JA13 zu Ende denken

Die Wiederverbeamtung für alle Lehrkräfte sollte eine zentrale Forderung der JA13-Kampagne der GEW BERLIN sein, findet Markus Trautwein und fordert eine offene Diskussion.

Foto: GEW BERLIN

Die beiden zentralen Punkte, die den Lehrer*innenberuf seit jeher so attraktiv machten, waren die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch geordnete Arbeitszeiten und die gesicherte finanzielle Absicherung. Zwar wird die Senkung der Arbeitszeit mittlerweile durch eine AG fokussiert, in der sicherlich wichtige und fruchtbare neue Ansätze diskutiert werden. Doch ist angesichts des bundesweiten Lehrkräftemangels eine Reduzierung der Lehrdeputate realistischer Weise nicht absehbar, da so nur wieder neue unbesetzte Stellen entstünden und noch mehr Quereinsteiger*innen eingestellt würden. Bleibt also eine Fokussierung auf die staatliche Absicherung der Lehrer*innen.

Seit Thüringen die neueingestellten Lehrkräfte wieder verbeamtet, ist Berlin neben Sachsen das einzige Bundesland, das seine Lehrer*innen anstellt. In der GEW BERLIN wird das Thema auffällig oft nicht behandelt. Tatsache ist, dass es hier keine eindeutige Position gibt. 2011 hatte sich der Berliner Landesverband ausgiebiger mit der Thematik beschäftigt, allerdings lag damals die Quereinsteiger*innenquote bei den Neueingestellten noch nicht bei 50 Prozent. Etwas, was Senatorin Scheeres auch noch skandalöser Weise als Erfolg verkauft. Doch im Zuge der JA13-Kampagne sollte in die Frage eigentlich neuer Wind kommen.

Wenn gefordert wird, dass alle Lehrkräfte unabhängig von der Schulart, an der sie unterrichten und dem Bundesland, in dem sie unterrichten, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit erhalten, dann sollten doch eben genau jene Lehrkräfte zumindest auch alle derselben Statusgruppe angehören.

Sobald auch Sachsen wieder zur Wiederverbeamtung greift, wird Berlin ein Alleinstellungsmerkmal haben, das sich nicht durch einfaches Drehen an der Gehaltsschraube und durch Quereinsteiger*innen beheben lässt. Alleine schon wegen der Unsinnigkeit während des Vorbereitungsdienstes Beamte auf Widerruf zu sein und anschließend angestellt zu werden, erscheint eine Abwanderung nach Brandenburg für viele Berliner Studienabsolvent*innen in Randbezirken attraktiv. Die Spaltung der Republik in tarifbeschäftigte Lehrkräfte und Beamt*innen trägt so zum Bildungsföderalismus bei, der Wettkampf verschärft sich. Sicherlich ist die Frage berechtigt, ob Lehrer*innen überhaupt Beamt*innen sein müssten. Und der aktuelle Senat wird von seiner politischen Ausrichtung hierhingehend von selbst nicht tätig werden. Doch da es sich aktuell um einen Mangelberuf handelt, sollten unbedingt Schritte unternommen werden, um das Lehramtsstudium überhaupt wieder attraktiv zu machen. Wenn die Kapazitäten an den Universitäten denn mal da sind. Dass eine Verbeamtung in so unruhigen Zeiten auf viele vor allem junge Menschen attraktiv wirkt, ist dabei nur nachvollziehbar, die Vorzüge des Beamtentums müssen an dieser Stelle nicht ausführlicher abgehandelt werden.

Die GEW BERLIN sollte sich wieder mehr für die Verbeamtung von Kolleg*innen einsetzen oder zumindest eine offene Diskussion diesbezüglich fördern. Wenn die Gleichstellung nach Schularten gefordert wird, dann sollte auch die bundesweite Gleichstellung aller Lehrkräfte im Bereich der Verbeamtung angestrebt werden. Alles andere wäre inkonsequent und bedeutet automatisch eine Abwertung der angestellten Berliner Lehrkräfte, die in naher Zukunft wohl als einzige bundesweit keine Chance auf ein Beamtenverhältnis erhalten werden.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46