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Länder-Tarifrunde 2017

Knapp 4.000 im Streik – die Hälfte der Kitas bleibt zu

Knapp 4.000 Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen haben am 26. Januar ganztägig ihre Arbeit niedergelegt. Etwa jede zweite Kita und viele Ganztagseinrichtungen an Grundschulen blieben geschlossen. An vielen weiteren Einrichtungen fand nur eine sehr eingeschränkte Betreuung statt.

Warnstreik am 26.01.2017 (Foto: Christian von Polentz / transitfoto.de)

„4.000 im Streik – und das am ersten Warnstreiktag! Das ist ein starkes Signal, das zeigt, wie sehr es in den Kolleg*innen brodelt“, sagte Doreen Siebernik, Vorsitzende der GEW BERLIN, vor den Streikenden auf dem Dorothea-Schlegel-Platz am Bahnhof Friedrichstraße. „Bei der Bezahlung des Sozial- und Erziehungsdienstes im Land Berlin haben wir es mit einer grundlegenden Ungerechtigkeit zu tun. Ich kann dem neuen Berliner Senat nur raten, sich dieses Themas schnell anzunehmen und die Kolleg*innen nicht weiter zu vertrösten“, betonte Siebernik.

„Wir leisten täglich Schwerstarbeit in den Kitas und Schulen dieser Stadt. Es ist nicht länger hinnehmbar, warum wir dafür über 400 Euro weniger verdienen als unsere Kolleg*innen in anderen Bundesländern“, sagte Rosemarie Wicher, Erzieherin in der Kreuzberger Kita Methfesselstraße. „Wenn Berlin in den kommenden Jahren seinen steigenden Bedarf an qualifizierten und motivierten Erzieher*innen decken will, dann muss die Stadt anfangen, ein konkurrenzfähiges Gehalt zu zahlen.“

Eltern sind solidarisch

Unterstützung erhielten die Streikenden auch durch viele Eltern. Vertreter*innen des Landeselternausschusses Kita (LEAK) waren vor Ort und bekundeten den Streikenden ihre Solidarität und Unterstützung. Katrin Molkentin, Vorsitzende des LEAK: „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Erzieher*innen in ihrem Arbeitskampf zu unterstützen. Kitas sind Bildungseinrichtungen, in denen beobachtet, dokumentiert, angeregt und die Anforderungen der Bildungsbereiche auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse umgesetzt werden: zum Wohle unserer Kleinsten. Deswegen unterstützen wir die Fachkräfte und ihre Gewerkschaften. Es geht aber nicht nur um die Lohnverbesserungen, es geht um die Attraktivität eines ganzen Berufszweiges“, sagte Molkentin.

Udo Mertens, Tarifexperte der GEW BERLIN, bedankte sich bei den Eltern für ihr Verständnis. „Die Solidarität der Eltern gibt uns zusätzlichen Rückenwind. Die Arbeitgeber um Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen sind jetzt in der Pflicht, ein faires Angebot vorzulegen. Nur so können weitere Streiks vermieden werden.“ Darüber hinaus waren auch viele Kolleg*innen aus Betriebsräten von freien Trägern am Kundgebungsort und bekundeten ihre Unterstützung. „Diese gemeinsame Solidarität ist enorm wichtig und stärkt uns alle in der Auseinandersetzung für eine faire und gerechte Bezahlung aller Kolleg*innen im Sozial- und Erziehungsdienst“, unterstrich Mertens.

Die GEW BERLIN und ver.di hatten die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst des Landes Berlin zum Warnstreik aufgerufen. Die Gewerkschaften wollen eine Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes im Tarifvertrag der Länder durchsetzen – ähnlich dem TVöD bei Bund und Kommunen.