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Schule

Lernen durch Begegnen

Warum internationale Austausche für alle Schüler*innen gewinnbringend sein können.

Foto: Andreas Schoop

Ein internationaler Schüler*innenaustausch ist ein Bildungsangebot, das Kindern und Jugendlichen die Teilnahme an einer Begegnung mit Menschen aus anderen Ländern ermöglicht. Das Ziel ist es, interkulturelle Kompetenzen der Teilnehmenden zu fördern und Jugendliche durch einen direkten Austausch auf das Leben in einer multikulturellen, vielfältigen Welt besser vorzubereiten. Es gibt Begegnungen für Schulklassen, einzelne Schüler*innen oder interessierte Schüler*innengruppen. Dabei stehen verschiedene Themen mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Fokus, wie zum Beispiel Geschichte, Politik, Sport, Gesundheit, berufliche Perspektiven oder individuelle Biografien. Die angewandten Methoden variieren von Debatten über künstlerische und kreative Workshops, gemeinsame Wanderungen oder Planspiele bis hin zu Zukunftskonferenzen.

Während der Projektzeit entdecken die Teilnehmer*innen oft, wie ähnlich Träume, Wünsche und Probleme junger Menschen aus verschiedenen Ländern sind. Sie entdecken, dass trotz sprachlicher Barrieren Kommunikation möglich ist. Dabei gewinnen sie an Selbstvertrauen und werden offener wie auch neugieriger den »Anderen« gegenüber.

Zahlreiche Studien zur Langzeitwirkung internationaler Jugendbegegnungen zeigen, dass dieses Bildungsformat einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung von persönlichen Kompetenzen von Projektteilnehmenden leistet. Ihr Selbstwirksamkeitsgefühl wächst, genau wie auch die Bereitschaft mehr Verantwortung zu übernehmen. Sie handeln unabhängiger und selbstbewusster. Ihr Umgang mit fremden Sichtweisen wird sensibler und differenzierter und ihre Motivation zum Erlernen einer Fremdsprache steigt. Auch die inter-kulturelle Kompetenz junger Teilnehmer-*innen solcher Projekte erweitert sich, denn ihr Wissen über das Partnerland steigt, sie knüpfen neue, grenzüberschreitende Kontakte und bauen Vorurteile ab. Ängste vor dem »Fremden« reduzieren sich und gleichzeitig wächst die Bereitschaft zur Mobilität. Alle diese Faktoren haben auf die persönlichen als auch die beruflichen Perspektiven der Teilnehmenden positive Auswirkungen.

Ob ein Projekt mit Frankreich, Polen oder Israel, jede Schule kann einen internationalen Austausch organisieren. Dafür braucht sie nur interessierte Schüler*innen und Lehrkräfte, eine unterstützende Schulleitung, eine Projektidee und etwas Ausdauer. Bei allen weiteren Schritten kann sie auf Unterstützung von Organisationen zurückgreifen, die sie sowohl pädagogisch als auch finanziell bei der Umsetzung begleiten. Um den internationalen Schüler*innenaustausch zugänglicher zu machen, gründeten neun Träger der internationalen Jugendarbeit die Initiative »Austausch macht Schule«, die gebündelt Informationen zum schulischen Austausch anbietet. Hier erfahren wir, welche formellen Kriterien ein internationaler Austausch erfüllen muss, worauf es bei einer guten Begegnung ankommt, wie wir die Schüler*innen erfolgreich vorbereiten oder eine passende Partnerschule finden können und wie eine finanzielle Unterstützung beantragt wird.

Unterstützung oder Fördermöglichkeiten gibt es auch von anderen Stellen, wie zum Beispiel dem Deutsch-Französischen Jugendwerk, ConAct oder dem Deutsch--Polnischen Jugendwerk. Bereits seit mehr als 20 Jahren fördert die EU europäische Verständigung durch gemeinsame Projekte Jugendlicher aus verschiedenen Ländern im Rahmen des Programms Erasmus+. Lehrkräfte aller Schulformen finden dort passende Förderprogramme und Fortbildungsangebote. Vor allem die gemeinschaftliche Plattform der Schulen in Europa, eTwinning, bietet einen einfachen Einstieg in die Welt internationaler Kooperationen. Hier kann man virtuell Partnerschulen finden, nach Inspirationen suchen oder an einer Fortbildung teilnehmen. Neben der selbstorganisierten Begegnung gibt es auch die Möglichkeit, mit einem Träger der außerschulischen Bildung zu kooperieren. Es gibt eine ganze Reihe von Berliner und Brandenburger Organisationen, die spannende Projekte für Schüler*innen und Lehrkräfte durchführen. Auf der GEW-Website stellen wir einige davon vor.     

Weitere Informationen zu den Bildungs- und Begegnungsstätten Schloß Trebnitz und HochDrei e. V. und dem Seminar- und Gästehaus Hochlland sowie dem Verein Kreisau Initiative e. V.:

Schloß Trebnitz Bildungs- und Begegnungszentrum e.V.
Motto: Begegnung, Bildung, Kunst, Natur – Ein lebendiger Ort für die Region.
Die internationale Bildungs- und Begegnungsstätte für Kinder und Jugendliche im Schloss Trebnitz ist ein Ort, an dem sowohl regionale als auch internationale und interkulturelle Projekte stattfinden. Gelegen zwischen Berlin und dem Oderbruch, umgeben von einem Schlosspark, ist es ein Ort, an dem in historischer Umgebung neue Lernerfahrungen gesammelt werden können.

Auf dem Campus des Schlosses befindet sich zudem eine Weiterbildungseinrichtung für Erwachsene sowie das Gustav-Seitz-Museum, ein Zentrum für Kunst- und Kulturpädagogik. Trebnitz ist Partnerschaftsbeauftragter für die Zusammenarbeit mit der polnischen Grenzregion. Durch die Nähe zum Nachbarland Polen sind viele Aktivitäten deutsch-polnisch ausgerichtet. Insbesondere fördert die Bildungsstätte die Beteiligung von jungen Menschen aus ländlichen Regionen. Schloß Trebnitz organisiert Seminare, Workshops und Trainings für Schüler*innen, unterstützt Schulen bei Planung und Umsetzung eigener Projekte und bietet Fortbildungen für Lehrkräfte an.

Zielgruppen: Schloss Trebnitz hat eine Reihe interessanter Angebote für folgende Zielgruppen:
•    Kinder und Jugendliche aus Berlin und Brandenburg und aus der deutsch-polnischen Grenzregion
•    Lehrer*innen aus allen Schulformen
•    Multiplikator*innen der non-formalen Bildung
•    Bürger*innen mit Interesse an zivilgesellschaftlicher Teilhabe, Kultur, Natur, Gesellschaft und Gesundheit

Programm: Ob Politik, Geschichte, Ökologie oder Theater, Zirkus und Tanz - Projekte im Schloss Trebnitz sind sowohl thematisch als auch methodisch facettenreich und vielfältig. Sie finden in Form von internationalen Austauschprogrammen, Werkstätten oder Diskussionsrunden statt und werden durch erfahrene Trainer*innen der non-formalen Bildung geplant und durchgeführt. Ein Alleinstellungsmerkmal des Ortes ist ein Dorfladen mit einem inklusiven internationalen Juniorcafé, an dem Auszubildende aus Deutschland und Polen zusammenarbeiten. Gerade an diesem Projekt sehen wir die außergewöhnliche Ausrichtung von Schloss Trebnitz: auf der einen Seite ein Beitrag für die lokale Gemeinschaft und auf der anderen eine grenzüberschreitende Kooperation.

Neben den festen Angeboten beraten die Mitarbeiter*innen des Zentrums interessierte Lehrkräfte bei Planung und Umsetzung von internationalen Schulaustauschprojekten und erarbeiteten mit ihnen gemeinsame Projektkonzepte.

Ort und Infrastruktur: Das Bildungs- und Begegnungszentrum Schloss Trebnitz liegt im Landkreis Märkisch-Oderland. Auf dem Campus gibt es insgesamt 85 Übernachtungsplätze. Großzügige Seminar- und Gemeinschaftsräume im Schloss sorgen für ein ungewöhnliches und inspirierendes Lernambiente. Der Schlosspark bietet auch die Möglichkeit, unter freiem Himmel zu arbeiten oder sich am Lagerfeuer nach einem Arbeitstag zu entspannen.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.schloss-trebnitz.de/

HochDrei e.V. – Seminar- und Gästehaus Hochlland
Motto: Bilden und Begegnen in Brandenburg“.  

Zielgruppen und Angebot: Vielfalt prägt die Arbeit dieses Trägers der politischen und internationalen Bildungsarbeit. Ein passendes Angebot finden hier Kinder und Jugendliche sowohl aus der Region als auch aus ganz Deutschland, Schulklassen, internationale Jugendgruppen, junge Sportler*innen aus der Region, lokale Theatergruppen sowie geflüchtete Menschen oder Freiwillige aus diversen europäischen Ländern. Da hier Menschen mit verschiedenen sozialen, kulturellen und sprachlichen Hintergründen zusammenkommen, ist viel Offenheit und Kreativität gefragt. Hoch Drei will durch seine Arbeit die Beteiligung und Mitbestimmungsfähigkeit junger Menschen fördern. Durch seine Projekte sorgt der Träger für Empowerment, mehr Selbstvertrauen und Verantwortung für das eigene Handeln von Jugendlichen.
HochDrei gestaltet seine Arbeit so, dass alle Jugendlichen – vor allem solche, die einen vergleichsweise schwierigen Start ins Leben hatten – an den Angeboten teilnehmen können.

Insbesondere gibt es folgende Angebote:
•    Offene Bildungs-, Begegnungs-, und Fachprogramme
•    Schulkooperationen
•    Sonderbereich Modellprojekte mit Menschen, die neu nach Deutschland gekommen sind
•    Integration junger Menschen in die Jugendbildungsarbeit

Für Schulen organisiert HochDrei Seminare, Workshops und internationale Jugendbegegnungen.  

Programm: Diverse Projektformate richten sich an die verschiedenen Zielgruppen. Was sie alle verbindet, ist das Ziel, Jugendliche auf demokratische Teilhabe auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene vorzubereiten. Politische Bildungsprojekte ermutigen zur aktiven Teilnahme an demokratischen Prozessen, indem sie Selbstsicherheit, Eigenverantwortung sowie die Überzeugung stärken, dass jede Stimme zählt und zur Veränderung beiträgt. Ob Seminar oder Workshop, es wird prozessorientiert gearbeitet. Dadurch lernen die Teilnehmenden ihre Interaktion in der Gruppe und Umgang mit neuen Erfahrungen zu reflektieren. Internationale Kinder- und Jugendbegegnungen initiieren und begleiten interkulturelles Lernen. Hier wird Verständnis für andere kulturelle Identitäten, Werte und Normen geübt. Durch ein Treffen, gemeinsames Arbeiten, gemeinsame Zubereitung von Mahlzeiten, Gespräche und Spiele wird ein Gefühl des Miteinanders geschaffen. Gleichzeitig schärfen die Begegnungen den Blick auf Vorurteile: sowohl die, die uns umgeben, als auch die eigenen. Auch der spielerische Umgang mit Sprachen in Form von Sprachanimation erlaubt es – anders als in der Schule – ohne Bewertung und Leistungsdruck, sich Grundbegriffe in anderen Sprachen anzueignen und sich der Sprachenvielfalt gegenüber zu öffnen. Auch spezielle Projekte für Mädchen und Frauen finden nicht nur lokal, sondern oft in internationaler Zusammenarbeit statt. Diese Programme sprechen besondere Bedürfnisse junger Frauen an und lassen einen Austausch im geschützten Rahmen zu. Die Teilnehmerinnen stärken ihre Kompetenzen und ihr Selbstwertgefühl. Zu weiteren Projektformaten zählen traditionelle Klassenfahrten uns Bildungsprogramme in Kooperation mit Schulen und Freiwilligendiensten.
Ort: Der Ort, wo alle Veranstaltungen stattfinden, ist die Jugendbildungsstätte des Vereins, das Haus Hochlland, mitten im Zentrum Potsdams. Hier gibt es insgesamt 70 Übernachtungsplätze mit Seminarräumen sowie gemeinsamen Küchen und Speiseräumen. Die Besonderheit des Ortes liegt in der Selbstversorgung. Hier bereiten die anwesenden Gruppen ihre Mahlzeiten selbst zu – auch dies fördert Integration, Zusammenarbeit und Verständigung.
Weitere Informationen unter: http://www.hochdrei.org

Kreisau-Initiative e.V.
Die Kreisau-Initiative organisiert seit über 30 Jahren Jugendbegegnungen, Workshops und Seminare. Ihre Projekte sind international, interkulturell und inklusiv. Sie konzipiert und organisiert Programme zu Menschenrechten, zur sozial-ökologischen Transformation und zur Inklusion. Prinzipien der non-formalen Bildung bilden die methodische Grundlage ihrer Arbeit. Dazu zählen unter anderem entdeckendes Lernen, Förderung von Partizipation, Prozessorientierung, partnerschaftliches Lernen und freiwillige Teilnahme.

Zielgruppen: Die Kreisau-Initiative richtet ihre Projekte an Menschen mit verschiedenen kulturellen und sozialen Hintergründen, mit und ohne Behinderungen sowie mit verschiedenen Bildungsgeschichten, vorwiegend aus Deutschland und Polen, aber auch aus anderen Ländern. Zu

Adressaten von einzelnen Projektvorhaben zählen:
•    Schüler*innen der Sekundarschulen
•    Schüler*innen der gymnasialen Oberstufe
•    Schülerinnen mit Behinderungen
•    Lehrer*innen aus verschiedenen Schulformen
•    Multiplikator*innen des internationalen Jugendaustausches

Programm: Die Projekte der Kreisau-Initiativ sind verortet im Spektrum der politischen Bildung. Sie wecken und fördern das Interesse junger Menschen an zivilgesellschaftlichem Engagement. Sie suchen nach Vorbildern in der Geschichte und setzen sie in den Kontext der Gegenwart. Sie basieren auf Erfahrungen, die die Projektteilnehmenden mitbringen. Die Projekte greifen aktuelle politische und soziale Fragen auf. Aufgrund der großen Zielgruppenbreite variieren jedoch die Inhalte und Methoden der einzelnen Vorhaben. So werden Projekte, die sich explizit an Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen wenden, oft in Form von kreativen, künstlerischen und musikalischen Workshops durchgeführt. Das Projekt „Fair Life“, bei dem Jugendliche aus verschiedenen Ländern, mit und ohne Behinderungen zusammenkommen, greift das Thema Fairness auf und stärk das Selbstvertrauen der Teilnehmenden mithilfe von erlebnispädagogischen Methoden. Inklusive Programme organisiert die Kreisau-Initiative in internationaler Zusammensetzung bereits seit 2005. Inzwischen schult sie auch Trainer*innen für solche Projekte. Am anderen Ende des breiten Projektspektrums liegen Simulationsspiele, Dialogrunden, Zukunftswerkstätten oder Trainings für Oberschüler*innen und Student*innen. Diese setzen oft sehr gute Englischkenntnisse sowie Interesse an aktuellen sozio-politischen Themen voraus. Eins der Leuchtturm-Projekte ist die Simulation des Internationalen Strafgerichtshofes unter dem Namen Model International Criminal Court (MICC). Hier übernehmen die Jugendlichen die Rolle der Richter*innen, Anwält*innen und Verteidiger*innen, um sich mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit auseinanderzusetzen und dabei ihre argumentativen und rhetorischen Fähigkeiten auszubauen. Auch wenn die Mehrheit der Projekte sich an junge Menschen wendet, will die Kreisau-Initiative ein Spiegel der Gesellschaft sein und eröffnet auch häufig einen Dialog der Generationen. So soll die Möglichkeit geboten werden, sich mit verschiedenen Perspektiven nicht nur über die nationalen, sozialen und gesundheitlichen, sondern auch über altersbedingte Grenzen hinweg auseinanderzusetzen.

Ort: Die Projekte der Kreisau-Initiative finden überwiegend in der polnischen internationalen Jugendbegegnungsstätte Kreisau/Krzyżowa statt. Der Ort befindet sich circa 350 Kilometer von Berlin entfernt und bietet 180 Übernachtungsplätze an. Es ist gleichzeitig eine Gedenkstätte, die an den Widerstand im 2. Weltkrieg sowie an Oppositionsbewegungen in Mittel- und Osteuropa im 20 Jahrhundert erinnert.
Mehr Informationen unter: https://www.kreisau.de

 

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46