Zum Inhalt springen

Schwerpunkt: Qualität per Gesetz

Multiprofessionalität statt Brennpunktzulage

Die GEW BERLIN schlägt vor, Sozialarbeiter*innen in die Kitas zu holen.

Foto: Bertolt Prächt

Ziel des Gute-KiTa-Gesetzes ist die Unterstützung der Länder durch den Bund, zu einer Verbesserung der Kita-Qualität beizutragen. Welche konkreten Maßnahmen die Länder vor Ort ergreifen, obliegt den einzelnen Bundesländern. Vor diesem Hintergrund ist auch die Entscheidung gefallen, dass es in Berlin, durch das Gute-KiTa-Gesetz finanziert, einen finanziellen Anreiz für Beschäftigte in Kitas in belasteten Sozialräumen geben wird. Die GEW BERLIN hat diesen Vorstoß von Anfang an kritisiert und gemeinsam mit unterschiedlichen Akteur*innen der Berliner Kitalandschaft haben wir versucht, hier aus unserer Sicht bessere Alternativen in die Diskussion einzubringen.

Natürlich gönnen wir allen Kolleg*innen, insbesondere in belasteten Sozialräumen, mehr Lohn. Wir müssen jedoch feststellen, dass sich die Situation nicht so einfach lösen lässt.

Kitasystem entlasten

Zuvorderst können wir nicht nachvollziehen, warum es zur Qualitätsentwicklung der Berliner Kindertagesstätten beitragen soll, wenn die Kolleg*innen in den besagten Regionen eine Gehaltszulage oder gar mehr Lohn erhalten. Hinzu kommt, dass wir nicht feststellen können, dass es einen höheren Personalbedarf in den besagten Regionen gibt, demnach ein Anreizmodell zur Schließung vermeidlicher Personallücken in belasteten Regionen kaum Sinn ergibt.

Neben dieser inhaltlichen Frage ist es jedoch im Speziellen eine tarifliche Angelegenheit, wenn Gehälter angepasst werden sollen. Doch Tarifarbeit ist originäre Aufgabe der Gewerkschaften. Was passiert, wenn sich Politik in Tarifangelegenheiten einmischt, konnten wir zuletzt bei der Corona-Prämie oder bei der Hauptstadtzulage sehen. Am Ende bleibt für die meisten Beschäftigten nichts übrig von den großen Versprechungen. Angeführt wird die Liste der Negativbeispiele durch die seit 2018 eingeführte Brennpunktzulage für Schulen in schwieriger Lage.

Doch zurück zu unserem Vorschlag. Anstelle eines finanziellen Anreizes hat die GEW BERLIN der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie vorgeschlagen, Kitas in belasteten Sozialräumen mit zusätzlichem Fachpersonal auszustatten. Aus unserer Sicht wären hier ideale Einsatzfelder für Sozialarbeiter*innen, um die Kolleg*innen vor Ort zu unterstützen und vorrangig aus der Kita hinaus in den Sozialraum hinein zu wirken. So würden sich die unterschiedlichen Kernkompetenzen der pädagogischen Fachkräfte gegenseitig ergänzen und wir würden erstmalig über eine echte Multiprofessionalität in den Kitas sprechen.

Die GEW BERLIN wird dieses Konzept weiter vorantreiben und hier den fachpolitischen Diskurs begleiten. Aber genauso werden wir euch beratend zu Seite stehen, wenn die »Kita-Brennpunktzulage« einmal mehr für Ungerechtigkeiten und Unklarheiten sorgt, anstatt ein ohnehin angeschlagenes Kitasystem zu entlasten.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46