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Gewerkschaft

Vielfalt lehren – Vielfalt leben

Die AG Lesben feiert nächstes Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum.

Foto: privat

Das erste Treffen lesbischer Lehrerinnen fand am 21. November 1991 statt und wurde von zwei engagierten GEW-lerinnen in den Räumen der GEW BERLIN organisiert. Der Landesvorstand unterstützte dann die Initiative, eine offizielle AG zu gründen. Dabei entschieden sich die Frauen zunächst bewusst, zu den Treffen ausdrücklich Lehrerinnen, Erzieherinnen und Wissenschaftlerinnen einzuladen. So nannte sich die AG auch AG Lehrerinnen, Erzieherinnen und Wissenschaftlerinnen. Inzwischen heißt sie allerdings AG Lesben, um alle Berufsgruppen, die in der GEW organisiert sind, anzusprechen.

Lesbische Pädagoginnen erfahren aufgrund ihres »Frau seins« eine doppelte Diskriminierung, allein wenn wir auf das Gehaltsgefälle in dem Bereich der Grundschulen, Kitas und Horteinrichtungen schauen. Hier ist solidarischer Austausch gefragt und die Abgrenzung einzelner Berufsgruppen nicht sinnvoll.

Gegen die »Unsichtbarkeit«

Häufige Themen auf unseren Sitzungen waren in den ersten Jahren beispielsweise die Thematisierung vielfältiger Lebensformen im Unterricht, der Umgang mit der eigenen Identität und deren wiederkehrender »Unsichtbarkeit« und die Kritik an deren Darstellung in Schulbüchern.

Da die AG viele Anfragen aus anderen Bundesländern erreichte, organisierte sie zusammen mit Frauen aus Nordrhein--Westfalen 1994 das erste Bundtreffen »Lesben und Schule«. In mühsamer Klein-arbeit stellten die Organisatorinnen Kontakte zu anderen Bundesländern her, Infos wurden in allen Ländermagazinen der GEW geschaltet. Das Tagungshaus befand sich in Feldberg/Mecklenburg. Für viele der anreisenden Frauen war dies die erste »Osterfahrung«. Das Treffen blieb für viele der Teilnehmerinnen eine einschneidende Erfahrung und einige der geknüpften Kontakte bestehen bis heute. Während die meisten Teilnehmerinnen sich in ihren Landesverbänden als Einzelpersonen fühlten, gab es in Baden-Württemberg auch eine aktive Landesgruppe für lesbische Frauen, von der eine Vertreterin in den hohen Norden gereist war. Von der Kooperation haben wir viel profitiert.

Dieses erste bundesweite Treffen wurde von den Teilnehmerinnen selbst finanziert und die Schulungen wurden ehrenamtlich durchgeführt. Anschließend übernahm die GEW die Zuständigkeit. Finanzielle Mittel wurden auch vom Bundesministerium für Frauen beigesteuert. Inzwischen findet ein jährliches Treffen lesbischer Lehrerinnen im »Waldschlösschen« statt.

1999 gründete sich auf Bundesebene in der GEW eine Arbeitsgruppe »Lesben und Schwule«. Sie gab unter anderem wichtige Stellungnahmen zum Thema »Homo-ehe« oder zur Präsenz von Lesben und Schwulen in Schulbüchern ab. Außerdem wurden Flyer und Infobroschüren erstellt. Die AG gibt es weiterhin, später nannte sie sich »AG7«, heute AG LSBTI.

Die AG Lesben der GEW Berlin lud Politikerinnen und Gewerkschaftlerinnen in die Geschäftsstelle der GEW ein, um über ein »Lebenspartnerschaftsgesetz« zu diskutieren. Mitglieder aus der AG Frauen und der AG Lesben gründeten bald einen Ausschuss für Frauenpolitik.

Orte für Frauen werden immer weniger

Die Treffen der AG Lesben fanden in den ersten Jahren in der »Begine« statt. Hier gab es wiederholt das Problem, dass in der Begine nur binäre Frauen in ihren Räumen geduldet wurden. Auch heute spielt diese Thematik in der Genderdebatte immer wieder eine Rolle. Unsere AG steht und stand immer für alle Menschen offen, die sich mit unseren Thematiken identifizieren können.

Viele Frauen hatten in den ersten Jahren Vorbehalte dagegen, innerhalb der Räume der GEW als Lesbe sichtbar zu werden, auch wollten sie sich nicht in einen offiziellen Verteiler der AG Lesben der GEW Berlin einschreiben. Dies machte in den ersten Jahren die Arbeit manchmal mühsam und spannend, doch es gab viele Ortswechsel für unsere Treffen, auch weil »Frauenorte« in Berlin trotz einer Liberalisierung der Geschlechterfrage immer weniger werden.

Inzwischen treffen wir uns meistens im Sonntagsclub, einem Vereinslokal für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*Menschen im Prenzlauer Berg, an einigen Terminen auch in der Geschäftsstelle der GEW. Im Sonntagsclub ist ein ungezwungener Austausch möglich, anschließend können auch dessen Arbeitsräume genutzt werden.

Offen für alle Interessierten

Die AG Lesben steht allen Interessierten im Bildungsbereich offen. Unser Anliegen ist es, in vielfältigen beruflichen Situationen wie Studium, Referendariat, Ausbildung, Lehrtätigkeit, Erziehungs- und Sozialarbeit sichtbar zu sein. Neben dem Austausch über unsere berufliche Situation, bildungspolitischen Fragestellungen und gewerkschaftlicher Präsenz sind unsere Themen: Coming Out am Arbeitsplatz, Beratung, Unterstützung und Hilfestellung für Kolleginnen in Diskriminierungssituationen, die Situation von LSBTIQ-Schüler*innen und Student*innen und Einflussnahme auf eine diskriminierungsfreie Bildungspolitik. Die Vernetzung mit anderen Organisationen, auch außerhalb der GEW, ist uns wichtig. Außerdem planen und gestalten wir für die »lesbische Sichtbarkeit« verschiedene Veranstaltungen innerhalb und außerhalb der GEW, wie die Teilnahme am Stadtfest und am CSD. Neue Frauen sind immer herzlich willkommen. Die Treffen finden in der Regel monatlich mittwochs um 18 Uhr statt.

Infos unter lesben(at)gew-berlin(dot)de

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46