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blz 03 / 2015

Wir werden immer weniger

Der Schulpsychologische Dienst muss gestärkt und nicht geschwächt werden

Der Schulpsychologische Dienst ist das fachpsychologische Beratungs- und Unterstützungssystem der Berliner Schule. Er leistet schülerInnenzentrierte Beratung (SzB), Systemberatung (SB) und unterstützt die systematische Schulentwicklung, veränderte Kooperationsformen, neue Prozessstrukturen mit eigenen Angeboten. In den letzten zehn Jahren hat die Schulpsychologie einen Entwicklungs-prozess hin zu mehr System-beratung für die Schulen durchgeführt, was aber nicht zu einer Reduzierung der Einzelfälle geführt hat. Trotzdem ist die Personalausstattung nicht erhöht, sondern reduziert worden.

Negative Stellenentwicklung

Gab es im Jahr 1996 noch 145 PsychologInnenstellen so waren es 2007 nur noch 88. Und die Streichungen sollten eigentlich weitergehen. Erst durch den Amoklauf in Erfurt 2002 steuerte die Senatsbildungsverwaltung um und nahm mit der Einrichtung des Teams für Gewaltprävention und Krisenintervention (G/K) die vorgesehene Streichung von 15 Stellen zurück. Im Jahr 2013 fingen die Kürzungsmaßnahmen wieder an. Vier Stellen wurden gestrichen und weitere fünf Stellen sollten folgen.

Inzwischen (Herbst 2014) stehen operativ nur noch 78 Stellen zur Verfügung, wovon noch 6,5 Stellen für Verwaltungstätigkeit der Leitungen abgezogen werden müssen: Eine SchulpsychologIn ist zuständig für 5.757 SchülerInnen, 15 Schulen/-Einrichtungen und 485 Schulpersonen.

Erhöhte Anforderungen – eine Auswahl

Mit dieser Personalausstattung ist eine verantwortbare Arbeit nicht mehr zu leisten. Zumal die schülerInnenzentrierte Diagnostik, Beratung und Intervention sehr arbeitsintensiv ist: Nach einer Studie des Robert Koch-Institut von 2014 zu psychischen Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland gehören rund 20 Prozent dieser Risikogruppe an. Darüber hinaus ist die Schule und damit auch der Schulpsychologische Dienst in Berlin konfrontiert mit

 

  • einer hohen Quote von SchülerInnen ohne Schulabschluss von 8,3 Prozent,
  • einer hohen Quote von Auszubildenden ohne Abschluss von 23 Prozent,
  • erheblichen Schuldistanzproblemen, knapp 21 Prozent der SchülerInnen in Berlin fehlen mehr als zehn Tage.

Hinzu kommen SchülerInnen aus Multi-P-roblem-Familien, mit Suchtverhalten unterschiedlicher Art und mit Verhaltensproblemen.

Die große Verunsicherung nach dem Amoklauf von Winnenden 2009 führte zu einem erhöhten Beratungsbedarf bei der Gewaltprävention und der Krisenintervention. Die im ersten Halbjahr 2013/14 und die für das ganze Schuljahr 2012/13 gemeldeten rund 2.800 Gewaltvorfälle bedeuten im Vergleich zu den vorhergehenden Schuljahren einen erheblichen Anstieg. Auch die hohe Zahl von Übergriffen auf das Schulpersonal erfordert die sofortige psychologische Unterstützung.

Das neu eingerichtete Beratungs- und Unterstützungszentrum für die beruflichen und zentral verwalteten Schulen (13. Beratungszentrum) mit einem multi-professionellen Team arbeitet eng mit den schulinternen Netzwerken und Krisenteams zusammen. Hier waren im Schuljahr 2013/14 vier SchulpsychologInnen für 87.624 SchülerInnen zuständig, was ein Verhältnis von 1: 21.906 bedeutet. Das Beratungszentrum ist schulpsychologisch auszubauen, um beispielsweise die Abschlussquote zu erhöhen und die Quote der Auszubildenden ohne Abschluss zu senken.

Die Unterstützung im Prozess der Entwicklung hin zu einer inklusiven Schule erfordert ebenfalls mehr Personal. Die Einrichtung von schulpsychologischen und inklusionspädagogischen Beratungs- und Unterstützungszentren (SIBUZ) kann aber die Kürzungen im Schulpsychologischen Dienst nicht ausgleichen, denn das pädagogische Personal dort verfügt über keine fachpsychologische Kompetenz. Der Beschluss der LDV (Kasten) wurde in zahlreiche Personalversammlungen eingebracht und dort verabschiedet. Mehrere Bezirksverordnetenversammlungen haben die Forderungen übernommen.