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bbz 01-02 / 2019

Zum 27. Mal wandert der Staffelstab

Nach United Youth im Jahr 2017 ging der Mete-Ekşi-Preis in diesem Jahr gleich an zwei Projekte. Julia Zimmermann hat mit allen Gewinner*innen gesprochen

Berlin, 24.11.2018, Verleihung des Mete-Eksi-Preises 2018. (Foto: Christian von Polentz / transitfoto.de)

Vor drei Jahren fanden sich Schüler*innen einiger Neuköllner Schulen als Initiative zusammen, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen, die als Geflüchtete zu uns gekommen waren. »United Youth« organisierten gemeinsame Essen, Feste, wöchentliche Fußballspiele sowie eine Hausaufgabenbetreuung für Jugendliche in einer Unterkunft von unbegleiteten Minderjährigen. 2017 gewann »United Youth« den Mete-Ekşi-Preis.

Wie ist es euch im letzten Jahr ergangen?
United Youth: Wir sind immer zwischen 20 und 30 Leute aus mehreren Bezirken gewesen. Die letzten zwölf Monate sind für uns aber sehr schwierig gewesen, da viele von uns ihr Abitur absolviert haben und aufgrund von Arbeit und Studium nicht mehr zur Verfügung standen. Zurzeit können wir nur drei Regelangebote in Britz und Buckow umsetzen: Einmal pro Woche Fußball, Hausaufgabenhilfe in einem Zirkus-Projekt und Kinderbetreuung sowie Tanz in einer Unterkunft.

Im November 2017 habt ihr 1.500 Euro Preisgeld gewonnen. Was konntet ihr damit verwirklichen?
United Youth: Das Preisgeld hat uns bei der Umsetzung von Aktivitäten sehr geholfen, weil wir nicht ständig auf der Suche nach Geld sein mussten. Zudem war es auch für viele Leute eine neue Motivation, sich weiter für Geflüchtete bei United Youth einzusetzen. Wir waren sehr sparsam und sind in der glücklichen Lage, noch über einen Teil des Geldes verfügen zu können. Bislang haben wir einige Kochaktionen und ein kleines Fest in der Hasenheide durchgeführt, haben Schwimmbekleidung, Fußbälle und Fußballschuhe angeschafft, konnten Bastel- und Malsachen für die Kinderbetreuung besorgen sowie Flyer für die Öffentlichkeitsarbeit finanzieren.

Eurer Jahr als Mete-Ekşi-Fonds-Preisträger-*innen neigt sich dem Ende zu. Die nächsten sind bereits ausgewählt. Was gebt ihr ihnen mit auf den Weg?
United Youth: Für uns ist es wichtig, sich für eine solidarische und friedliche Gesellschaft einzusetzen, in der Nationalismus und Faschismus nichts zu suchen haben. Sich in diesem Sinne zu positionieren und für Minderheiten und benachteiligte Menschen zu engagieren, sollte im Mittelpunkt stehen. Es ist schwierig, sich über eine lange Zeit für eine Sache freiwillig einzubringen, doch es ist einfach schön zu erleben, etwas mit seinem Tun zu erreichen und viele andere Kinder und Jugendliche kennenzulernen. Also, einmischen und aktiv bleiben für eine bessere Welt!


Während der Preisverleihungen des Mete-Ekşi-Fonds wird der Preis durch die Vorjahresgewinner*innen an die aktuellen Preisträger*innen überreicht: Der Verein »Schüler Treffen Flüchtlinge« organisiert lokale Projekte, bei denen sich Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund begegnen. Das Stolpersteinprojekt der Carl-von-Ossietzky-Schule forschte nach den Biografien, die sich hinter den Stolpersteinen verbargen, organisierte eine Gedenkstättenfahrt und verlegte am Ende selbst einen Stolperstein. Sowohl das Kuratorium des Mete-Ekşi-Fonds als auch die Mitgliederversammlung waren zutiefst beeindruckt von dem Engagement und der Kreativität, die die ausgezeichneten Projekte für ein friedliches Zusammenleben in Berlin an den Tag legten.

Hallo an Joshua von »Schüler Treffen Flüchtlinge e.V.« und an die Klasse 11.2 der Carl-von-Ossietzky-Gemeinschaftsschule! Bitte stellt Euch kurz selbst vor.
Klasse 11.2: Hallo! Wir sind Beyza, Enishan, Erol, Beril, Zeynep, Cemre, Okan und Rumeysa. Wir haben im letzten Schuljahr ein Stolpersteinprojekt durchgeführt und einen Stolperstein einem Opfer der NS-Zeit gestiftet. Wir wollten zunächst unsere Mitschüler*innen auf unser Projekt aufmerksam machen und auch dazu animieren, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und vielleicht auch einen Stolperstein zu stiften. Aber dann kam der Wunsch auf, auch die Öffentlichkeit über die Verfolgung von Homosexuellen in der NS-Zeit zu informieren.

Joshua: Wir sind ein junges Team von ehemaligen und derzeitigen Schüler*innen, die den gemeinnützigen Verein »Schüler Treffen Flüchtlinge« leiten. Den Verein haben wir vor drei Jahren gegründet, als wir in der 10. beziehungsweise 11. Klasse waren. Zu unseren Projekten gehören »STF-Kocht!« – ein multikulturelles Kochprojekt – und »STF-Entdeckt!« – ein interaktives Projekt mit wechselnden Aktivitäten. Neben unseren lokalen Projekten veranstalten wir bundesweite Seminare, bei denen wir anderen Schüler*innen mit und ohne Fluchthintergrund zeigen, wie sie ihre eigenen Projekte aufbauen können. Der Name des Projekts ist »Aktion Zukunft«.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, euch zu bewerben?
Klasse 11.2: Ein Lehrer unserer Schule war so begeistert von unserem Projekt, dass er uns für den Mete-Ekşi-Wettbewerb nominiert hat. Außerdem ist er der Meinung, dass wir es verdient hätten zu gewinnen.
Joshua: An erster Stelle fanden wir es sehr passend, dass der Preis junge Menschen auszeichnet, die sich für ein friedliches Zusammenleben einsetzen. Letztendlich haben wir uns für den Preis beworben, da wir uns vom Gewinn erhoffen, noch mehr Menschen von der Tatsache überzeugen zu können, dass ein friedliches Zusammenleben zwischen verschiedenen Kulturen möglich ist.

Ihr habt euch erfolgreich beworben und konntet ein Preisgeld von jeweils 1.500 Euro gewinnen. Was plant ihr mit dem Preisgeld?
Klasse 11.2: Das Preisgeld wird von unserem Kurs dafür genutzt, eine Fahrt nach Rom zu planen. Unser nächstes historisches Ziel nach dem Aufenthalt in Auschwitz-Birkenau. Zweck der Reise ist die Weiterführung von Projekten wie dem Stolpersteinprojekt. Da Rom sehr historisch ist, wollen wir uns über wichtige Ereignisse informieren. Vielleicht ergibt sich aus der Reise ein neues Projekt.
Joshua: Einerseits wollen wir damit unsere Projekte weiter finanzieren und ein interkulturelles Fest veranstalten. Den Großteil des Preisgeldes wollen wir jedoch in unser Nachhaltigkeitskonzept investieren. Das heißt, dass wir in starke Öffentlichkeitsarbeit und eine Teilzeitstelle, die Projektanträge für zukünftige Sponsoren schreibt, setzen. Damit wollen wir noch mehr junge Menschen mit und ohne Fluchthintergrund erreichen, die sich in unseren Verein einbringen wollen.

Was wünscht ihr euch für euer Jahr als Mete-Ekşi-Preisträger*in?
Klasse 11.2: Wir wünschen uns, dass das Stolpersteinprojekt eine gewisse Sensibilität erfährt und dass alle – so wie wir auch – sich mit dem Stolpersteinprojekt auseinandersetzen und es weiter fortführen.
Joshua: Wir sind fest davon überzeugt, dass wir auch in Zukunft Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenbringen können und das Engagement junger Menschen stärken können. Doch wird sich die Arbeit des Vereins in dem kommenden Jahr verändern. Wir werden hoffentlich zum Ende des Jahres 2019 eine feste Basis haben, die die Arbeit des Vereins für die kommenden Jahre garantiert – sowohl im finanziellen, als auch im personellen Sinn.