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bbz 10/2016

Nicht alle haben Grund zum Feiern

Am 5. Oktober ist Weltlehrertag. Dieses Jahr stehen Aktionen für Honorarlehrkräfte im Fokus, denn diese leben oft prekär.

Fast 900.000 Lehrerinnen und Lehrer arbeiten an den öffentlichen und privaten Schulen in Deutschland. Ihnen zu danken und ihre Arbeit zu würdigen, ist Aufgabe des Weltlehrertages, der seit 1994 jeweils am 5. Oktober rund um den Globus begangen wird. Die weltweite Würdigung des Lehrerberufs beruht auf einem Beschluss der UNESCO, der Internationalen Arbeitsorganisation und der Bildungsinternationalen im Gedenken an die 1964 angenommene »Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer«. Seitdem wird nun jedes Jahr dazu aufgerufen, mit Veranstaltungen und Aktionen zum Weltlehrertag auf die besondere Bedeutung des LehrerInnenberufs für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung hinzuweisen und den Lehrkräften die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen.

Die GEW fordert bessere Arbeitsbedingungen für Honorarlehrkäfte

In diesem Jahr lautet das Motto »Valuing Teachers, Improving their Status«. Als Mitgliedsgewerkschaft der Bildungsinternationalen beteiligt sich die GEW regelmäßig am Weltlehrertag und den Aktivitäten rund um den 5. Oktober. Schon im Jahr 2012 stellte die GEW fest, dass sich über 125.000 Honorarlehrkräfte in prekären Arbeitsverhältnissen befinden, diese Anzahl hat sich bis heute deutlich erhöht. Deshalb ist es für die GEW auch ein besonderes Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, dass neben den Lehrerinnen und Lehrern an allgemein- und berufsbildenden Schulen eine große Gruppe von Lehrkräften in Bildungseinrichtungen außerhalb der Schulpflicht zu oft äußerst problematischen Bedingungen arbeitet. Hierzu gehören die knapp 700.000 Beschäftigten im Weiterbildungssektor. Fast 60 Prozent des bei den 22.000 Bildungsträgern eingesetzten Personals, also ungefähr 400.000 Personen, sind heute Honorarlehrkräfte. An den Volkshochschulen beträgt ihr Anteil sogar fast 90 Prozent. Honorarlehrkräfte müssen ihre soziale Absicherung selbst bestreiten. Ihnen fehlen neben einer Beschäftigungssicherheit auch das Recht auf Entlohnung im Krankheitsfall und das Recht auf bezahlten Urlaub. Etwa 80 Prozent der hauptberuflichen Honorarkräfte sind Frauen.

Besonders betroffen von prekarisierten Arbeitsverhältnissen sind die Bereiche Deutsch als Zweit- und Fremdsprache sowie die Integrationskurse. Dort sind drei von vier »FreiberuflerInnen« einkommensprekär beschäftigt. Auch das renommierte Goethe-Institut unterhält beispielsweise 13 Einrichtungen im Inland, die insbesondere Kurse in »Deutsch als Fremdsprache« anbieten. Vier von fünf Kursen werden dort von Honorarlehrkräften bestritten. Der mittlere Lohn der hauptberuflichen Honorarkräfte in der öffentlich finanzierten allgemeinen Weiterbildung, beispielsweise in den im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge durchgeführten Integrationskursen, liegt zwischen 1.250 und 1.750 Euro. Trotz einer akademischen Qualifikation als Voraussetzung liegt der Lohn im einkommensschwachen Bereich!

Auch an den Unis Handlungsbedarf

Ähnlich betroffen sind die Lehrbeauftragten an Hochschulen, deren Zahl sich seit 2002 auf fast 100.000 verdoppelt hat. In vielen Fällen bestreiten diese Personen ihren Lebensunterhalt hauptberuflich aus den Lehraufträgen mit allen daraus resultierenden Problemen.

Die beschriebene Lage verdeutlicht einen dringenden Handlungsbedarf der politischen AkteurInnen. Die Lage der Lehrkräfte auch außerhalb der Schulpflicht muss entsprechend dem Motto des Weltlehrertages verbessert werden, denn auch sie leisten bedeutsame Beiträge für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Die GEW hat mit ihrer Strategie »Gute Arbeit in der Weiterbildung« eine richtungsweisende Entscheidung getroffen. Nun muss die öffentliche Hand als Auftraggeberin und Finanzier sicherstellen, dass das Bildungspersonal mit dem öffentlichen Dienst vergleichbare Beschäftigungsbedingungen erhält.