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bbz 09 / 2019

Nicht jede Erfahrung ist brauchbar

Der Fachkräftemangel bedeutet in den Einrichtungen eine große Mehrbelastung. Daran kann auch der Quereinstieg nichts ändern

Das es für eine Kita bedeuten kann, wenn immer mehr berufsbegleitende Auszubildende und andere Quereinsteiger*innen in die Einrichtung kommen, erleben die Kolleg*innen vor Ort. Die vorhandenen Lücken, etwa durch den allgemeinen Fachkräftemangel oder auch ganz konkret durch kündigungsbedingte oder versetzungsbedingte Wechsel des Personals, müssen mit Zeitarbeit aufgefüllt werden.

Auch wenn die Politik uns Licht am Ende des Tunnels verspricht, müssen wir staatlich anerkannte Erzieher*innen die Situation erst mal ausbaden. Ich bin selbst Quereinsteiger, und kann ehrlich zugeben, welche Belastung ich für die Kolleg*innen vor meiner Prüfung, aber auch nach meiner Prüfung, war. Denn auch als Berufsanfänger*in kann man nicht alles, mal abgesehen von den wenigen Naturtalenten.

Man probiert sich aus und entwickelt erst im Laufe der Zeit eine Professionalität, durch die die Kolleg*innen sich auch wirklich entlastet fühlen. Dabei ist die Zahl der Quereinsteiger*innen in einer Kita von entscheidender Bedeutung. Ist eine kritische Grenze überschritten, leidet direkt die Qualität. Das können die Kolleg*innen nicht mehr auffangen.

Es heißt gerne mal, dass die Quereinsteiger*innen verschiedene Vorerfahrungen aus ihren vorherigen Tätigkeiten mitbringen. Das stimmt auch. Dennoch dauert es, bis man diese Expertise in einen Kitaalltag einbetten kann, sofern denn die Konzeption der Kita das Einbinden des Vorwissens überhaupt zulässt. Nicht jede berufliche Erfahrung ist kompatibel mit den Aufgaben im Erzieher*innenberuf und nicht jede vorherige Ausbildung ist mit den Konzepten der Einrichtungen vereinbar.

Quereinsteiger*innen sind natürlich wie berufsbegleitende Auszubildende in einem gewissen Maß eine willkommene Bereicherung für jede Einrichtung. Allerdings lassen die Rahmenbedingungen Zweifel aufkommen an dem ausufernden Modell des Quereinstiegs. Wenn etwa ein Drittel des Personals einer Einrichtung mit Quereinsteiger*innen belegt wird.

Es braucht mehr als nur ein großes Herz

Die Arbeit als Erzieher*in in einer Kita hat sich sehr verändert. Der Beruf wird immer komplexer. Es reicht dabei längst nicht aus, das Herz am rechten Fleck zu haben. Die berufsbegleitenden Auszubildenden und die Quereinsteiger*innen sollten die Bereitschaft mitbringen, die Qualität in den Einrichtungen erstens zu sichern und zweitens weiter zu entwickeln.

Unzufriedene Mitarbeiter*innen, die eine vereinfachte Kitaarbeit vorfinden, da in dem Team pädagogische Haltungen abgebaut wurden, werden nicht in den Einrichtungen bleiben wollen. Fluktuationen sind damit vorprogrammiert. Zum Thema Inklusion sage ich in diesem Artikel lieber nichts. Denn die Inklusion leidet unter dem Fachkräftemangel besonders.