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Schwerpunkt „Künstliche Intelligenz in der Schule“

Quelle: Chat GPT

KI-Anwendungen verändern Bildungseinrichtungen. Gerade wo Prüfungsleistungen erbracht werden müssen, gibt es Unsicherheiten.

Foto: Adobe Stock

Das prominenteste KI-Tool ist das Sprachmodell ChatGPT. Das Modell wurde mit riesigen Textdaten trainiert und hat so »gelernt«, Muster, Strukturen und Zusammenhänge in Texten zu erkennen. Die Art und Weise, wie das Sprachmodell diese Inhalte erfasst, nennt sich neuronales Lernen und ist in der Theorie dem menschlichen Lernen sehr ähnlich. Auf Grundlage von Wahrscheinlichkeiten kann das Modell vorhersagen, welches Wort beziehungsweise welcher Textabschnitt als nächstes kommen sollte. So können dynamische und kontextbezogene Antworten auf Anfragen, die sogenannten Prompts, entstehen. Aufgrund der Funktionsweise und der Art, wie ChatGPT lernt, ist es derzeit nicht möglich, zuverlässig zu sagen, ob der Text Produkt eines Sprachmodells oder einer natürlichen Person ist. Dies stellt gerade für Schulen eine große Herausforderung dar.

 

Grenzen der Verwendbarkeit

 

Alle Nutzer*innen von ChatGPT müssen früher oder später feststellen, dass gerade die Antworten und Lösungen von ChatGPT 4.0 beeindruckend gut sind. Trotzdem gibt es bestimmte Grenzen, wie ChatGPT im schulischen oder akademischen Kontext verwendet werden kann. Um sich das Ganze besser vorstellen zu können, betrachten wir beispielhaft ChatGPT als natürliche echte Person, die sehr viel Wissen hat. Wenn wir jetzt eine Frage, den sogenannten Prompt, an diese Person stellen, kann diese Person uns Fakten und Erklärungen auf Grundlage ihres Wissens geben. Wir können dieses Wissen aber nicht einfach verwenden, da es sich bei allen Antworten immer nur um die Wiedergabe von Literatur oder Quellen handelt. Mit anderen Worten: ChatGPT gibt Sekundärliteratur aus. Wenn wir uns nun an den Regeln zum wissenschaftlichen Arbeiten orientieren, ist Sekundärliteratur nicht uneingeschränkt verwendbar. Wir müssen uns also an der Primärliteratur orientieren, auf die ChatGPT unter anderem trainiert wurde. Es gibt immer Fälle, in denen ChatGPT auch als Quelle verwendet werden kann. Dies bringt uns zur zweiten grundsätzlichen Frage, die Schulen immer wieder beschäftigt: Wer ist dann eigentlich Autor*in des Textes? Auch wenn KI-generierte Inhalte keinen urheberrechtlichen Schutz genießen, handelt es sich dennoch um fremde Inhalte, die keine eigene geistige Leistung darstellen. Verwende ich also einen vollständig von ChatGPT generierten Text, ist dies nicht mein eigenes Werk und muss entsprechend gekennzeichnet werden. 

 

KI in Bildungseinrichtungen nutzen 

 

Hierfür hat die Berliner Senatsverwaltung in einer Handreichung zur KI-Nutzung an Schulen eine Empfehlung gegeben. Um diese an typische Literaturverzeichnisse und Quellenangaben anzupassen, haben wir die Angabe von ChatGPT als Literatur weiterentwickelt. Literatur und Quellenverzeichnisse dienen auch dem Zweck, die Arbeit von Autor*innen lückenlos nachvollziehbar zu machen. Daher sollte der benutzte Prompt im Verzeichnis immer mit angegeben werden. Oftmals hat man bei KI-Tools die Möglichkeit, einen Permanent-Link zu generieren. Dieser Permanent-Link ist quasi eine Abbildung der Anfrage mit genau der ausgegebenen Antwort und erlaubt es so, klar nachvollziehen zu können, auf welchen Prompt es welche Antwort gab. So können Lehrende im Nachgang genau nachvollziehen, welcher Prompt zu welchem Ergebnis geführt hat. Im Literaturverzeichnis ist der Name der KI, der Permanent-Link, der benutzte Prompt mit Datum und die Person, die den Prompt formuliert hat, anzugeben. 

Häufig kommt es zu sehr langen Prompts, da zum Beispiel Text mit angegeben wird. Hier ist es sinnvoll, diese als Anhang aus dem Quellen- beziehungsweise Literaturverzeichnis auszulagern oder nur eine kurze Beschreibung anzugeben, wenn der Inhalt bereits über einen Permanent-Link nachvollziehbar ist. Ein weiterer entscheidender Punkt ist, dass die eigene Arbeit der zu Prüfenden im Vordergrund stehen muss. Generiert die zu prüfende Person nun einen Großteil der Texte beziehungsweise der Prüfungsleistung mithilfe von KI-Tools, steht nicht mehr ihre eigene Leistung im Vordergrund und dies muss dementsprechend gewertet werden. Hier hilft auch nicht, wenn das verwendete KI-Tool richtig zitiert wird. 

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wofür Lernende eigentlich noch ChatGPT verwenden dürfen. Die Möglichkeiten sind so vielseitig, dass hier nicht alle aufgezählt werden können. So gibt es die Möglichkeit der Rechtschreib- und Grammatikkorrekturen. ChatGTP kann zudem Formulierungshilfen bieten, zum Beispiel für Leitfragen von Präsentationsprüfungen oder es kann helfen beim Auffinden von geeigneter Literatur sowie bei Verständnisfragen, indem es anhand von Beispielen Erklärungen einholen kann. 

 

Prüfungsformen verändern sich 

 

Bildungseinrichtungen werden in den nächsten Jahren vor der Hürde stehen, auf der einen Seite KI-Tools so zu unterrichten, dass Lernende die nötigen Soft Skills entwickeln, KI-Systeme bedienen und sinnvoll anwenden zu können, auf der anderen Seite die Nutzung von KI-Tools so zu regulieren, dass eine Sinnhaftigkeit in allen Lebensbereichen besteht. Während der Anfänge von ChatGPT ist es zur Mode geworden, bei Präsentationen Texte über ChatGPT zu generieren, auf Karteikarten zu kleben und dann als den eigenen Text vorzulesen. Dies ist ohne die Kennzeichnung keine eigene Leistung und zeigt, dass in einem Nachgespräch mehr Auseinandersetzung mit den thematischen Inhalten stattfinden muss, um sicherzustellen, dass diese auch verstanden wurden. Fragen zum methodischen Vorgehen sollten auf die sinnvolle und reflektierte Verwendung von KI-Tools gelenkt werden, gerade dann, wenn KI-Tools als Quelle, Literatur oder sonstiges angegeben wurden. 

ChatGPT verspricht in vielen Bereichen eine erhebliche Arbeitserleichterung. Gleichzeitig darf die Fähigkeit, sich selbst in Sachverhalte einzuarbeiten und Informationen zu extrahieren, nicht verloren gehen.