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Diskussion zur Zukunft der Lehrkräftebildung

Revolution. Drunter geht es nicht!

Die GEW BERLIN und „Schule muss anders“ wollten am 24.1. von den Entscheider*innen wissen: Wie wollen sie verhindern, dass die Kinder, die noch in der Kita sind, nicht ihre ganze Schullaufbahn unter den Mangelerscheinungen des Systems leiden.

Zahlen lügen nicht. Sie legen die Realität schonungslos da und können damit für Unbehagen sorgen. Und so kam auch bei Alexander Slotty (Staatssekretär für Bildung) und Armaghan Naghipour (Staatssekretärin für Wissenschaft) mit Blick auf die Ausbildungszahlen für den Lehrkräfteberuf ein ungutes Gefühl auf.

Die Zielzahlen in den Hochschulverträgen (2014-217: 1000 pro Jahr, 2018-2022: 2000 pro Jahr) wurden in den vergangenen Jahren nie erreicht.

Das Resultat: Schon jetzt fehlen in Berlin mehr als 1000 Lehrkräfte. 450 Schulen waren nicht zu 100 Prozent mit Lehrkräften ausgestattet. So weit, so schlecht. Nun werden die Hochschulverträge wieder neu verhandelt. Wieder für fünf Jahre. Wird nun endlich alles anders oder bleibt nur das ungute Gefühl, das sich spätestens in fünf Jahren wieder meldet?

Das wollte die GEW BERLIN zusammen mit der Initiative „Schule muss anders“ von der Politik wissen. Neben Slotty und Naghipour waren auch der Vizepräsident der HU Berlin Niels Pinkwart sowie die wissenschaftspolitischen Sprecher*innen von SPD (Ina Czyborra), Grüne (Laura Neugebauer), LINKE (Tobias Schulze) geladen. Die Diskussion stieß auf reges Interesse, vor allem bei Lehramtsstudierenden, junge Kolleg*innen, aber auch Eltern: 50 Teilnehmende waren im GEW-Haus und nochmal gut 350 im Netz via Videokonferenz.

Die Forderungen von GEW und „Schule muss anders“: Berlin braucht mindestens 3000 Lehrkräfte pro Jahr, um der Krise im Klassenzimmer wirklich etwas Substanzielles entgegenzusetzen. Und die Hochschulverträge sind dafür das wichtigste Steuerungsinstrument. Über Berlins Bildungszukunft darf nicht in Hinterzimmern entschieden werden. Doch Studienplätze allein reichen natürlich nicht. Um Studierende auf dem Weg in den Beruf nicht zu verlieren, müssen die Lehrkräftebildung absolute Priorität an den Universitäten haben. Deswegen müssen die Universitäten zusätzliche Professuren und Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen für den Lehramtsbereich einstellen und die Arbeitsbedingungen des Mittelbaus u.a. durch unbefristete Stellen verbessern. Dafür brauchen sie finanziell maximale Rückendeckung von der Politik. Gelder die für die Lehrkräftebildung vorgesehen sind, müssen auch dafür ausgegeben werden. Gleichzeitig müssen die Universitäten mehr in die Verantwortung genommen werden, ihre Zielzahlen zu erfüllen.

Und die Antworten der Politik? Waren verhalten, was die Zielzahl 3000 Absolvent*innen betrifft. Slotty und Naghipour sprachen von Wunschdenken. Schließlich begeistern allein mehr Studienplätze noch keinen jungen Menschen vom Arbeitsplatz Schule. Außerdem fehle das Uni-Personal zur Betreuung eben dieser Studierenden.

Mehr Transparenz bei den Hochschulvertragsverhandlungen? „Das wird ganz sicher besser laufen als beim letzten Mal“, versprach Staatssekretärin Naghipour und gab es offen gegenüber Gesprächsformaten und Rückkopplungen zur Begleitung der Verhandlungen.

Studienbedingen verbessern? Wollten alle Anwesenden. Ein Patent-Rezept, wie das Praxissemester finanziell für die Studierenden abgestützt werden soll, hatten sie aber nicht. Stipendien-Programme können das Problem nicht flächendeckend lösen, hieß es. Das Bafög ausbauen wäre ein Weg. Allerdings kann das nur der Bund.

Finanzierung sichern? „Unter Vorbehalt der Senatsverwaltung für Finanzen“, schrieb Armaghan Naghipour. Ihr Amtskollege Slotty gab zum Schluss noch ein Versprechen in Richtung Staatsvertrag oder Ländervereinbarung ab:

„Ich gebe Ihnen mein Wort, dass ich mich in diesem Berliner KMK-Präsidentschaftsjahr wirklich nachdrücklich dafür einsetzen werde, dass wir mit den Bundesländern so schnell wie möglich zu einer Einigung zu kommen, wie wir die Lehrkräfteausbildung in Deutschland reformieren“.

Beim Wort reformieren sagte Slotty erst revolutionieren. Ein Freudscher Versprecher...