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Recht & Tarif

Stille Superheld*innen

Personalräte machen wichtige Arbeit, die oft zu wenig Beachtung erfährt. Eine Kollegin hat gute Erfahrungen mit ihrem Personalrat gemacht. Ihre Eindrücke zeigen auf, worauf es bei guter Personalratsarbeit ankommt.

Foto: Adobe Stock

Ich habe mein Referendariat vor mehreren Jahren abgeschlossen und blicke inzwischen auf einige Alltagserfahrung an Schulen in Marzahn-Hellersdorf zurück. Meine erste Berührung mit dem Personalrat hatte ich bereits beim Start in das Referendariat. Dort stellte der Personalrat (PR) sich und seine Arbeit kurz vor; 17 Mitglieder des PR Marzahn-Hellersdorf stehen den über 3.000 Dienstkräften des Bezirks beratend zur Seite. Versorgt mit einigem Infomaterial gewann ich das Gefühl, dass es nicht schwierig wäre, diesen Personalrat bei Notwendigkeit zu erreichen. Und ich sollte seinen Rat schon bald brauchen.

Basics: Gute Erreichbarkeit

Bei der Einstellung habe ich den Personalrat zum zweiten Mal in einem sogenannten Casting-Verfahren wahrgenommen. Nach der Einstellung »holperte« es monatelang mit meiner Bezahlung und ich wollte einfach mal genau wissen, was richtig ist. Ich erinnerte mich: Einfach googeln »Personalrat Marzahn-Hellersdorf«. Treffer! Der erste Link bringt mich auf die richtige Seite. Wenig später saß ich in einem Raum des Rathauses beim Personalrat am Tisch. Eine Kollegin des PR erklärte mir die Eindeutigkeit der tarifvertraglichen Festlegungen in meinem Fall und half mir bei dem Verfassen einer Geltendmachung. Das war ja einfach, aber wer kennt sich beim Berufseinstieg mit solchen Detailfragen schon aus! Gut, dass mein PR jederzeit mit wenigen Klicks erreichbar ist.

Basics: Schneller Rat

Schnell blies mir der Schulalltagswind ins Gesicht. Stundenplanung, Vertretungen, Springstunden, Pausenaufsichten, Fahrtkosten bei Dienstwegen … So viele Fragen und Aufgaben auf einmal. Die Arbeit türmte sich und drohte mir über den Kopf zu wachsen. Sollte ich ein paar Stunden runtergehen? Kann ich dann eine Freistellung an bestimmten Wochentagen beanspruchen? Ich fragte in einer Mail an den PR nach. In der schnellen Rückmeldung bekam ich Links zu relevanten Rechtsgrundlagen und wir verabredeten uns zu einem Telefonat.

Das Thema Teilzeit braucht mehr Aufmerksamkeit. Mir wird deutlich, dass wir Kolleg*innen im Team gut beraten sind, wenn wir hier gemeinsame Lösungen suchen. Die besonderen Möglichkeiten der Gesamtkonferenz für die demokratische Teilhabe in den schulischen Prozessen sollten wir kennen und nutzen. Der Personalrat bietet sich hier zur zielgerichteten Beratung an. Es gibt Beispiele aus anderen Schulen für Gesamtkonferenz-Beschlüsse zum fairen kollegialen Umgang mit Teilzeit.

Basics: Anschauliche Kommunikation

Als ich ein weiteres Mal beim Personalrat war, es ging um Fragen von Freistellung und Sonderurlaub aus familiären Gründen, bekam ich eine kleine A5-Broschüre in die Hand gedrückt: »Rechtstipps für Beschäftigte von A bis Z«. Der Personalrat gibt hier zu ganz vielen Fragen aus dem Dienstalltag Tipps in sehr knapper Form und Quellenverweise zu den Rechtsgrundlagen. Auch enthalten sind wichtige Adressen und Erreichbarkeiten, wie zum Beispiel Schulaufsicht, Personalstelle, Beratungsstellen. Wer es genauer braucht, fragt nach. Hilfreich und zeitgemäß sind auch die Verlinkungen zu weiteren Quellen per QR-Code. Hier erinnere ich mich auch an die ansprechenden jährlichen Tätigkeitsberichte des Personalrates, die im Vorfeld der Personalversammlungen an die Schulen ausgegeben werden. Die in loser Folge erscheinenden Personalratsinfos zu aktuellen Fragen gehören ebenso zu den anschaulichen Formaten der Kommunikation. Und alle diese Informationen finde ich auch online auf der PR-Seite. Dass der Personalrat auch optisch gut sichtbar ist, ist eine Grundvoraussetzung für gute PR-Arbeit.

Basics: Gut informiert, gut vernetzt, aktuelle Angebote

Plötzlich reden alle von Verbeamtung. Die ganz Neuen sollen bereits in der Einstellungsrunde zum neuen Schuljahr ein Angebot bekommen. Ich dann wohl später. Aber was bedeutet das denn für mich, diese Entscheidung fürs Leben? Was mir die Senatsbildungsverwaltung im Netz an Infos anbietet, wirft mehr Fragen auf als Antworten. Der Informationsgehalt lässt sich kurzfassen: Lies alle einschlägigen Gesetze und Verordnungen, dann bist du gut informiert. Mein Personalrat will hier demnächst mehrere Informationstreffen anbieten. Das kann er, weil er selbst durch die gute Vernetzung in der GEW und die kompetente Schulung in die Lage versetzt ist, seine Beschäftigten zu informieren, so gut es aktuell möglich ist.

Basics: Engagierte Mitstreiter*innen gewinnen

Ich habe meinen PR immer wieder mit meinen Fragen »gequält«, per Mail, per Telefon oder im persönlichen Gespräch. Und ich weiß inzwischen, nicht immer gibt es eine Lösung in meinem Sinne, aber immer gibt es eine Antwort. Immer werde ich ein wenig schlauer in den kleinen und größeren Rechtsfragen des schulischen Alltags. Letztes Mal wurde ich vom PR-Kollegen gefragt: Kannst du dir vorstellen, bei uns mitzumachen, hättest du Interesse? Das fachliche Knowhow lernst du schnell, Leidenschaft und Engagement bringst du mit. Ich fragte zurück, welchen Nutzen ich davon hätte und bekam erwidert: gute Rechtskenntnisse und damit Sicherheit in der täglichen Auseinandersetzung, den aus der Enge der Schule geöffneten Blick von oben auf alle unsere Schulen, das gute Gefühl, kampfstarke Partner*innen an der Seite zu haben…

Die nächsten PR-Wahlen sind 2024. Ich überleg‘s mir.       

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46