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Gewerkschaft

Verfolgte Lehrkräfte im Nationalsozialismus

Eine Studie hat das Schicksal verfolgter Lehrkräfte erforscht. Eine Arbeitsgruppe will das Andenken bewahren.

Foto: Esther Stosch - pixelio

Die GEW BERLIN hat 2018 die Studie »Der Prozess der ‚Gleichschaltung‘ der Lehrerverbände sowie die Diskriminierung und Verfolgung Berliner Lehrkräfte im Nationalsozialismus« veröffentlicht. Zuvor ließ die Sekundärliteratur in allen Schularten Berlins 100 bis 150 in der NS-Zeit verfolgte Lehrkräfte erwarten. Die Autor*innen ermittelten jedoch 468 Betroffene allein unter den rund 8.000 Oberschullehrkräften. Leider gibt es für die Grundschulen keine systematischen Akten, so dass hier einzelne Schulen und dortige Arbeitskreise arbeiten müssen, um Neues zu erkunden.

Nun werden wir die Studie für die Weiterarbeit in den Schulen nutzen können, denn die Studie wird über das Internet zugänglich gemacht werden. Ein Nachdruck der Untersuchung ist zum Beginn des Jahres 2025 geplant.

Jetzt kommt es darauf an, dass sich interessierte Kolleg*innen melden, die sich in der nächsten Zeit vorstellen können, sich dafür zu engagieren, mit der Studie der GEW BERLIN in der Öffentlichkeit Berlins gegen das Vergessen der 468 Lehrkräfte und damit gegen wieder erstarkende rechtsradikale Tendenzen zu arbeiten. Wir brauchen Kolleg*innen, die motiviert sind, an ihrer eigenen Schule dieses Thema im Geschichts- oder Politik-Unterricht zu behandeln oder einen Arbeitskreis zu gründen, ein Theaterstück zu erarbeiten oder andere Formen zu finden, wie ehemals von den Nazis Verfolgte (Eltern, Lehrkräfte, Schüler*innen) dem Vergessen entrissen werden können.

In der Studie der GEW von den Autor­*innen Simone Ladwig-Winters und Hans Bergemann sind die Namen und Grundstrukturen der Biografien von 468 Kolleg*innen, von insgesamt knapp 8.000 Lehrkräften, an Berliner Oberschulen festgehalten. In der Studie finden sich auch Tabellen zu den Umbenennungen und Namenswechseln der Schulen, an denen die verfolgten Lehrkräfte unterrichteten. Wie ihr vor Ort an der Schule damit umgeht, ist eurer Fantasie und den Umständen an eurer Schule überlassen.

Wir, die GEW BERLIN, wollen eine Arbeitsgruppe aufbauen, die vom Geschäftsführenden Landesvorstand (GLV) unterstützt wird und die Schulungen organisiert (in welchen Archiven und wo sonst finde ich Material, wie kann ich damit umgehen) und die eine schulübergreifende Verbreitung der Studie vorbereitet, unterstützt und durchführt.

Wir rufen deshalb alle an dieser Thematik interessierten Kolleg*innen auf, sich zu melden. Wir brauchen viele Kolleg*innen vor Ort an ihren Schulen wie auch Kolleg*innen, die perspektivisch diese Arbeit in der GEW BERLIN organisieren wollen. Schickt dazu bis Ende September eine E-Mail an Christoph Wälz vom GLV. Wir laden vor den Herbstferien, am 16. Oktober, zu einem ersten Treffen ein. Für das Frühjahr wollen wir dann die ersten Einführungsschulungen mit der Autorin der Studie planen.

 

Kontakt: christoph.waelz(at)gew-berlin(dot)de

Infos zur Studie

 

 

Einzelbiografien

 

In der blz/bbz sind in den vergangenen Jahren schon eine Reihe von Einzelbiografien veröffentlicht worden, die oft auch auf den Daten der Studie beruhten, zum Beispiel: »Der Lebensweg des Arthur COHN« (bbz 1/2019), »Dora Philippson« (bbz 3/2020) und »Der Lebensweg von Hermann Schulz« (bbz 5/2020). Weiter hat eine AG der Theodor­Heuß-Gemeinschaftsschule am 29.03.2023 im Rathaus Schöneberg mit großem Erfolg eine szenische Lesung zum Schicksal zweier Lehrkräfte (aus der Untersuchung) der damaligen Fichte-Realschule in ihrem Gebäude aufgeführt.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46