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Recht & Tarif

Vom Lehrerzimmer zum Personalraum

Frauenvertreterinnen sensibilisieren in den Schulen für eine geschlechtergerechte Sprache.

Foto: IMAGO

Als Neuköllner Frauenvertreterinnen besuchen wir regelmäßig die vielen verschiedenen Schulen des Bezirks. Dabei fällt uns auf, dass sich die Beschäftigten in den Pausen längst nicht mehr überall ins »Lehrerzimmer« zurückziehen, sondern mancherorts in »Personalräume« oder »Teamstationen«. Wieso ist das bemerkenswert? Dem Leitfaden für eine geschlechtergerechte Sprache zufolge ist unsere Sprache »ein Spiegel unseres Zusammenlebens. Wie wir leben, arbeiten, was wir wichtig finden und was übersehen werden kann – das alles findet seinen Ausdruck in der Sprache. Mit der Sprache lernen wir die Werte und Normen unserer Kultur und reproduzieren sie gleichzeitig.« 

Das bedeutet, dass es nicht egal ist, wie wir sprechen und wie wir Dinge bezeichnen. In wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass die Verwendung der männlichen Form nicht nur sprachlich, sondern auch tatsächlich zur Benachteiligung von Frauen und anderen Personen im Sinne des Landesgleichstellungsgesetzes führt. Werden beispielsweise Experten gesucht, werden weniger Frauen genannt, als wenn nach Expertinnen und Experten gefragt wird. Deshalb schreibt die Gemeinsame Geschäftsordnung für die Berliner Verwaltung (GGO) vor, dass die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu beachten ist. 

 

Sprache schafft Realitäten

 

Auch der aktuelle Frauenförderplan als Instrument des Landesgleichstellungsgesetzes formuliert den unmissverständlichen Auftrag an die Schulen, dass Gremien und Räumlichkeiten geschlechtergerecht benannt und beschriftet sein sollen. Unser Auftrag als Frauenvertreterinnen ist es, über die Umsetzung des Frauenförderplans zu wachen. Deshalb senden wir bei unseren Besuchen klare Botschaften an die Schulleitungen. Uns ist allerdings bewusst, dass die Veränderung von Gewohnheiten Zeit braucht, es braucht ein sich gemeinsam veränderndes Sprachbewusstsein.

Die Bezeichnung »Lehrerzimmer« sollte auch aus einem weiteren Grund überdacht werden. Es treffen sich dort längst nicht mehr nur Lehrkräfte. Zum Pause machen und zum kollegialen Austausch kommen viele Professionen zusammen: neben Erzieher*innen, Pädagogischen Unterrichtshilfen, Schulsozialarbeiter*innen auch Schulpsycholog*innen oder pädagogische Assistent*innen. All diese Berufsgruppen werden durch den Begriff »Lehrerzimmer« sprachlich nicht abgebildet, obwohl sie unerlässliche Teile des Teams sind. 

Vor diesem Hintergrund möchten wir als Frauenvertreterinnen dazu anregen, Denk- und Sprechgewohnheiten zu hinterfragen und in den Kollegien über das »Lehrerzimmer« ins Gespräch zu kommen, um im Sinne einer diskriminierungsfreien Schulkultur mit gutem Beispiel voranzugehen.

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Privat:  030 / 219993-46