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Umfrage zur Verbeamtung

Wahlversprechen halten, Verbeamtung gerecht umsetzen!

Die GEW BERLIN hat die Mitglieder befragt, was ihnen bei der Verbeamtung besonders wichtig ist.

Foto: GEW BERLIN

Die GEW BERLIN appelliert an die Koalition, ihr Wahlversprechen zu halten und die Verbeamtung gerecht umzusetzen. Das wünschen sich unsere Mitglieder. »Fair und unkompliziert« muss es ablaufen, und solidarisch.

Wir haben euch, unsere Mitglieder, in einer Online-Umfrage befragt, was euch bei der Umsetzung der Verbeamtung besonders wichtig ist. Über 920 Personen haben sich daran beteiligt.

Mit Abstand am wichtigsten für alle Befragten ist der Nachteilsausgleich für diejenigen Kolleg-*innen, die nicht verbeamtet werden können oder wollen. Kolleg*innen haben uns in den anonymen Kommentaren zur Umfrage geschrieben, es dürfe keinesfalls eine »Zweiklassengesellschaft« im Lehrer*innenzimmer manifestiert werden. Dazu müsse vermieden werden, dass die Einkommensbedingungen der Angestellten weiter hinter denen der Beamt*innen zurückbleiben. Die GEW BERLIN fordert seit langem ein Modell, mit dem die statusbedingten Unterschiede im verfügbaren Einkommen zwischen Angestellten und Beamt*innen ausgeglichen werden. Die Absichtserklärung hierzu findet sich im Koalitionsvertrag als »Lösungsmodell zum Nachteilsausgleich« für angestellte Lehrkräfte, die nicht verbeamtet werden können oder wollen. Wie die Umsetzung konkret erfolgen soll, ist bislang unklar.

Auch die »Altersgrenze« ist vielen Kolleg*innen sehr wichtig. Als dringenden Wunsch formulieren die Mitglieder eine Anhebung der Altersgrenze bzw. eine temporäre Abschaffung. Lehrkräfte, »die den Laden seit 20 Jahren am Laufen halten« haben Angst, ohne Anhebung der Altersgrenze erneut durchs Raster zu fallen und eine Verbeamtung zu verpassen. Zur empfundenen Altersdiskriminierung komme der »Motivationskiller« hinzu, wenn währenddessen die jungen Kolleg-*innen, gerade aus dem Referendariat kommend, direkt verbeamtet werden, während langjährige Kolleg*innen ihre Verbeamtung auf die lange Bank geschoben sehen.

Die zu absolvierende Gesundheitsprüfung wird in den Kommentaren zur Befragung als »Unding« markiert. Rehamaßnahmen sollten ähnlich wie eine Mitgliedschaft im Sportverein als »vorsorgendes Engagement wertgeschätzt werden, statt ein Ausschlusskriterium zu setzen«, schreibt eine Befragte. Eine Gesundheitsprüfung »für diejenigen, die tagtäglich im Job ihre Gesundheit riskieren und deren Gesundheit bereits leiden musste?« – das empfinden viele Beschäftigte als respektlos. Die GEW BERLIN fordert zu berücksichtigen, dass viele Lehrkräfte bereits Jahre im Dienst der Berliner Schule verbracht haben.

Stark durchzieht die Antworten ein solidarisches Statement, auch Generationengerechtigkeit haben unsere Kolleg*innen im Blick. Die Einrichtung eines Pensionsfonds wird befürwortet: »Sollte ein Pensionsfonds gebildet werden, muss gesetzlich verankert werden, dass die Gelder nachhaltig und klimagerecht angelegt werden.« Ebenso bedeutsam erscheinen die Perspektiven der generell von der Verbeamtung »ausgeschlossenen Lehrkräfte«. »Quereinsteiger*innen, Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung (LovL), pädagogischen Unterrichtshilfen ist eine Beamt*innenlaufbahn bisher versperrt. Das Ziel müsse lauten: »Gleicher Lohn und gleiche Rechte für gleiche Arbeit«.

Einige Kolleg*innen äußern Bedenken, dass die Verbeamtung nicht die deutlich dringlicheren Fragen der Belastungssteuerung lösen könne. Die Politik sollte sich daher vorrangig um Anliegen wie kleinere Klassen, eine Kürzung der Pflichtstundenzahl oder mehr Personal kümmern.

Als Lösung für den Fachkräftemangel wird die Verbeamtung in den Kommentaren nicht gesehen: »Im Übrigen liegt es nicht an Verbeamtung oder nicht, wie der Senat fälschlicherweise annimmt, ob Lehrer*innen nach Berlin kommen: es liegt an den kaum bezahlbaren Wohnungskosten [...] .« Auch wird von Kolleg*innen die Gefahr beschrieben, dass mit der Verbeamtung die Mittel des gewerkschaftlichen Protests nicht mehr zur Verfügung stehen. Als Antwort fordern sie das Streikrecht für Beamte – »Was in Europa geht, muss in Deutschland […] auch möglich sein«. Die GEW betreibt hier seit Jahren mit engagierten Kolleg*innen gerichtliche Verfahren, die ausstehende Entscheidung auf europäischer Ebene wird mit Spannung erwartet.  

Kontakt
Markus Hanisch
Geschäftsführer und Pressesprecher
Telefon:  030 / 219993-46